Amtsblatt der Stadt Steyr 1965/7

8 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1965 Mehr vom Leben haben - , bessere Kleidung tragen ! Bei HAUBENEDER ll Steyr Enge12 obwohl von der Infektfonskommission bei der Landes- hauptmannschaft bisher keine Anordnungen getroffen wurden, wo er verpflegt werden und welches Honorar ihm bezahlt werden solle. Aus Mangel an Mitteln sehe sich der Magistrat nicht imstande, dem verdienstvollen Arzte, der täglich seine Gesundheit zu Markte trug, "etwas Zuelängliches zu promittiren (eine entsprechen- de Honorierung zu versprechen)". Weiters gab Stadt - richter Johann Jacob Schoiber in der erwähnten Sit- zung den Räten zu bedenken, es sei höchst gefährlich und "inconvenient", daß Dr. Hagenleuthner. der die Seuchenkranken besuchte, nicht nur in der Stadt woh- ne, sondern sich auch bei Messen in der Kirche unter den Gläubigen bewege. Schoiber schlug vor, dem Arzt anzubefehlen, entweder im Lazarett oder sonst in ei- nem abgelegenen Hause sein Domizil aufzuschlagen, damit die Gefahr einer Verschleppung der Pest verhin- dert werde. Da der Arzt aber noch immer kein Entgelt für sei- ne Tätigkeit erhielt, wagte der Rat nicht, ihm in die- ser Form das Ansinnen zu stellen, denn es sei "zu sorgen, daß diser so nöthige Mann gehen" könne und sich all dessen "was er bisher guetwillig gethan völlig entschla- gen würde. "Die Stadt hatte aber keine Mittel, "wormit man ihme oder ainen andren" zur Ausübung dieser T ä- tigkeit zwingen könne. Es wurde daher angeregt, an den Doktor ein "moderates" Schreiben zu richten, in dem man seinen bewiesenen Eifer und guten Willen rühmen solle, es ihm aber anheim stellen möge, falls er es für notwendig fände, sich ein abgesondertes Quartier zu er- wählen und die Messen nicht zu besuchen. Am 2. Oktober wurde die Werkstätte des Papie- rers Würz gesperrt, "da er verdächtige Kranke im Ilau - se hatte." Den anderen Papiermachern der Stadt wurde befohlen, das Einkaufen von Hadern zu unterlassen, da vermutet wurde, daß durch diese die Pest übertragen werde. Bei Übertretung dieses Verbotes wurden strenge Strafen angedroht. Da Handel und Gewerbe durch die Vorbeugungs- maßnahmen gehemmt waren, wandte sich eine Reihe vnn Handwerkern und Bürgern an den Magistrat um Un- terstützung. Man konnte ihnen lediglich versprechen, aus den Mitteln der für Notleidende veranstalteten Sammlung "so vill als möglich" zu geben. Es wurde den Bittstellern versichert, man empfinde mit ihrem Not- stand Mitleid und wünsche, "daß die Mitl vorhanden sein mechten ihnen helffen Zukhönnen, nachdem sie selbsten wohl sehen, daß dermahls die Einkhunfften (Einkünfte) allerseiths gesperrt, also daß khaumb die Mitl ybrig bleiben, die Lazarethhauß Vnkhosten be- streitten Zukhönnen." Auch die Schulmeister ersuchten um eine "Bei- hilfe", da alle Schulen gesperrt worden waren. Dieses Ersuchen wurde abgelehnt, weil die Stadt "unter den derzeitigen Umständen" zu viele Ausgaben hatte. Den Schulmeistern wurde empfohlen, sich "andreweg aine aushülff zu schaffen. " 112 In der Folge wurden auch die Häuser, deren Be- wohner an der Pest starben oder die sich im Lazarett befanden, desinfiziert. Lazaretthausinspektor Raab er- hielt den Auftrag vorallem darauf zu sehen, daß die "erforderlichen außrauchungs Mitl" angewendet und auch die Kleider der von der Seuche Befallenen "Ver- tilgt" würden. Über Veranlassung Dr. Hagenleuthners wurden auch die Möbel in seuchenverdächtigen Häu- sern verbrannt.· Es zeigte sich , daß Personen, die gesund aus der Knntumaz cmlassen wurden, niemand beherbergen woll- te. Über Vorschlag d s "Inspektors über die Krankheits- anstalten" und Oberviertelmeisters Mannhart wurde von der Stadt das !laus des Schneidermeisters Scheffer ange- kauft, um diese Leute unterbringen zu können. Am vorletzten Tage des Jahres 1713 wird in den Ratsprctokollen vermerkt, daß die "laidige Krankheit" sowohl in Wien als auch im lande ob der Enns fast zur Gänze aufgehört hatte. DIE DREIFALTIGKEITSSÄULE IN DER GARSTENER ALLEE Nach den Aufzeichnungen des Stadtpfarramtes Steyr forderte die Pest im Lazarett 104 Todesopfer. Als erster verschied am 2. September der Tischler Christoph Bayer, den Todesreigen beschloß am 6. Dezember Maria Neu- peurin.

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