Amtsblatt der Stadt Steyr 1969/1

4 AMTSBLATT DER STADT STEYR 19{;)9 • 0 (f-ß-<J-flt {f_fJJJ,{L{Je / entbietet die Sparkasse in Steyr MIT DEN ZWEIGSTELLEN: MONICHHOLZ UND SIERNING der Turmbrüstung, - in der Nacht eine Feuerlaterne, - zeigte in die Richtung des Brandes. Die Türmer unterstanden dem Stadtturnermeister (von Turn = Turm), der auch für das Choralblasen und für die aus vi r bis fünf Mann bestehende Stadtmusik~ kapelle verantwortlich war. Er wurde vom Rate gerügt, w nn di ' Turmwächter, die ab 1655 für ihre Tätigkeit jährlich 3J Gulden 1 Schilling 18 Pfennige erhielten, ihre Pflicht vernachlässigten. Um die Anwcs nhcit des Wächters auf dem Turm jederzeit kontrollieren zu können, verlangten die Stadt- väter, daß die Stundenschläge der Turmuhr vom Türmer mit einem Hauum:r nachgeschlagen wurden. Im Jahre 1709 befahl die Stadtobrigkeit auch das Nachschlagen der Viertelstunden. Da die Turmwächter diese Anordnungen nicht pünktlich befolgten, mußten sie einen halben Tag lang in den Arrest. Bei Torschluß rüsteten sich die vier Nacht - w ächte r für die nächtlichen Rundgänge. In den Archivalien werden sie auch "Stundenrufer" genannt, weil sie die Stunden anzusagen hatten. Ob sie hiezu, wie in anderen Städten, ein Horn benützten, ist in Steyr nicht nachzuweisen. Von der Stadtverwaltung wurden sie manchmal zu anderen Verrichtungen herangezogen. So * hatten sie z. B. Malefizpersonen vorzuführen, eine Tätigkeit, die sie ungern ausübten. Ab und zu gab es auch über die Nachtwächter Klagen im Stadtrat. Im Jahre 1730 wurde bemängelt, daß sie im Sommer erst um zehn Uhr die Stunden aus- rufen und um zwei Uhr früh schon aufhören. Sie er- hielten den strengen Auftrag, von neun Uhr abends bis drei Uhr die Stunden anzusagen. Von einem Nacht· wächter, der auf der Ennsbrücke schlafend angetroffen wurde, berichten die Ratsprotokolle aus dem Jahre 1758. Heutzutage sind sie alle vergessen, die in ver- gangenen Zeiten für die Sicherheit der Bürger zu sorgen hatten. Nur noch der mit Horn, Hellebarde und Laterne ausgestattete Nachtwächter im Steyrer Kripperl bringt sie wieder in Erinnerung, wenn er das Spiel eröffnet mit dem alten Lied: "Meine Herren und Damen, laßt euch sag'n, der Hammer, der hat zwölfe g'schlag'n 1 " Dr. Josef Ofner (Stadtarchiv: Ratsprotokolle. V. Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740) Oberreichung von Lebensrettungsmedaillen A m Donnerstag, den 14. November 1968, überreich- te Bürgermeister Josef Fellinger im Rahmen der Jung- bürgerfeier im Rathaus an die Herren Wilhelm Jetzinger und Ludwig Rebhandl die ihnen von der Oberösterreichi- schen Landesregierung verliehenen Lebensrettungsme- daillen in Bronze. Gleichzeitig übergab er ihnen eine gemeinsam von der Oberösterreichischen Landesregie- rung und der Stadtgemeinde Steyr gewährte Geldbeloh- nung. Im Kreise von Jungbürgern und in Anwesenheit seiner beiden Stellvertreter Franz Weiss und Leopold Pe- termair würdigte Bürgermeister Fellinger den Mut der Geehrter, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens diese Lebensrettungen durchführten. Wilhelm Jetzinger, der als Zugführer beim Öster- reichischen Bundesheer in Steyr Dienst macht, bemerk- te am 27. 6. 1968, wie der 18jährige Student Wilhelm Klopfer, auf einer Luftmatratze treibend, in denSog des Kruglwehres im Steyrfluß gezogen wurde, unterWas - ser geriet und sich aus den starken Wasserwirbeln nicht mehr befreien konnte. Dabei verlor er überdies das Be- wußtsein. Jetzinger, der den Unfall beobachtete, sprang kurzentschlossen in den Steyrfl uß. Es gelang ihm, Klop- fer, der bereits von den Wirbeln unter Wasser gezogen wurde, zu erfassen, mit ihm den Wehrstrudel zu durch- tauchen und in das Kehrwasser der Wehranlage zu ge- langen. Er zog denBewußtlosen ans Ufer und unternahm 4 sofort Wiederbelebungsversuche durch Mund-zu-Mund- Beatmung, die schließlich den Erfolg hatten, daß die Atemtätigkeit des Geretteten wieder einsetzte. Mit einem Rettungswagen des Roten Kreuzes wurde der noch immer Bewußtlose ins Landeskrankenhaus Steyr gebracht. Er befand sich zu dieser Zeit noch immer in Lebensge- fahr. Durch die sofort eingesetzten Wiederbelebungsver- suche Jetzingers wurde jedoch erreicht, daß der Verun- glückte nicht an den Folgen des Badeunfalles verstorbe11 ist. Jetzinger hat bei dieser Gelegenheit nicht nur be- sonderen Mut bewiesen, sondern durch seine spätere Um- sicht die Voraussetzungen geschaffen, daß der Verun- glü.ckte auch nachher noch am Leben blieb. Wer die Strömungsverhältnisse am Kruglwehr kennt, wird die mutige Tat des Zugführers Jetzin:;er, bei der er sich selbst in Lebensgefahr begab, richtig zu würdigen wis- sen. Ebenso hervorhebenswert ist auch das Verhalten des Herrn Ludwig Rebhandl. Durch eine größere Menschen- ansammlung aufmerksam gemacht, beobachtete er am 3. August 1968 eine im Steyrfluß hilflos treibende Frau, die vorher vou der Fallenbrücke in die dort ziemlich rasch und bewegt fließenden Fluten gesprungen war. Die vieleu Zuschauer konnten sich nicht entschließen, ziel- führe~de Rettuugsmaßnahmen zu ergreifeu. Rebhaudl, der jedoch sofort handelte, rutschte über die sehr steile

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