Amtsblatt der Stadt Steyr 1965/4

12 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1965 WIR VERMITTELN IHNEN INTERNATIONAL GUL T/GE €)1; FROHJAHRSMODE FUR OSTERN BESONDERS WICHTIG! ler, und Hanns Georg Windter, Handelsmann, beide Mitglieder des Inneren Rates der Stadt, damit beauf- tragt. Die anscheinend auf mündlichen Erkundigungen beruhende Beurteilung durch die Inspektoren über Prändtls Eignung für den Schuldienst fiel negativ aus. Besonders schienen den Inspektoren dessen Kenntnisse im Schrei- ben und Rechnen nicht zufriedenstellend. Stephan Prändtl gab sich jedoch mit dieser Beur- tei lung, die ihm den Weg ih den Schuldienst versperrt hätte, nicht zufrieden. Er "replicirte wider der Ilerren Schuell-Inspektorum Jüngst wider Ihmc ganz wiclrig abgegebenen bricht .•. ", erzählen die Ratsprotokolle des Jahres 1667. Was seine Handschrift anbelange , er - klärte er, "seye dieselbe Zu ainem Schuellmaister gar gnueg." Vier Jahre diene er in der Magistratskanzlei und habe in dieser Zeit Briefe geschrieben "welli- che da für den Kha yser (Ka iser ) vnd andere für- nembe Herren gebracht worden. " Er sei der objekti- ven Ansicht, daß seine llandschrift besser sei als die der anderen in Steyr tätigen Schulmeister. Damit aber die Herren des Magistrates "aigentlich se- hen, wie seine Handtschrift in fractur, Cancley vnd current" beschaffen ist, lege er Schriftproben vor. Da aber auch die "Rechnungskhunst" des Stel- lenbewerbers von den Schulinspektoren angezweifelt worden war, meinte Prändtl, di s Herren sollen "nit gleich auf vngleiches (Gerede) hören vnd Ihne der vnkhündigkeit (des Nichtkönnens) beschuldigen. " Er wolle beim Magistrate geprüft werden. Als Beweis seines Könnens sei auch anzusehen, daß er nicht al- lein "alle species (Grundre chnungsarten ) sondern auch vndterschiedliche" Bruchrechnungen vollkommen be - herrsche. Außerdem habe er "gleichwollen seine huma- niora absolviert". Die vorgebrachten Argumente, daß er im Dienste des Magistrates sogar für den Kaise r bestimmte Briefe geschrieben hatte und außer den Grundrechnungsarten auch noch verschiedene Bruchrechnungen beherrschte, schienen dem Rat hinreichend, um Stephan Prändtl die begehrte Schulmeisterstelle zuzuerkennen. Außerdem überließ der Magistrat dem neuen Schulmeister die früher von Ziegler bewohnten Zimmer des oberen Stockwerkes im Neutor. Im folgendenJahre bat Prändtl den Magistrat, ihm anderswo Unterrichtszimmer einzuräumen, "weillen sein Schuellzimmer allzueng, auch sonsten zu vndterbringung vnd accomodirung der Khinder nit wohl disponiert" war. Der Winter ist vorüber ...... ! Da anderen Schulmeistern vom Magistrat eine Geldbei- hilfe gewährt worden war, ersuchte er, auch ihrn eine solche zu geben, zumalen "bei der iezigen Burgerschaft wissentlichen (beka nnten) armueth" das Geld für den L hrer sehr spär lich floß. S l1on im Jahre 1667 hatten die Schulinspektoren Schinnerer und Winter ein "vnmassgebiges guettachten" an den Magistrat ersta ttet, in dem sie beantragten, den Schulmeistern der Stadt zu "leichteren vndterhalt ain gwisses salare (bestimmtes Gehalt)"auszusetzen. Doch entschied d r Rat, diesen Antrag mit "stillschweigen Zu praeteriren (übergehen)". 1668 beantragte Prändtl die Instandsetzung zweier Schulstuben, was einenAufwand von 20Gulden 12 Kreu- zer erfordert hätte. Auch diesen Antrag lehnte der Rat, wegen der finanziellen Notlage der Stadt, ab. Ebenso wurde eine Vergröße rung der Schulräume abgewiesen, die, nach dem Berichte Schulinspektors Windter, 100 Gulden erfordert hätte. Einen Ausweg fand der Magi- strat, indem er den früheren Schulmeister Georg Riegl "am Perg" (Berggasse), der 1668 dem Schuldienst ent- sagte, um dann eine "Kramerei mit weißer War" zu be- treiben, befahl, seine Wohnung in der Schule "am Perg" zu räumen und sich in der Schule am Neutor ein- zuquartieren. Prändtl wiederum zog in die geräumte Wohnung Riegls und war dann als Schulmeister der Jahre 1669 bis 1681 an der Schule "am Perg" tätig. Im Februar 1670 sah sich Prändtl genötigt, beim Magistrate um eine wöchentliche Beihilfe zu bitten, da "er mit dem Schuellpfenning sich nit Zuerhalten" wußte. Um sein Ansuchen zu unterstützen, legte er eine "Anzeige seiner Rechnungskhunst" vor. Der Magistrat ersuchte ihn derzeit Geduld zu üben, "weillen dis Gmain Wesens nothstandt so groß, das mann auch der Statt- beambten (Funktionäre) vnd officire (Beamte im heu- tigen Sinne) Besoldungen Zurestringiren (kürzen)" ge- nötigt war. Die wirtschaftliche Lage Prändtls verschlechter- te sich jedoch so arg, daß er Ende 1681 dem Schul- dienst entsagte und ins Kloster Garsten eintrat. In ei- nem Ratsprotokoll des Jahres 1693 wird er als Pater Amand Prändtl erwähnt. Dr. Erlefried Kroba th Literatur: Ratsprotokolle der Stadt Steyr; Ofner - "Die Steyrer Stadtschulen von der Gegenreformation bis in die Zeit Maria Theresias" (V. d. K. 1957, Heft 17). dhr- dfu1rJ- buuuJLt eint neue J!.ILek.ietungJ Wenden Sie sich vertrauensvoll an Modernstes Einbrennverfahren STEYR, PYRACHSTR. 1- Tel. 3558 60 Fa. Gebr. KUFFNER AUTOLACKIERUNG

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2