Amtsblatt der Stadt Steyr 1967/11
1967 AMTSBLATT DER STADT STEYR 5 Die richtig·e Wahl entscheidet über den Erfolg. Daher immer gut gekleidet vom größten Moden-Zentrum Steyrs ©@~ KAUll=HAUS STEYR,BAHNHOFSTRASSE15a Kürschnern, Messerern, Metzgern, Schermesserern, Scherschmieden, Schneidern, Seilern, Tischlern nach- weisen. Die größte Gesellenvereinigung Steyrs war die 1478 gegründete Bruderschaft der Messerergesellen, die bis 1650 über ein eigenes Haus in Steyrdorf verfügte und laut Urbar aus dem Jahre 1499 von 16 Bauern Zehemge- treide erhielt. Gegen Ende des 17. und in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts ist eine Zunahme der Gesellen- Bruderschaften, deren Statuten nicht mehr vorhanden sind, feststellbar. Es wird angenommen, daß sie mehr religiöse und karitative als gewerkschaftliche Ziele verfolgten. Fast alle Handwerksverbände verlangten vom Ge- sellen eine Wanderzeit, die ihn mit Gepflogenheiten und Einrichtungen seines Handwerks in fremden Städ- ten vertraut machen sollte. Von den Steyrer Zünften, um nur einige zu nennen, mußten Nadler ein Jahr, Gla- ser und Leinweber zwei, Korbmacher drei, Drechsler, Hafner und Riemer vier, Schnürmacher sechs Jahre wan- dern, um die Meisterschaft erlangen zu können. Den Lederergesellen war die Wanderschaft freigestellt, Lein- weberknappen, die keine Wanderzeit nachweisen konn- ten, erlegten 1664 einen Betrag von fünf Gulden. Wir kennen nicht die Städte, in denen Gesellen aus Steyr im 17. Jahrhundert gearbeitet haben. Ein späterer Be- richt zeigt, daß sie Mittel- und Südeuropa bereisten. Johann Thomas Paumbgarttner, ein Buchbindergeselle aus Steyr, kam auf seiner Wanderschaft in der Zeit von 1713 bis 1722 nach Wien, Prag, Dresden, Leipzig, Naumburg, Genua, Nürnberg, Bamberg, Würzburg, Hei- delberg, Baireuth und Regensburg. Häufig war die Eisenstadt das Ziel fremder Hand- werksburschen. Im Jahre 1671 arbeiteten in Steyr Schnür- machergesellen aus Krumau, Wasserburg, Straßburg und Nürnberg. Von 1650 bis 1732 fanden sich hier Hut- machergesellen aus Graz, Krems a. d. D., Wien, Prag, Klagenfurt, Salzburg, Marburg, Winterthur, Erfurt, Mühlhausen, Würzburg, Mainz, Wittenberg, Ulm, Leip- zig, Passau, Iglau, Krumau, Bamberg, Preßburg, Eger, Dinkelsbühl, Augsburg, Meran, Landshut, München, Amberg, Offenburg, Heilbronn, Kempten, Straubing, Lindau, Glogau, Königsberg, Hamburg, Stockholm und anderen Städten ein. Die Wahl der Fürgesellen, das Verhalten der Ge- sellen bei Ankunft in der Herberge, in der Werkstätte und in der Freizeit regelten die Handwerks- und Gesellenord- nungen. Sie enthielten auch Bestimmungen Uber Arbeits- zeit, Entlohnung, Gesellenzahl und Kündigung. Die tägliche Arbeitszeit der Gesellen war nicht in allen Handwerksberufen einheitlich. Um das Tageslicht auszunützen, begann die Arbeit meist schon recht zeit- lich am Morgen und endete spät abends. Hafner und Sei- ler z. B. arbeiteten von vier Uhr früh bis sieben Uhr abends, die Gürtler von fünf Uhr morgens bis 21 Uhr. Die Werkstätten waren klein und düster und daher gesund- heitsschädlich. Gewöhnlich arbeiteten bei einem Mei- ster ein bis zwei Gesellen und ein Lehrling. Weibliche Hilfskräfte (Töchter und "Dienstmenscher") benötigten Messerer, Feilhauer und Ringlmacher für Nebenarbeiten. Die Stadtgerichtsprotokolle aus der zweiten Hälf- te des 17. Jahrhunderts zeigen, daß gar oft zwischen Meistern und Gesellen keine gedeihliche Zusammen- arbeit bestand. Die Gesellen beklagten sich über un- 169
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