Amtsblatt der Stadt Steyr 1967/1

196.7 AMTSBLATT DER STADT STEYR 5 FROHE WEIHNACHTSFEIERTAGE ,: :;. . ~- ·. . .. und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 1967 · · ,. · -wünscht allen Kunden und Freunden das Steyrs größtes Kaufhaus In der Woche vor Weihnachten 1856 inspizierte er die Vorstadtschule Ennsdorf (Haratzmüllerstraße 29). In dieser Schule beanstandete er ein im Lehrzimmer der 2. Klasse befindliches Bett, das der Dienstmagd des Schulmeisters Bernhard Benedikt, dem nur eine kleine Wohnung zur Verfügung stand, als Schlafstätte diente. Zur Inspektion aller Stadtschulen weilte Stifter im Sommer 1863 ungefähr vierzehn Tage in Steyr. Er wohnte im Gasthof zum "Weißen Adler" (Stadtplatz 20/22). Völlig unzufrieden war er mit dem baulichen Zustand der Schulen. "In Steyr, der zweiten Stadt des Landes", so berichtet er, "ist die Kreishauptschule in kleinen, finsteren Räumen untergebracht. Die Stadt- pfarrschule (Berggasse 42) hat in einem einzigen klei- nen, erbärmlichen Zimmer alle Kinder beisammen. Die Mädchenschule hat niedere, finstere, unzulängli- che Zimmer. Die Nebenschule der Vorstadt Ennsdorf war noch in einem elenderen Zimmer als die Stadtpfarr- schule. Das Schulhaus der Vorstadtpfarrschule in Steyr- dorf (Aichetgasse 4) war vor einigen zwanzig Jahren neu gebaut worden (1841), aber zu entlegen und zu klein". Große Freude hingegen bereiteten dem Schulrat die er- ziehlichen und die unterrichtlichen Erfolge. Am 4. Juli 1863 schrieb er seiner Frau: "Es schlägt jetzt fünf Uhr und ich komme von recht lieben, feinen Mädchenange- sichtern aus der 2. Klasse der Mädchenschule, in der diese Mädchen einen sehr trocken aussehenden Lehrer haben, welcher aber vortrefflich ist, welchen sie lieben und bei welchem sie schon, recht viel gelernt haben (wahrscheinlich Oberlehrer Philipp Zitterl). Die Kinder haben da eine vortreffliche Schule. Sie sangen mir zu- letzt schöne Lieder, und zwar sehr gut, und es leuch- tete ihnen die Freude aus den Angesichtern, daß sie mir singen durften". Stifter war ehrlich bestrebt, das städtische Schul- wesen zu fördern. Er setzte sich 1859 ein -für die Erhe- bung der Pfarrschule Steyrdorf zur Pfarrhauptschule und befürwortete nachdrücklich die Errichtung einer selbstän- digen drciklassigcn Unterrealschule. In seinem Bericht an die Statthalterei vpm 5. Februar 1861 heißt es: "Da Steyr eine Stadt ist, welche der Hauptstadt Linz an Grö- ße nicht viel nachgibt, dafür aber in ihren Eisenwerken eine Gewerbthätigkeit besitzt, die die von Linz bei wei- tem übertrifft, ja die vor nicht langer Zeit noch in ganz Steyr, Bahnhofstraße 15 a Europa berühmt war, welche Gewerbthätigkeit von einer großen Zahl von Gewerben ausgeübt wird , in neuer Zeit aber in Gefahr geräth, von ausländischen Erzeugnissen überflügelt zu werden: so dürften wohl wenige Städte be- stehen, in denen eine Unterrealschule so dringend ge- bothen wäre wie in Steyr. Obwohl in Linz, welches zwei Posten von Steyr entfernt ist, eine Oberrealschule. besteht, so ist diese für Steyr doch weniger fruchtbrin- gend, da einerseits die größte Zahl der Handwerker in Steyr nicht die Mittel besitzt, ihre Kinder in der theu- ren Stadt Linz erhalten zu können, u da andererseits die ersten 3 Klassen cler Oberrealschule in Linz ohnehin über- füllt sind. Da das Gemeindevermögen der Stadt Steyr zur Errichtung einer selbständigen Unterreal~chu~e nicht ausreicht, u da eine erhöhte gewerbliche Schulbildung, wenn auch der Stadt Steyr zunächs~ nuzbringend, doch wegen der vielseitigen Geschäftsverbindungen Steyrs auch auf das ganze Land Einfluß nimmt: so geht mein ehrerbiethiger Antrag dahin, daß in Steyr unter densel- ben Bedingungen eine selbständige Unterrealschule ge- gründet werden möge, unter denen in Linz eine Ober-_ realschule gegründet ·worden ist. Bezüglich des Vorhan- denseins eines Localfondes dürfte kein Hinderniß beste- hen, da nach meinem Wissen das ·oberösterreichische Studienfond hinreichende Mittel besitzt". Stifters Eingabe hatte Erfolg. Mit Beginn des Schul- jahres 1861/62 wurde die Unterrealschule um einen drit- ten Jahrgang provisorisch erweitert. Laut allerhöchster Entschließung vom 9. Oktober 1862 erfolgte die Errich- tung einer selbständigen dreiklassigen Unterrealschule. Mehrmals wohnte Schulrat Stifter Lehrerkonferen- zen bei. Er äußerte sich stets anerkennend über diese Veranstaltungen in Steyr. Im Jahre 1860 fanden hier vier Konferenzen statt. Die Tagesordnung umfaßte Ver- lautbarung der Erlässe, Rektifikation der Protokolle und schulpraktische Vorträge, wobei man "über alle Stoffe allseitige Besprechungen führte". Folgende Themen wurden behandelt: "Wie kann auf ein gutes Betragen der Lehrbuben hingewirkt werden", "Pflege des Gesan- ges in der Volksschule", "Wert der Kirchenmusik". "Feierlichkeit beim Austritte aus der Schule", Benut- zung der Ferien", "Was hat der Lehrer in Betreff der Schulkataloge zu beobachten?", "Wie kann auf Kinder, die zum Rechnen keine Freude zeigen, eingewirkt wer- FROHE WEIHNACHTEN UND EIN PROSIT NEUJAHR entbietet Fa. Max s C h a r t i n g e r Bau- und Kunstschlosserei, Portalbau STEYR, BERGGASSE 48 TELEFON 29 27 5

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