Amtsblatt der Stadt Steyr 1968/4

1968 Amtsblatt der Stadt Steyr 5 Als das Kriegsministerium die Lieferung von 50. 000 Gewehren in Aussicht stellte, griff Werndl rasch zu. Er blieb zwar hart auf dem geforderten Preis von 27 fl (Gulden) 50 kr (Kreuzer) pro Gewehr stehen, ver- zichtete jedoch auf die verlangte Erfinderprämie von 100. 000 f1 für sich und Holub mit der Erklärung, er werde diesen, der zum Werksdirektor avancierte, aus Eigenem entlohnen. Am 28. Juli 1867 war es so weit. Kaiser Franz Josef I. genehmigte in einer Entschließung die Ein- führung des "Werndl Hinterladungsgewehres". Die große Zeit Werndls, von seinen Landsleuten mit Freude begrüßt, brach an, als das Kriegsministerium am 20. September 1867 an Werndl die Lieferung von 100. 000 Gewehren seines Modells übertrug. Welch ausgezeichneter Kaufmann der Fabriksherr war, bewies er durch sein Angebot, über die schon be- stellten 100. 000 Gewehre hinaus noch weitere 150, 000 Stück bis Jahresende 1868 zu liefern; wußte er doch, wie dringend die Armee nach neuen Gewehren rief. Er stellte allerdings den Preis auf 29 fl 50kr, ver- langte dazu zollfreie Einfuhr der notwendigen Maschi- nen sowie einen Barvorschuß von 700. 000 fl, was ihm auch bewilligt wurde. Diese Erfolge beruhten nicht bloß auf der hervor- ragenden Qualität des Werndlgewehres, sondern auch auf der Tatsache, daß kaum eine andere Erzeugungs- stätte in der Lage war - das.was Werndls Präzisionsar- beit vermochte - irgend einen Bestandteil eines Geweh - res in jedem anderen ohneweiteres einzusetzen und zu verwenden. Dazu kam die unerreichbare Qualität des verwen- deten steirischen Stahls, die Werndl nach seiner Art zu demonstrieren verstand, wie aus dem Bericht eines eng- lischen Zeitungskorrespondenten hervorgeht. "Nach den üblichen Versuchen, das Gewehr in Wasser zu tauchen, dann mit Kot und Sand zu beschmieren und dann zu schießen, warf Herr Werndl das Gewehr aus dem er- sten Stock auf den steinigen Grund des Gäßchens. Das Ge- wehr, aus dem dann geschossen wurde, zeigte nicht den geringsten Schaden. " Die Werksanlagen arbeiteten auf Hochtouren, denn es verlangte doch jede der bestellenden Armeeleitungen die schnellste Lieferung. Gewehrübernahmekommissio- nen aus aller Herren Länder, auch aus Übersee, reichten sich die Hand. Stockte einmal der Bestellungseinlauf, reiste Werndl von einer Hauptstadt zur anderen, um neue Aufträge hereinzubringen. So lange Werndl, ab 1869 auch als allmächtiger Generaldirektor der ihm aufgezwungenen österreichi- schen Waffenfabriks-AG, am Werke war, lebte und ge- dieh seine Vaterstadt. Als er jedoch ohne Hinterlassung eines persönlichen Erben und Nachfolgers 1889 starb, verschob sich das Gewicht der gesellschaftlichen Inter- essen nach Wien.. Richard Kutschera, Linz •• Die Straßennamen Steyrs Haager-Straße: Sie verläuft vom Ende der Haratz- müllerstraße bis zur Stadtgrenze in Richtung Haag. Josef-Hafner-Straße: Auf der Ennsleite gelegen, führt dieser Straßenzug von der Schiller- zur Glöckel- straße. Josef Hafner war Lehrer in Stadlpaura und über- siedelte im Jahre 1918 nach Steyr. Er war Mitglied der Nationalversammlung und gehörte durch viele Jahre dem oo. Landtag an. Haidershofner Straße: Sie führt von ,der Hausleitner Straße zur ehemaligen 1938 eingemeindeten Ortschaft Haidershofen. Hammerschmiedberg: Es handelt sich hier um einen Straßenzug, de~ von der Fabrikstraße zur Sierninger Straße führt und seinen Namen nach den in früheren Jahrhunderten in dieser Gegend situierten Hammer- schmieden erhielt. Hanuschstraße: Diese nach Ferdinand Hanusch (1886-1923) benannte Straße verbindet den Taborweg mit der Posthofstraße. Hanusch, von Beruf Weber, wurde Organisator der österreichischen Textilarbeiter und schuf als Staatssekretär für soziale Verwaltung die vorbildliche österreichische Sozialgesetzgebung. Haratzmüllerstraße: Sie erhielt im Jahre 1907 ihren heutigen Namen und erstreckt sich von der Ennser 6. Straße zur Haager Straße. Früher hieß sie Ennsdorfer Gasse, Wiener Gasse, Poststraße und Lange Gasse. Johann Haratzmüller stiftete für die Erbauung des Krankenhauses die Summe von 200. 000 Kronen. Harrerstraße: In Gleink gelegen, verläuft diese Straße von der Ennser Straße zum Stadtgut, das aber richtig "Harrergut" heißt. Da es einmal der Gemeinde gehörte, besitzt es die Bezeichnung "Stadtgut". Hasenrathstraße: Die Goldhanstraße mit der Neu- stifter Hauptstraße verbindend, ist sie nach dem Bauern- hof "Hasenrather" benannt. Wolfgang-Hauser-Straße: Nach dem Goldschmied Wolfgang Hauser benannt, führt sie von der Eisenstraße zur Schwarzmayrstraße. Von Wolfgang Hauser ist uns ein Kupferstich überliefert, der uns das Aussehen der Stadt um 1584 zeigt. Diese älteste Ansicht zeigt das mit Mauern bewehrte Steyr, welches im Süden von der Stadtpfarrkirche und im Norden von der Burg flankiert wird. Hausleitner Straße: Sie verläuft von der Ennser Straße zum Weiler "Hausleiten". Haybergerstraße: Dieser Straßenzug erstreckt sich von der Sportplatzstraße zur Uferstraße und wurde nach dem genialen Baumeister Gotthard Hayberger (geb. 1695 57

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