Amtsblatt der Stadt Steyr 1966/7

1966 Amtsblatt der Stadt Steyr 3 bis 4, Schaffung eines Wäschetrockenplatzes für den Bau Ennsleite XVII / 2, die Durchführung zusätzlicher Glas- arbeiten beim Bau Tabor XIV/ 1 und 2, Abbruchar- beiten zur Freimachung des Bauplatzes für die 2. Bau- etappe des Volkswohnbaues Ennsleite XVIII a bis i. Schließlich wurde korrespondierend zu dem vor- erwähnten diesbezüglichen Stadtsenatbeschluß der An- kauf des Grundes für das Hochhaus mit Fernheizwerk (Ennsleite XXI) auf der Ennsleite durch die Gemein- nützige Wohnungsgesellschaft der Stadt Steyr beschlossen. * * Silvester Paumgarlner und Franz s·chuberl Der Überlieferung nach soll Franz Schubert, der in Begleitung des Hofopernsängers Johann Michael Vogl in der Biedermeierzeit mehrmals nach Steyr kam, sein berühmtes Forellenquintett op. 114 dem Vizefaktor der Eisengewerkschaft Silvester Pa umgartner gewidmet haben. Zu den Freunden des Liederfürsten zählten in Steyr auch der Konzeptspraktikant A 1 b er t Stad 1 er und der Dichter Johann Mayrhofer. Besondere Verdienste um die Verbreitung der Schubert-Lieder erwarb sich der am 10. August 1768 in Steyr geborene Opernsänger V o g 1, der über eine herrliche Baritonstimme verfügte. Ignaz Schroff, ein Zeitgenosse, urteilt über ihn: "Er war ein wissenschaft- licher Mann, braver Musiker, und man hörte ihn sehr gerne, wenn er in den Ferien, die er gewöhnlich hier selbst als Schauspieler noch zugebracht, sowohl in der Kirche als in Gesellschaft gesungen hat. Den Compositeur Schubert hat beinahe er gebildet." Pa um gart n er wieder war ein vorzüglicher Cellist, der nicht nur wertvolle Noten, sondern auch klangvolle Instrumente besaß. Sein Großvater war jeden- falls der im Jahre 1737 aus Losenstein zugewanderte J oh an n Ber n h a r d P a um b g a r t t n e r , Zeugs- empfänger derlnnerberger Hauptgewerkschaft. Auch der Vater des Vizefaktors Franz Xaver Paumgartner betätigte sich im Eisenwesen. Als Kleineisenkämmerer der Innerberger Gewerkschaft erwarb er in Steyr 17 58 das Bürgerrecht. Sein Sohn Silvester, geboren am 6. September 1764, erhielt dieses Recht im Jahre 1796. Er war damals "Hauptgewerkschaftlicher Buchhalterei Adjunkt." Im genannten Jahr kaufte er von seinem Vater das Haus "In der Stadt Nr. 126" (Stadtplatz Nr. 16, Ge- denktafel). Für fünfzigjährige Dienstleistung schmückte ihn 1836 der Kaiser mit der "großen Goldmedaille". Der "jubilierte k. k. Vizefaktor" und "Liebhaber der Musik" starb am 23. November 1841 im 78. Lebensjahr an Altersschwäche. Silvester Paumgartner ist demnach nicht identisch mit Dr. Silvester von Paumgarten, der einem adeligen Postmeistergeschlecht entstammte, 1786 bis 1803 als Bürgermeister an der Spitze der Steyrer Stadt- verwaltung stand, 1803 bis 1827 als Hofrichter im Kloster Schlägel wirkte und am 27. Dezember 1837 als Syndi- kus in Rohrbach starb. Es darf also nicht, wie schon mehrmals geschehen, der ehemalige Bürgermeister mit Schubert in Verbindung gebracht werden. Der Gewerkschaftsbeamte Paumga"rtner hielt sich Auflage kontrolliert und ver- affentllcht Im HANDBUCH DER PRESSE zeitlebens in Steyr auf. Nach den Urkunden ( Matriken, Grundbuch) zu schließen, besaß er kein Adelsprädikat. Über seine Persönlichkeit und über die in seinem Hause veranstalteten Schubertiaden berichtet Albert Stadler: "Silvester Paumgartner war ein großer Gönner und Mäzen der Tonkünstler im vollsten Sinne des Wortes. Vermöglich und unverehelicht bewohnte er sein eigenes Haus ganz allein. Der erste Stock enthielt seine Wohnung mit einem eigenen dekorierten Musikzimmer für fast täg- liche Übungen und kleinere Abend- Gesellschaften. Im zweiten Stock befand sich ein mit Emblemen der Kunst geschmückter Salon für die größeren und zahlreich be- suchten Produktionen um Mittagszeit. In diesen Räumen entzückten uns zumeist im Jahre 1819 Schuberts und Vogls Töne, die aber der gute Paumgartner von den letzteren, der nicht immer gleich gelaunt und disponiert war, nicht selten erbetteln mußte. Da hätte man eine Stecknadel fallen hören, Paumgartner litt auch nie irgend eine Unruhe während der Musik. Dafür aber wurden die Gäste an den Abenden nach der Produktion in jeder . Be- ziehung reichlich entschädigt. Ein großer Musikalien- kasten barg einen wahren Schatz an klassischen und zum Teil auch modernen Werken. Jeder echte Tonkünstler und Musikfreund fand in seinem Hause Zutritt, freund- liche Aufnahme und oft mehr". Nach Stadler waren im Sommer 1825 Schubert und Vogl auch bei Paumgartner einquartiert. "Vogl bewohnt f' den Musiksalon im zweiten Stock und Schubert ein anderes, nahe gelegenes Zimmer. Es kann wohl als sicher angenommen werden, daß sie auch bei ihrem wiederholten Erscheinen in Steyr in ge- dachtem Jahre jedesmal bei Paumgartner logierten. " Noch im Jahre 1838 veranstaltete Paumgartner, er stand damals im 74. Lebensjahre, mit dem Musikverein und den Musikfreunden eine Akademie. Das Reinerträg- nis dieser Veranstaltung wurde zur Errichtung eines Mo- zart-Denkmals in Salzburg gespendet. Das verdienstvolle kulturelle Wirken Paumgartners in der Biedermeierzeit vermerkt schon 1837 Franz Xaver Pritz in seiner Geschichte der Stadt Steyr, "Seit langer Zeit," so schreibt der Ilistoriker, habe et "mit ~dtt:nt:a Liberalität so vieles zur Unterhaltung, zu wohltätigen Zwecken und zur Kirchenmusik beigetragen. " Dr. Josef Ofner: (Stadtarchiv, Pfarrarchiv, W. Jaspert, Franz Schubert u. a. Literat ur) Besuchen auch Sie das STADT-BAD HARATZMIJLLERSTRASSE 99

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