Amtsblatt der Stadt Steyr 1966/4

2 / März 1966 Amtsblatt der Stadt Steyr Technisches Zeichnen A) Für Knaben: Vermittlung der Fähigkeit, einfache technische Zeich- nungen, wie sie im Alltag in verschiedenster Art vorkommen, lesen und verstehen und sich auf diesem Gebiete in richtiger und sauberer Form auch selbst zeichnerisch ausdrücken zu kön- nen. Schaffung einer sicheren Grundlage für die im späteren Berufsleben notwendige spezielle Ausbildung im technischen Zeichnen. Aneignung der Fähigkeit, Beschriftungen verschieden- ster Art (für Zeichnungen und für andere praktische Zwecke) in den in technischen Zeichnungen üblichen Schriftarten in sauberer und gut gegliedeter Art anzufertigen. Intensive Übung im freihändigen Skizzieren und im An- fertigen maßstäblicher Reinzeichnungen. B) Für Mädchen: Wecken des Verständnisses für einfache technische Zeich- nungen und schematische Darstellungen, wie sie im Alltag der im Haushalt und im Beruf tätigen Frau vorkommen, und Ver- mitteln der Fähigkeit sich gegebenenfalls in einfachster Form zeichnerisch ausdrücken zu können. Aneignung der Fähigkeit, Beschriftungen verschiedener und praktischer Art in einfacher ornamentaler Schrift sauber und in gut gegliedeter Form an- zufertigen. Gesundheitslehre Anleitung zu persönlicher Gesundheitspflege, Bekannt- machung mit Erfordernissen der Arbeitshygiene und mit eini- gen Aufgaben der öffentlichen Gesundheitspflege, besonders soweit sie die Mitwirkung breiter Bevölkerungskreise erfor- dern. Einführung in die Grundzüge der Ersten Hilfe. Hauswirtschaft und Kinderpflege Hauswirtschaft und Kinderpflege hat im Anschluß an den entsprechenden Unterricht der Volks-, Haupt- und Sonderschule vor allem jene Fertigkeiten und Fähigkeiten zu entwicklen und zu pflegen, die der Vorbereitung der Schülerinnen auf die Be- wältigung ihrer künftigenA ufgaben als Frau und Mutter und im Beruf dienen. Weiters sollen die Schülerinnen Einblick in die hauswirtschaftlichen und pflegerischen Berufe gewinnen. Bei allen hauswirtschaftlichen Arbeiten ist weitgehende Selbständigkeit anzustreben, auf exakte Durchführung der einzelnen Arbeitsvorgänge zu achten und jede Gelegenheit zu nützen, die Schülerinnen zu zeit- und materialsparender Ar- beitsplanung anzuleiten und den Zusammenhang zwischen Einzelhaushalt und Volkswirtschaft aufzuzeigen. Kochen: Einkauf unter Berücksichtigung der Marktlage und Wirtschaftlichkeit, Zubereitung verschiedener Speisen, Spei- senfolgen und Schnellgerichte (auch der Kinder- und Kran - kenkost und der Kost für alte Menschen) unter Beachtung der Erkenntnisse moderner Ernährungslehre; Kostenberechnung von Speisenfolgen; Einführung in die neuzeitliche Vorratshaltung. Haushaltspflege: Tischdecken, Anrichten und Servieren. Im Zusammenhang mit dem Kochen Vertiefung der Kenntnisse aus der Kochlehre, der Ernährungslehre und der Lebensmittelkun- de. Reinigung und Pflege der Einrichtung der Lehrküche, des Geschirrs und sonstigen Kücheninventars, des Eßraumes und der Nebenräume. Pflege von Wäsche und Kleidung. Ausbesserungs- arbeiten verschiedener Art. Wohnungsplanung und Wohnungs- gestaltung. Zweckmäßige Formen der Beheizung und Lüftung. Sachkundige Handhabung und Pflege verschiedener Reinigungs- geräte. Vorschriftsmäßige Bedienung und Pflege von Elektro- und Gasgeräten und