Amtsblatt der Stadt Steyr 1968/5
4 Amtsblatt der Stadt Steyr 1968 Auch zum Straßenhilfsdienst wurde die Freiwillige Feuerwehr in 83 Fällen herangezogen. Hier handelte es sich meist um das Bergen und Abschleppen havarierter Fahrzeuge sowie die Beseitigung von Verkehrshinder- nissen, wofür 114 Arbeitsstunden nötig waren. Ferner wurden noch 108 Sondereinsätze mit einem Zeitaufwand von insgesamt 589 Arbeitsstunden durchge- führt, wobei Auspump- und Durchspülarbeiten, Wasser- zufuhren, Beistellung von Schiebe- und Drehleitern so- wie verschiedene Kraneinsätze zu erwähnen sind. Um bei auftretenden Brand- und sonstigen Kata- stropheneinsätzen rasche und erfolgreiche Hilfe leisten zu können, sind Übungen mit Fahrzeugen und Geräten unbedingt erforderlich. In diesem Sinne wurden 60 Zugs-, 64 Gruppen-, 28 Zillenfahr- und Motorbootübungen so- wie 26 Fahrschul- und 8 Katastrophenhilfsdienstübungen * abgehalten. Auch im vergangenen Jahr nahmen die Leistungs- gruppen an verschiedenen Bewerben teil. Schöne Erfolge, die ein stolzes Zeugnis vom Können, der Schnelligkeit und Exaktheit der Bewerbsgruppen der Freiwilligen Feuer- wehr der Stadt · Steyr ablegen, konnten im Monat Juni beim Bezirksfeuerwehr-Leistungsbewerb in Strengberg und beim Naß-Bewerb in Holzleiten, im Juli beim Landesfeuerwehr-Leistungsbewerb in Vöcklabruck und im August beim Naß-Bewerb inSiernihghofen erzielt werden. Außerdem erwarben sechs Feuerwehrmänner das goldene, einer das silberne und sechs das bronzene Leistungsabzeichen. Weitere zwei Feuerwehrmänner er- hielten das silberne Wasserwehr-Leistungsabzeichen. Wertvolle archäologische Funde aus Dornach bei Steyr Im März 1968 wurde in Dornach (Gemeinde Steyr) bei Erdarbeiten für den Sammelkanal "F" der untere Teil einer Steinsäule ausgebaggert. Dieser Fund erregte die Aufmerksamkeit des Bauleiters, der die Baustelle daraufhin genauer beobachtete und alsbald Reste von zerstörten Gräbern bemerkte und erkannte, . daß der Kanal mitten durch ein Gräberfeld führte. Der Magistrat ließ in diesem Baua bsc hnitt die Baggerarbeiten vorü hergehend einstellen und beantragte über das Bundesdenkmalamt eine fachmännische Untersuchung des Fundplatzes, die die Richtigkeit dieser Vermutungen bestätigte. Skeletteile und Tongefäßscherben An der Schotterwand der Kanalausschachtung zeichneten sich durch dunklere Füllerde sieben bis acht Gräberprofile ab, deren Bestattungen aber schon teil- weise oder ganz dem Greifer des Baggers zum Opfer ge- fallen waren. Eine Bergung der Grabinhalte war damals nicht möglich, da über dem Begräbnisplatz eine mächtige Halde von Aushubmaterial aus der bis zu 9 m tiefen Künette lagerte. Als nach einem starken Regenfall die angeschnittenen Gräber abstürzten, wurde von der dort arbeitenden Baufirma das Aushubmaterial in einer Breite von 3 m vorsichtig auf die Seite geschoben, um wenigstens eine Bergung der anschließenden Gräberreihe, die ebenfalls abzustürzen drohte, zu ermöglichen. In 72 schwieriger und teilweise nicht ungefährlicher Arbeit konnten bisher acht, meist ebenfalls nicht mehr voll- ständig erhaltene Bestattungen geborgen werden. Wie- viele Gräber noch im ungestörten Boden liegen, kann erst nach Beendigung der Bauarbeiten und Abtransport des Aushubmaterials festgestellt werden. Auf jeden Fall dürften zumindest 20 - 30 Gräber unerkannt bei den Baggerarbeiten vernichtet oder mit den abstürzenden Schottermassen zerstört worden seih. Bei allen bisher zum Vorschein gekommenen Gräbern lag das noch sehr gut erhaltene Skelett in ge- streckter Rückenlage mit eng anliegenden Armen so in Ost-West-Richtung, daß der Tote gegen die aufgehende Sonne blicken konnte. Diese Ostorientierung der Gräber ist in Dornach so wie an allen anderen Fundplätzen nur annähernd eingehalten worden, da man die Gräber nicht nach dem Kompaß sondern nach der Sonne orientiert hat, deren Höhe im Verlaufe des Jahres bekanntlich stark wechselt. Alle Gräber sind, wie sich aus den bisherigen Fundbeobachtungen ergibt, ähnlich einem modernen Friedhof bewußt in Reihen angelegt worden, eine Sitte, die von der Merowingerzeit an so allgemein üblich wurde, daß man diese Zeit nicht selten als Reihengräberzeit bezeichnet. Die meisten der in Dornach gehobenen Gräber enthielten als Beigabe ein eisernes Griffzungenmesser. Solche Messer sind aber wenig charakteristisch und daher auch nicht mit absoluter Sicherheit zu datieren. Glück- licherweise ist es gelungen, schon bei zwei Gräbern Ohrgehänge und bei einem dritten Grab ein Tongefäß aufzufinden, wodurch eine ziemlich genaue Datierung des Bestattungsplatzes möglich wird. Der Ohrring mit Spiralanhänger (Abb. 1) von Grab 1 muß nach dem Skelettbefund vom Grab eines Mädchens stammen. Ein gleiches Ohrringpaar wurde vor mehreren Jahren in einem eindeutig baierischen Grab in Sinzing bei Ostermiething gefunden, kommt aber im neunten Jahrhundert ver- einzelt auch noch im slawischen Bereich vor. Daher wäre dieser Fund allein noch kein absolutes Indiz für eine Datierung in die baierische Landnahmezeit, wenn nicht das Grab 5 ein zweites, prachtvolles Ohrringpaar er- geben hätte, (Abb. 2) das eindeutig baierisch ist. Dieses Schmuckstück ist aus dünnstem Silberblech getrieben und gehört zu den schönsten baierischen Ohrgehängen des
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