Amtsblatt der Stadt Steyr 1963/10

1963 AMTSBLATT DER STADT STEYR 3 der Renaissance in Steyr zu zählen. Hervorzuheben sind die prachtvolle Fassade mit dem Doppelgiebel, das Rustikaportal und die reichen Sgraffiti. welche die Fen - ster und Türen umrahmen . An den ursprü1.glichen Zweck des Gebäudes erinnert noch ein Fresko über dem Haupt- portal mit einer Darstellung aus der "Genesis" und der Inschrift : "Josephs Brüder Kommen in Egypten Traid t zu kau ffen. " Inmitten der breiten Fassade befindet sich ein Wappen, das auf die Zeit der Innerberger (Eisener- zer) Hauptgewerkschaft hinweist; im Jahre 1628 war der Speicher in deren Besitz übergegangen . Die Jahreszahl 1612 zwischen Fresko und Wappen deutet die Bauzei t an. Vor dem ersten Weltkrieg drohte diesem so bedeu- tenden Gebäude eine große Gefahr : der Innerberger Sta- del sollte einem Postgebäude weichen . Der Meister des Stahlschnittes, Michael Blümelhuber, brachte es jedoch mit dem Aufgebot seiner Energie und einflußreichen Ver - bindungen zu Erzherzog Franz Ferdinand zustande, daß dieser Renaissancebau erhal ten blieb. Das Heimathaus Steyr umtaßt eine Reihe von bedeu- tenden Sammlungen, Die beiden großen Säle, in denen früher das Getreide gelagert war, geben den Schaustücken einen stimmungsvollen Rahmen . Im ersten Stockwerk ist im wesentlichen die stadtgeschichtliche Abteilung unter - gebracht, während der Bestand im 2 . Stock als volkskund - liche Abteilung zu bezeichnen ist . Ganz besonders spie - gelt sich die alte Bürger- und Handwerkerkultur der Eisen- stadt in den reichen Sammlungen. Man wird selten ein Heimatmuseum finden, das eine so reiche Folge von Zunftaltertümern besitzt . Auch das "Steyrer Kripperl " , das in einer Halle des Innerberger Stadels zu Hause ist , erfreut sich zur Weihnachtszeit guten Besuches von jung und alt. Unter den Beständen des Heimathauses befinden sich Gegenstände, die über den historischen Rahmen ·weit hinausragen und künstlerisch bemerkenswert sind, zum Beispiel das Stadtrichterschwert von Steyr (eine Renais - sancearbeit mit Rollwerkornamentik) sowie spätgotische und barocke Statuen. Die Holzplastiken schmücken die HEIMATHAUS STEYR , 1. ST OCK, STADTGESCHICHTLICHE SAMMLUNG: Blick auf Hinrichtungsräder . Plastiken, Zunftgegenstände Pfeiler der beiden Stockwerke . Zu den besten Bildwerken gehören zwei frühbarocke Gestalten , die vom ehemali - gen Hochaltar der mitteralterlichen Benediktinerstifts- kirche Garsten stammen . Sie wurden in der 1. Häfte des 17. Jahrhunderts von Hans Spindler d. Ä. gefertigt . Eine Figur hält das Stiftswappen von Garsten vor sich, die zwei - te das Wappen des Auftraggebers, des Abtes Anton II . Spindler von Hofegg. Der Zeit um 1500 gehört der größte Tei l der gotischen Plastiken zu . Im ersten Stockwerk, das nun kurz behandelt wird, is t auch eine kleine geologische vor- und frühgeschicht- liche Sammlung von Steyr und Umgebung ausgestellt. Baugeschichtlich äußerst interessant sind die Stadtansich- ten von Steyr vom 16 . bis zum 19 . Jahrhundert . Unter 165

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