diversen maschinellen Haushaltsgeräten, allenfalls eines Kohlenherdes. Pflege von Zimmerpflanzen und Schnittblumen. Berufskunde, Praktische Berufsorientierung Den Schülern der Polytechnischen Lehrgänge sind unter Bedachtnahme auf die örtlichen wirtschaftlichen Gegeben- heiten die Anforderungen, Besonderheiten wie auch Vor- und Nachteile der wichtigsten Berufsgruppen zu erläutern, um da- mit die Einstellung auf den gewählten Beruf beziehungsweise auf eine Berufswahl zu erleichtern. Im Zusammenhang mit der Praktischen Berufsorientierung sind Berufsaufgabe, Arbeitsvorrichtungen, Eignungsanforderun- gen und Berufsaussichten (im Hinblick auf die wirtschaftlichen Notwendigkeiten und die Aufstiegsmöglichkeiten) jener Be- rufe beziehungsweise Berufsgruppen zu behandeln, die der Neigung der Schüler und den örtlichen wirtschaftlichen Ge- gebenheiten entsprechen. Die Praktische Berufsorientierung soll helfen, die Be- rufsentscheidung vorzubereiten. Knabenhandarbeit In Fortführung der bisherigen Aufgaben in diesem genstand soll einerseits das Verständnis und die Freude tur zweckgebundenes Gestalten in der dieser Altersstufe zugäng- lichen Form besonders gepflegt und andererseits dem Modell- bau jeglicher Art breiter Raum gegeben werden. Ohne rein systematisch einzelne handwerkliche Tech- niken zu lehren und ohne die Aufgaben der späteren beruf- lichen Lehre vorwegzunehmen, ist trotzdem zielstrebig bei jeder Aufgabe das Interesse für eine materialgerechte und technisch richtige Ausführung, das Verständnis für die zu- sammenhänge zwischen Zweck, Werkstoff, Werkzeug und Maßverhältnis zu wecken und das Streben nach geschmack- voller Formgestaltung anzuregen. Förderung des Empfindens für die spezifische Schönheit und die Gestaltungsmöglichkeiten der verwendeten Werkstof- fe. Entwickeln der Fähigkeit, für einfache Arbeitsvorhaben Konstruktionsskizzen allein oder in Zusammenarbeit zu ent- werfen, die zweckmäßigsten Materialien auszuwählen, für die Einzelteile Werkzeichnungen anzufertigen, die Reihenfolge in der Fertigung festzulegen und Werkzeuge und Arbeitsplan vorzubereiten. Bewußte Pflege der allgemeinen Arbeitstugenden, Sinn für Ordnung und Sauberkeit, Gewissenhaftigkeit, Aus- dauer, Verantwortung und Sparsamkeit, Bereitwilligkeit zur Zusammenarbeit. Wecken des Verständnisses und praktische Grundlegung der Kenntnisse für Arbeitshygiene, Unfallverhütung und Erste ' Hilfe bei Arbeitsunfällen. Mädchenhandarbeit Mädchenhandarbeit hat vor allem jene Fertigkeiten und Fähigkeiten zu entwickeln und zu pflegen, die der Vorberei- tung der Schülerinnen auf die Bewältigung ihrer künftigenAuf- gaben als Frau und Mutter und im Beruf dienen. Auf möglichst selbständiges Arbeiten und auf funktions- und materialgerechte, geschmackvolle Gestaltung der Werk- stücke ist zu achten. Sorgfalt, Ausdauer und Sparsamkeit im Materialaufwand und Zeitaufwand sind anzustreben. Viel ist bisher über den polytechnischen Lehrgang ge- sprochen und geschrieben worden. Hier wurde versucht, die Gestaltung des Polytechnischen Lehrganges in unterrichtlicher und erziehlicher Hinsicht darzulegen. So gesehen, kann man den Polytechnischen Lehrgang nur positiv beurteilen, weil er unsere Jugend für das spätere Berufs- leben am besten vorbereitet.

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