Amtsblatt der Stadt Steyr 1968/5
1968 Amtsblatt der Stadt Steyr 5 Landes. Die Bestattete hat so wie fast alle anderen Toten auch ein eisernes Messer ins Grab mitbekommen. Alle zwei Ohrgehänge sind für den Stil des 7. Jh. n. Chr. typisch, werden aber vereinzelt auch im 8. Jahrhundert noch getragen worden sein. Das Grab 3 enthielt ein Ton- gefäß vom Typ der sogenannten Wellenbandkeramik, die vom ausgehenden 8. Jahrhundert an typisch ist, Da, wie schon erwähnt, mindestens 20- 30 Gräber zerstört wor- den sein dürften, hinter denen erst dieses Grab lag, ist anzunehmen, daß dieser Friedhofteil zum jüngsten Be- reich des Bestattungsplatzes gehört. Abb. 1 Abb. 2 Bei der zum Vorschein gekommenen Säule handelt es sich um die untere Hälfte einer Rundsäule mit quadratischer Bodenplatte und einem doppelten Rund- wulst. Sie ist aus Nagelfluh, der im Raum von Eggen- berg und Kremsmünster seit der Römerzeit zur Anferti- gung von Skulpturen abgebaut worden ist. Die Ober- fläche der Säule läßt noch teilweise Sucküberzug (?) erkennen. Leider ist dieses Fundstück stilistisch zu wenig charakteristisch, um genau datiert werden zu können. Nach einem mündlichen Gutachten des Kunsthistorikers Dr. B. Ulm soll sie romanisch oder noch älter sein, nach Meinung des Archäologen Dr. L. Eckbart könnte sie auch römischer Herkunft sein. Die anfängliche Vermutung, daß sie der Rest eines ehemaligen, am Fundort bestan- denen Bauwerkes sei, hat sich bisher nicht bewahrheitet. Bisher sind nämlich sonst keine Baureste oder auf ein Bauwerk hinweisende Siedlungsfunde zutage gekommen. Im Fundgelände wurde in jüngerer Zeit ein stark Ziegel und Bauschutt führendes Aushubmaterial in einer Mächtigkeit von 30 bis 40 cm aufplaniert und esist nicht ausgeschlossen, daß auch der Säulenstumpfmit diesem Schüttmateri al auf den F11ndp l,Hz gekommen ist. Leider liegen keine ~en~uen Beobachtungen über die Fund tiefe der Säule vot und leider konnte auch noch ni'cht erfragt werden, von ,welchem Platz das Schütt- material abgebaut worden ist. Der Entdeckung dieses Gräberfeldes kommt für die Landesgeschichte große historische Bedeutung zu. Ob- wohl erst wenige Gräber gehoben werden konnten, kann aus den bisherigen Funden auf ein baierisches Gräberfeld geschlossen werden, das im 7. Jahrhundert angelegt und zumindest bis ans Ende des 8. Jahrhunderts als Bestattungs- platz benutzt worden ist. Der Fundplatz ist - wenn man von den Gräbern aus Enns, die aus ganz anderer Sicht zu beurteilen sind, absieht - der bisher östlichste baierische Fundplatz Österreichs. Nicht z,uletzt infolge Fehlens von Funden hat die frühere Forschung das Ge- biet östlich der .Traun zum geschlossenen slawischen Siedlungsbereich gezählt. Es soll erst nach der Zer- schlagung des Awarenreiches durch Karl d. Gr. von den Baiern kolonisiert worden sein. Die Gründungsurkunde von Kremsmünster (777) nennt ja . sogar 30 slawische Familien, die damals in der Gegend des nahegelegenen Dietach und in Sierning rodeten. Dr. K. Holter, der vor kurzem die Urkunden zur Gründung des Stiftes Krems- münster neu interpretiert hat, ist zu dem bemerkens- werten Ergebnis gekommen, daß aus dem Text dieser Urkunden und aus verschiedenen historischen Erwägungen angenommen werden muß, daß Kremsmünster keines- wegs im slawischen Siedlungsbereich, sondern in einem schon baierisch durchsetzten Raum, der als herzog- licher Forst bezeichnet wird, gegründet worden sein muß. Die slawischen Rodungsarbeiter konnten daher dort nur unter der Oberhoheit des Baiernherzogs am Werke gewesen sein. Holter meint daher, daß die baierische Aufschließung dieses Gebietes schon um 700 n. Chr. datiert werden kann. E. Kranzmayer ist durch namen- kundliche Forschungen zu dem Ergebnis gekommen, daß die deutsche Kolonisation in der Umgebung von Steyr spätestens im 8. Jahrhundert begonnen haben muß. Der Fundplatz von Dornach ist auf das beste geeignet, diese Ergebnisse auch in archäologischer Sicht zu unter- mauern und Licht auf die Frühgeschichte dieses be- sonders dunklen Teiles unseres Landes zu werfen. Aus den bisher gehobenen Bestattungen spricht nichts für einen slawischen Friedhof. Die genauer determinierbaren Gräber sind baierisch und wenigstens einige von ihnen müssen - wenn schon nicht mehr aus dem 7. - dann zumindest aus dem beginnenden 8. Jahrhundert n. Chr. stammen. In Dornach bei Steyr sind daher spätestens am Beginn des 8. Jahrhunderts schon Baiern gesessen. * * Dr. Josef Reitinger AUSSCHREIBUNGEN (Nachtrag) Magistrat Steyr Bau 6-6900/54 Steyr, 18. 4. 1968 ÖFFENTLICHE AUSSCHREIBUNG über die Herstellung eines Kanales und zwar für ein Teil- stück des "Sammlers A" entlang des Sportplatzes Renn- bahn. Die Projektspläne liegen ab dem 2. Mai 1968 im Zimmer 91, 3. Stock zur Einsicht auf. Die Anbotunterlagen können ab 2. Mai 1968 im Stadtbauamt, Zimmer 112, abgeholt werden. Die Anbote sind verschlossen und entsprechend ge- kennzeichnet am 15. Mai 1968, 8. 30 Uhr, in der Ein- laufstelle des Magistr!ltes, Zimmer 72, abzugeben. Die Anboteröffnung findet am gleichen Tage ab 9. 00 Uhr im Stadtbauafr!t, Zimmer 97, statt. INHALTSVERZEICHNIS AUS DEM STADTSENAT AUS DEM GEMEINDERAT TÄTIGKEITSBERICHT DER FREIWILLIGEN FEUERWEHR STEYR - 1967 WERTVOLLE ARCHÄOWGISCHE FUNDE AUS DORNACH BEI STEYR VOLKSHOCHSCHULE DER STADT STEYR KULTURAMT - Mai 1968 AMTUCHE NACHRICHTEN S 2 - 3 s 3 S 3 - 4 S 4 - 5 s 6 s 7 S 8 - 15 73
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