Amtsblatt der Stadt Steyr 1965/5

1965 AMTSBLATT DER STADT STEYR 3 Herstellung einer Wasserleitung zum Anschluß der Zehetner-Siedlung S 330 000, - - • Der Gemeinderat übertrug die Architektenleistun- gen für den Schulneubau am Tabor den Arch. Dipl. Ing. Hermann Staar und Dipl. Ing. Erika Lojen, die den 1. Preis des Wettbewerbes erreichten. S 1 000 000, -- wur- den für die Vorbereitungsarbeiten zur Vergabe sowie für die weiteren Architektenleistungen bereitgestellt. An die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft der Stadt Steyr vergab der Gemeinderat Vorfinanzierungs- darlehen und einen Zwischenkredit für die Errichtung von insgesamt 13 Wohnbauten in der Gesamthöhe von 2, 5 Mill. Schilling. Der Gemeinderat stimmte ferner cfemAnkauf einer Grundparzelle im Ausmaß von 10 800 m2 in Kleinaber- mein und dem Verkaufe städtischen Grundes mit einer Gesamtfläche von 3 500 m2 zu. Zwei Ausnahmegeneh- migungen auf baurechtlichem Gebiet (Errichtung eines Schlachthauses in Münichholz und Errichtung eines zwei- geschoßigen Anhaues an ein Haus in der Gleinker Haupt- straße) wurden erteilt. ImHinblick auf die Maßnahmen zur Sicherung und Erleichterung des Verkehrs im Stadtgebiet sah sich der Gemeinderat veranlaßt, ein grundsätzliches Verbot der Inanspruchnahme des Stadtplatzes und anderer öffentli- cher Plätze zur Verwendung als Gewerbestandort auszu- sprechen. ES wird also in Hinkunft nicht mehr möglich sein, ein Gewerbe mit dem Standort z. B. "Stand am Stadtplatz" anzumelden oder eine solche Gewerbeberech- tigung zu erhalten. , Im weiteren Verlauf der Sitzung bewilligte der Gemeinderat über Ansuchen der Hauptbezirksleitung Steyr des ÖAAB die Führung des Stadtwappens in der Fahne des Hauptbezirkes. Schließlich erfolgte noch die Wahl von 3 Mit- gliedern in den Jagdausschuß der Jagdgenossenschaft Steyr-Stadt, Gewählt wurden: Stadtrat Alois Huemer, Gemeinderat Hans Zöch- ling, Gemeinderat Johann Knogler. Eine_ vakant gewordene Stelle im Sparkassenver- waltungsausschuß wurde mit Dipl. Ing. Karl Kaindls- torfer, Direktor-Stellvertreter der Steyr- Daimler-Puch- AG, besetzt. In dieser Sitzung gab der Gemeinderat insge- samt S 15 050 000, - - aus städtischen Mitteln frei. * STUDENTENHE IM IN WIEN Ausschreibung von Heimplätzen D as von der Stadtgemeinde Steyr mitfinanzierte Studentenheim in Wien VII, Hermanngasse 2 a:, ist nun soweit fertigge stellt, daß es mit 1. 10. J965 aller Voraussicht nach in Betrieb genommen werden kann. Die Unterbringungskostcn einschließlich der Aus- gabe für Beheizung, Bettwäsche und sonstige Betriebser- fordernisse werden pro Monat in einem Einbettzimmer ungefähr S 450, --. in einem Zweibettzimmer ungefähr S 400, --, betragen. Die Stadtgemeinde Steyr kann in diesem Heim über 30 Plätze verfügen; sie sollen selbstverständlich in erster Linie Steyrer Studenten zugewiesen werden. Es werden daher alle Interessenten eingeladen, sich umgehend beim Magistrat Steyr, Schulreferat, mündlich oder schriftlich zu melden. In diesem neuen Studenten- heim ist allerdings nur die Unterbringu_ng männlicher Studenten möglich. -l( Stadt- und Landschaftsphysikus Dr. phil. et med. Johann Christoph Bitterkraut "Nimm eine fette Katze, fülle sie mit gestoßenen Hanffsaat, brate sie, und schmiere dich mit den Fetten, das daraus Treufft, das hilft alsbald". Dieses kuriose Heilmittel empfiehlt den gichtleidenden Menschen das um 1656 viel gelesene Landlexikon des Magisters Johann Coler "Oeconomia ruralis et do- mestica ". Ähnliche seltsame Rezepte finden sich in vielen volksmedizinischen Schriften früherer Jahrhun- derte, u. a. auch in dem "Arzneibüchl" der Steyrer Gastwirtin Maria Elisabeth Edtingerin aus dem Jahre 1712. In dieser von abergläubischen Ansichten erfüll- ten Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege, - 1666 er- wartete man mit Gewißheit den Weltuntergang, - wirk- te in Steyr durch mehrere Jahrzehnte als Stadt- und Landschaftsphysikus Dr. phil. et med. Johann Christoph Bitterkraut. Im Jahre 1651 bemühten sich Bürgermeister, Rich- ter und Rat um einen tüchtigen Stadtarzt. Dr. Wolfgang Höfer, der seit 1. Jänner 1649 als Stadtphysikus fun- gierte, vermochte nicht die Ansprüche der Stadtobrig- keit zu erfüllen. Der Magistrat beschwerte sich über ihn bei den Verordneten der Landschaft und enthob ihn im August 1651. Die Stelle sollte Dr. Nikolaus Hofman, "einer löblichen NÖ. Landschaft bestellter Medicus zu Mistelbach" erhalten. Da aber Hofman nach längeren Verhandlungen ablehnte, wurde 1652 der "kaiserliche Medicus" zu Gmunden Dr. Johann Christoph Bitter- kraut als Stadtphysikus in Steyr bestellt. Der aus St. Pölten gebürtige Arzt studierte an der Universität in Padua und übernahm 1649 nach Dr. Praun das Physikat des Gmundner Salzamtes. Bittcrkraut war damals im Lande ob der Enns schon "sehr berühmt", besonders lob- ten ihn Dr. Fischer in Linz und der Magistrat zu Frei- stadt. Gegen Ende des Jahre s 1652 übersiedelte er nach Steyr. Der Magistrat gewährte ihm hiezu eine "Beihilf", da er wegeri des niedrigen Wasserstandes der Traun seine Habe auf dem Landwege in die Eisenstadt bringen mußte, was höhere Transportkosten verursachte. Nach seiner An- kunft übernahm er nicht nur das Stadtphysikat, sondern er erhielt auch die Bestallung als Landschaftsphysikus. In Oberösterreich bestanden Landschaftsphysikate seit dem Jahre 1597, und zwar zwei in Linz, je eines in Steyr, Wels und Freistadt. Die von der Stadt dem Medikus gewährte Besoldung betrug 150 Gulden jährlich, doch hatte er dafür ab 1666 auch die Armen im Bürgerspital, im Bruderhaus und im Son- dersiechenhaus (Herrenhaus in der Sierninger Straße) ärztlich zu betreuen. Als Arzt des Klosters Garsten bezog er 100 Gulden. Im Jahr 1677 geriet Bitterkraut in eine 71

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