Amtsblatt der Stadt Steyr 1968/8

1968 Amtsblatt der Stadt Steyr 3 Rennbahngelände (S 795. 000, - -) fand die Sitzung des Senates ihr Ende. Vom Aufsichtsrat der Gemeinnützigen Wohnungs- gesellschaft der Stadt Steyr (Stadtsenat) wurden ver- geben: Wohnbauvorhaben Ennsleite XIX: Durchführung zusätzlicher Elektroinstallationsarbeiten; Wohnbau Ennsleite XXI: Maler- und Anstreicher- arbeiten; Wohnbau Tabor XVIII/1 + 2: Deckenlieferungen; WohnbauEnnsleite XVIII/c - f, Ennsleite XXI und Tabor XVI: Lieferung des Bodenbelages und der Sockel- leisten. Die Gesamtauftragssumme erreichte S 1,345.000, --. * * Der erste Schubertsänger Johann Michael Vogl Zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages am 10. August 1968. Kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges, am 7. Juli 1914, wurde am Hause Haratzmüllerstraße 32 eine von Professor Leo Zimpl ausgeführte Gedenktafel enthüllt. Sie zeigt die Inschrift: "Geburtshaus des ersten Schubertsängers Johann Michael Vogl, Hofopernsänger in Wien. Geboren 10. August 1768. Gestorben 19. No- vember 1840. Gewidmet vom M.G. V. Kränzchen Steyr 1914". Laut Taufbuch der Stadtpfarre Steyr hatte Vogl noch den Vornamen Laurentius erhalten, wurde er doch am Tage dieses Heiligen getauft. Als Eltern werden Johann Michael und Klara Vogl, geborene Pauriedl, angegeben, als Pate ist Leopoldus Sturmberger, behauster Löt- schlosser auf der Gmain, Pfarre Garsten verzeichnet. Des Sängers Vater war Schiffschreiber bei Johann Carl Selhamer, der in Steyr von 1752 bis 1771 als Schiff- meister tätig war. Im Jahre 1760 erwarb er käuflich das Haus des Fragners Anton Klausriegler in Ennsdorf und er- hielt das Bürgerrecht auf die Fragnerei (Lebensmittel- handel). Er übte also nicht, wie man in der einschlä- gigen Literatur lesen kann, auch den Beruf eines Schiff- meisters aus. Schon als neunjähriger Knabe war Vogl, dem der Tenorist Strausberger und der Regenschori Kugel Musik- unterricht erteilten, bezahlter Sopransänger der Stadt- pfarrkirche. Im Jahre 1781 trat der lernbegierige Junge in das Gymnasium des Stiftes Kremsmünster ein, wo er nach vier Jahren seine Studien mit Auszeichnung abschloß. Seine musikalischen und schauspielerischen Fähigkeiten fanden bereits hier große Beachtung. Franz Xaver Süß- ma yr, der Vollender des Mozart-Requiems, zählte schon damals zu seinen besten Freunden. Gemeinsam über- siedelten beide 1785 nach Wien, Vogl widmete sich dem Studium der Rechtswissenschaften und suchte nach Abschluß desselben beim Wiener Magistrat unterzu- kommen. Doch einer "inneren unwiderstehlichen Nei- gung" folgend, wurde er Opernsänger. Durch Ver- mittlung Süßmayrs, der als zweiter Kapellmeister an der Hofoper wirkte und des Hofmusikgrafen Ugarte kam Vogl am 1. Mai 1794 an das Kärntnertor-Theater, wo er bald zu den hervorragendsten Sängern und Schau- spielern zählte. Im Frühjahr des Jahres 1822 zog sich der Künstler, der über eine herrliche Baritonstimme verfügte, von der Bühne zurück und bemühte sich in der Folgezeit um die Verbreitung der Werke des Liederfürsten Franz Schubert, den er um 1817 kennen gelernt hatte. Das erste Zusammentreffen des gefeierten, selbst- bewußten Hofoperisten mit Schubert, das dessen Freund Franz von Schober ermöglic~t hatte, schildert Joseph von Spaun in seinen Memoiren: "Er (Vogl) uat um die bestimmte Stunde ganz gravitätisch bei Schober ein, und als ihm der kleine unansehnliche Schubert einen etwas linkischen Kratzfuß machte und über die Ehre der Bekanntschaft in der Verlegenheit einige unzusammen- hängende Worte stammelte, rümpfte Vogl etwas gering- schätzig die Nase, und der Anfang der Bekanntschaft schien uns unheilvoll. Vogl sagte endlich: 'Nun, was haben Sie denn da? Begleiten Sie mich!• und dabei' nahm er das nächstliegende Blatt, enthaltend das Gedicht von Mayrhofer 'Augenlied', ein hübsches melodiöses, aber nicht bedeutendes Lied. Vogl summte mehr, als er sang und sagte dann etwas kalt: 'Nicht übel•. Als ihm hierauf andere Lieder, auf die ich mich nicht mehr erinnere, ich glaube 'Schäfers Klage' und 'Ganymed' waren darunter, begleitet wurden, die er alle nur mit halber Stimme sang, wurde er immer freundlicher; doch schied er ohne Zusage wiederzukommen. Bei dem Weggehen klopfte er Schubert auf die Schulter und sagte zu ihm: 'Es steckt etwas in Ihnen, aber Sie sind zu wenig Komödiant, zu wenig Charlatan ! Sie verschwenden Ihre schönen Gedanken, ohne sie breit zu schlagen'". Wie stark aber Vogl von den Liedern Schuberts beeindruckt war, berichtet Spaun an anderer Stelle: "Der Eindruck, den diese Lieder Schuberts auf Vogl 119

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