Amtsblatt der Stadt Steyr 1969/2

8 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1969 werden müssen. Insbesonders steht die Einführung einer Kanalbenützungsgebühr zur Debatte, von deren Ein- hebung das Land die Zuteilung von Förderungsmittel für Kanal- · und Wasserbauten abhängig macht. Nach einer Pause sprach als erster Debattenred- ner Bürgermeister-Stellvertreter Leopold Petermair: Er führt u. a. aus, daß die von der Gemeinde zu bewältigenden Probleme Gegenwartsaufgaben sind und nicht in die Zukunft verschleppt werden können. Der Vermögensstand der Gemeinde ließe es zu, zur Finan- zierung der dringendsten Projekte die entsprechenden Darlehen aufzunehmen. ·Trotz dieser Darlehensaufnah- me sollte jedoch auf äußerste Sparsamkeit geachtet werden. So ist im Wehrgraben ein Kindergarten um S 4 Millionen errichtet worden und auf der Ennsleite konnte ein gleich großer in einem vom Wiederaufbau- fonds geförderten Haus um S 600. 000, - errichtet wer- den. Es sollte an den Verein der Wohnungsfreunde herangetreten werden, um auf dem Tabor einen ähn- lichen Kindergarten einzuplanen. Er sprach sodann über den Straßenausbau, wel- cher viele Millionen erfordern wird. Es müsse hier ein generelles Straßenbauprogramm ausgearbeitet werden. Ebenso solle die Schaffung von Parkplätzen forciert wetden. Es seien hier der Wieserfeldplatz und ein Park- hausprojekt auf dem Areal der früheren KFZ- Werkstät - te Wurz zu nennen. Bürgermeister- Stellvertreter Petermair schloß seine Ausführungen mit dem Hinweis, daß es keine Probleme gibt, die bei gutem Willen und mit ehrlicher Kompromißarbeit nicht gelöst werden können. Voraus- setzung hfezu sei der Abbau von Mißtrauen und Recht- haberei. t 1 1 Gemei11<:lerat Johann Zöchling begrüßte es als nächster Redner, daß 1969 erstmalig für die Förderung des Fremdenverkehres S 310. 000, - bereitgestellt sind. Steyr muß vor allem um jene Gäste werben, die der Stadt wegen ihrer Schönheit einen Besuch abstatten wol- len und Kontakt mit Vereinen und Organisationen auf- nehmen, damit diese hier Tagungen 11nd Kongresse durchführen. Es muß versucht werden, durch günstige Kredite und Subventionen die Fremdenverkehrsbetriebe fortschrittlicher, angenehmer und schöner zu gestalten. Mit der Bitte an den Gemeinderat, sich auch weiterhin dem Fremdenverkehr aufgeschlossen zu zeigen, schloß er seine Ausführungen. 24 Gemeinderat Dr. Hermann Gärber stellte fest, daß die Gemeinde in erster Linie ein Wirtschaftskörper und keine Wohltätigkeitsinstitution zu sein habe. Durch die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft der Stadt erleide sie einen wirtschaftlichen Schaden von jährlich 10 Mil- lionen Schilling, da der Mietzins jeder Wohnung von der Gemeinde mit monatlich S 400, - bis S 500, - ge- stützt wird. Er schlug vor, die für den Wohnbau bisher aufgewendeten Mittel in Höhe von 130 Millionen Schil- ling flüssig zu machen und der Wirtschaft zuzuführen, damit sie Gewinn für die Stadt bringen. Zur Sanierung des Stadthaushaltes hielt er folgende 10 Punkte für er- forderlich: 1) Ein Umdenken der ganzen Bevölkerung ist notwendig, damit wir nicht in der Wohlstandsbequemlichkeit unter- gehen. Der Gemeindebewohner darf nicht immer nur von der Gemeinde fordem und Geschenke erwarten. Die Abwälzung persönlicher Dienstleistungen auf die Allge- meinheit, wie es bei w1s gang und gäbe ist, und ein Le-· ben der Bequemlichkeit, mit Luxus wie Auto w1d Fern- sehen, Auslandsreisen usw., wird wahrscheinlich ein Um- denken notwendig machen. Wenn jemand für die Wohnung wenig bezahlt w1d von der Gemeinde einen Zuschuß erhält, so bleibt ihm soviel Geld, daß er mit diesem Geld in das Ausland fah- ren kann. Diese Auslandsreisen,. die sich soviele leisten, können sie deswegen durchführen, weil sie für die Woh- nung nicht den kostendeckenden Betrag bezahlen. 2) Die Darlehensgewährw1g seitens der Stadt Steyr an die GWG ist einer Änderung zuzuführen. Es ist ein Unding, wenn die Gemeinde Steyr Gelder verleiht, die' sie selbst gar nicht hat. 3) DieRückzahlungsquoten derDarlehen derGWG an die Stadt Steyr sind zu erhöhen. Es ist in der heutigen Zeit der schleichenden Inflation unmöglich, Rückzahlungs- quoten von 1 "/o weiterhin für die Stadt durchzuführen, weil dies einen finanziellen Nachteil und wirtschaftlfrhen .Verlust für die Stadt bedeutet. 4) Die Erbauung der Hundsgrabenumfahrung ist sofort in Angriff zu nehmen und für 1969 muß mindestens ein Be- trag von S 10 Millionen zur Verfügung gestellt werden. Ein Wirtschaftsaufschwung kann sich nur dort vollziehen, wo die verkehrsmäßige Aufschließw1g erfolgt ist. 5) Der Bw1d wäre zum Bau des neuen Bundesrealgymna- siums so rasch wie möglich zu bewegen, da dieser Bau der Gemeinde nichts kostet, jedoch die Wirtschaft be- leben wird. 6) Die Bundesstraßenverwaltw1g möge veranlaßt werden,

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