Amtsblatt der Stadt Steyr 1966/2
8 Amtsblatt der Stadt Steyr 1966 Als nächster Debattenredner spricht der Fraktions- führer der ÖVP, Stadtrat Emil Schachinger, zum Bud- get. Der Sprecher bekennt seine Einstellung zu einem sparsamen Budget und weist darauf hin, daß es auch bei einem größeren Kapitaleinsatz, ermöglicht durch die Aufnahme von Krediten, gar nicht möglich sein dürfte, zusätzlich große Projekte durchzuführen, da die wirt- schaftliche Kapazität bereits überlastet sei. In seinen weiteren Ausführungen verweist der Redner darauf, daß man in puncto Fremdenverkehr durch die Gründung ei - nes Fremdenverkehrsverbandes Steyr und Umgebung ei- nen Schritt weitergekommen ist. Eine Angelegenheit für den Fremdenverkehr wäre auch die Schaffung einer Kaipromenade und die Beleuchtung historischer Bau- denkmäler, damit die seinerzeit geschaffenen Anlagen ausgenützt werden. Problematik sei zweifelsohne der Wehrbau Zwischenbrücken, denn wenn dort früher das Wasser rauschte, sei heute dort ein vollkommen versan- detes Flußbett. Besonders schlecht sei die Beleuchtung der Brücken, der Neuschönau, der Promenade und des Laichbergweges, ebenso bedürfe die Pflasterung der En- ge einer Überholung. Ein dringendes Anliegen wäre auch die Ausführung des Kanalsammlers F und die · ·,sarbei - tung eines großzügigen städtebaulichen Konzeptes, da für viele Gebiete Verbauungspläne fehlen. Vielleicht lasse sich auch einmal die Idee eines Beschwerde- oder Wunschbriefkastens für die Bevölkerung verwirklichen. Abschließend spricht der Redner über den Bezirk Steyr- dorf. Dieser Stadtteil habe wohl einige neue Viertel, die mit guten Straßen, Beleuchtungen und Grünanlagen ausgestattet sind, aber die Zustände in den alten Teilen liegen manchmal sehr im Argen. Im einzelnen wären hier zu erwähnen: Die schlechte Straße im Wehrgraben, der Zustand der Stützmauern am Michaelerplatz, am Gschaiderberg, die teilweise sogar schon eingestürzte Stützmauer entlang des Wehrgrabenkanals, das Fehlen ordentlicher Gehstei- ge am Gschaider- und Direktionsberg, die an die Ein- führung des elektrischen Lichtes erinnernde Straßenbe- leuchtung im Wehrgraben, in der Fabrikstraße, am Wie- serfeldplatz usw. Es wurde dieser Stadtteil durch die Umleitung der Stadteinfahrt, der Schaffung von Ein- bahnen und Parkverboten immer mehr isoliert. Es woh- nen in Steyrdorf über 6 600 Menschen und haben über 380 Betriebe ihren Standort. Es sei Aufgabe einer Stadt- verwaltung, diesen Menschen auch anständige Straßen und Beleuchtung zuzusichern. Als nachstem Redner erteilt Bürgermeister Fellin - ger GemeinderatAlfred Watzenböck das Wort. Dieser führt aus, daß es vielleicht günstig sei, bei Geldentwertung Kredite zu nehmen, andererseits aber die Baukapazität eine Ausweitung des Budgets nicht ver- trage. Voranzutreiben wäre auch 20 Jahre nach Kriegs- ende die Errichtung eines Ehrenmales für die Gefallenen der Stadt. Es wäre auch angebracht, der Vertreibung der Sudetendeutschen dadurch zu gedenken, daß man eine Straße nach dem Ort Karlsbad oder Eger bennene, wobei eine Umbenennung der Rooseveltstraße in Erwägung ge- zogen werden könnte. Als nächster spricht der Vorsitzende der SPÖ-Frak- tion Stadtrat Prof. Stefan Radinger. 24 Am Beginn seiner Ausführungen begrüßt er die er- freu liche Tatsache, daß alle Debattenredner die posi- tiven Seiten des Budgets anerkannt haben, was ein Aus- druck dafür sei, daß der Sachlichkeit, der Aufrichtig - keit und dem Ernst, der darin zum Ausdruck kommt, der Tribut gezollt wird. Es seien in den letzten Jahren bedeutende Vorhaben erledigt worden oder gehen ihrer Vollendung entgegen, welche vielen Bevölkerungstei- len Hilfe bzw. Erleichterung gebracht haben. Es soll Grundsatz bleiben, eine Belastung kommender Gene- rationen durch die Rückzahlung von Krediten nach Möglichkeit zu vermeiden, da auch diese kommen- den Generationen ihre Probleme zu lösen haben wer- den. Wir selbst haben es erfahren, was es heißt, die Versäumnisse, resultierend aus einer verfehlten Wirt- s haftspolitik, zusammen mit der Behebung der Schä- den eines furchtbaren Krieges und den Aufgaben der Gegenwart zu lösen. Es ist vollkommen klar, daß es viele Vorhaben gäbe, die wert wären, durchgeführt zu werden, die aber momentan aus finanziellen Grün- den zurückzustellen sind. Wenn der Wohnbau imme das Großproblem bleiben wird, ist es doch erfreulich, daß durch die gemeinsamenAnstrengun?~n in den näch- sten Jahren dem Wohnbau ein entscheidender Auftrieb gegeben werden wird. Auch der Schulbau am Tabor, der Erweiterungsbau auf der Ennsleite und der Turnsaal- bau in der Schule Plenklberg wird entscheidend zur Lö- sung des Schulraumproblemes beitragen. Es sei bei die- sem Problem eine Kreditaktion des Landes oder Bundes zu vermissen, noch dazu, da ungefähr die Schüleran- zahl, die von auswärts nach Steyr zur Schule kommt, DER FRAKTIONSSPRECHER DER SPÖ STADTRAT PROF. STEFAN RADINGER
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