Amtsblatt der Stadt Steyr 1963/9
1963 AMTSBLATT DER STADT STEYR 3 sen, auch heuer wieder eine Rattenbekämpfungsaktion durchzuführen. Der Stadtsenat gab schließlich der Abwertung des vom Schnallentor zur Rooseveltstraße führenden Ver- bindungsweges seine Zustimmung. Die Sitzung endete nach Beratung und Beschluß- fassung über eine Reihe von Gewerbe- und Personalan- suchen. In seiner Eigenschaft als Aufsichtsrat der Gemein- nützigen Wohnungsgesellschaft der Stadt Steyr beschloß der ·Stadtsenat zwei Mietzinsabschreibungen und ver- gab Aufträge im Werte von S 3 830 000, - - • Es waren dies die Zimmermanns- und Spenglerarbeiten sowie die STEYR Lieferung von Ziegel, Sand, Schotter, Kalk, Fural- band und Leichtbauplatten für den Wohnbau Steinfeld 11/4 und 5, die Lieferung von 170 Öfen für die Wohn- bauten Ennsleite XI/1 - 6, XVI und XVII/1 und 2, die sanitären Installationen für den Wohnungsbau Ennsleite XI/1 - 6, die Unterböden für die Wohnbauten Ennslei- te XVII/1 und 2, der Anstrich der Gewichtsschlosserar- beiten für den Wohnbau Ennsleite XVII/1, die Bau- meisterarbeiten für den Wohnbau Tabor XIII/1 - 3, die Einfriedung des Kinderspielplatzes beim Wohnbau Enns- leite XVII/1 w1d die Erneuerung der Sandspielkästen be i den Wohnbauten Taborweg 31 - 37 . VOR DREIHUNDERT JAHREN D as Jahr 1663 fällt in die Zeit einer anhaltenden Wirtschaftskrise, die in Steyr vorwiegend durch die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges ausge- löst worden war. Dazu kam noch eine sehr ernste Be- drohung Österreichs durch die Türken. In diesem un- heildrohenden Jahre standen an der Spitze der Stadt- verwaltung der Bürgermeister Maximilian Luckner und der kaiserliche Stadtrichter Georg Gallnberger. Zu den Ratsmitgliedern zählten begüterte Handelsherren wie Zacharias Prenner , Sebastian v. Kühberg, Daniel Knabl ?-.1ichael Jazlau, Wolf Eder, Gregorius Schinnerer, Hans Georg Windter, Wolf Schinagl, Hans Schoiber u. a. Das Amt des Stadtschreibers versah schon seit dem Jahre 1640 Hans Leonhard Vogt v. Vogtberg, Doktor beider Rechte und Syndikus der sieben landesfürstlichen Städte im Lande ob der Enns. Für die Seelsorge in der Stadt war Pfarrer Ämilian Raitenberger verantwortlich, für die Gesundheit der Bürger Dr. med. et phil. Johann Christoph Bitterkra ut. Das Eisenwesen lag in den Hän- den des Eisenobmannes Gott lieb Schröffl v. Mannsperg und des Kammergrafen Dr. Wolf Andreas von Kalten- hausen zu Greiffenstein. Die damals noch landesfürstli- che Herrschaft Steyr wurde am 22. August dieses Jahres ·neuerdings an Johann Maximilian Reichsgraf v. Lam- berg, der 365 844 Gulden vom Kaiser zu fordern hatte, pfandweise üherlassen. Nach den Stadtansichten von Merian und Vischer zeigt das Antlitz der Stadt Steyr in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts noch völlig mittelalterliche Züge, nur einige barocke Kirchenbauten überragen bereits die gotischen Iläuser der Dürger. Aus der Fülle der städtischen Begebenheiten die- ses Jahres seien nur einige herausgegriffen. Neben der ungünstigen städtischen Finanzlage bereitete der Stadt- obrigkeit der sich schon abzeichnende Niedergang der 1625 gegründeten lnnerberger Hauptgewerkschaft, in der Steyr den Eisenverlag zu führen hatte, größte Sor- gen. Durch Kriege im westlichen und nördlichen Euro- pa war der_Fernhandel mit Eisen und Stahl nicht unbe- deutend zurückgegangen. Aber auch Korruption und mangelhafte Erzeugnisse trieben die Gewerkschaft im- mer mehr dem Verfalle entgegen. Schon im Jahre 1661 waren wieder Klagen über "die Ungüte des Stahls" laut geworden, der "geschlagene Eisenzeug" hatte keinen "Auslauf". 1663 betrug der Vorrat an Eisen- und Stahl- sorten 48 776 Zentner. Die Gewerkschaft verzeichnete einen finanziellen Verlust von 1217 Gulden. Da die Absatzschwierigkeiten aber größer wurden, versuchte der Magistrat, die Eisen- und Stahlausfuhr in das "Rö- mische Reich" (Deutschland) und damit nach Westeuro- pa neuerdings in Schwung zu bringen. Am 4, Dezem- ber beschloß daher der Rat, eine Handelsdelegation, der Bürgermeister Luckner, Obervorgeher Hans Bernhard Bischof und der Gewerkschaftsbuchha lter angehörten, nach Regensburg und Nürnberg zu entsenden. Diese Maßnahme dürfte erfolglos geblieben sein, denn im nächsten Jahre erreichten die Gewerkschaftsverluste die enorme Summe von 20 814 Gulden (etwa 5 Mil- lionen Schilling). Den rapiden Rückgang des Ei senwesens verursach- te zweifellos auch die im Osten des Habsburgerreiche, aufziehende Türkengefahr. Zwischen Österreich und der Türkei war zwar im Jahre 1606 zu Zsitva Torok ein Friede zustande gekommen, doch gab es im Grenz - raume stets Streifzüge, Kämpfe und Plünderungen. Auch ein Steyrer , und zwar der Sohn des bürgerlichen Krämers Georg Millner, geriet 1660, jedenfalls in dieser Gegend, in die türkische Gefangenschaft. Noch 1668 befand er sich auf einer türkischen Galeere, die in der Ägäis kreuzte, Zum Ausbruch neuer Feind seligkeiten zwischen Österreich und der Pforte kam es durch das Eingreifen der Wiener Regierung in die Thronstreitigkeiten Sie- benbürgens. Die türkische Kriegserklärung vom 18. April 1663 zwang nun auch die Landeshauptmannschaft von Oberösterreich , Defensivmaßnahmen zu treffen. All! 14. Juni belieten in Linz die Stände über die Durch- führung der Landesverteidigung. Vier Wochen später beschloß man im Steyrer Stadtrat, alle Bürger mit Waffen auszurüsten. Der Magistrat ließ die groben Ge- schütze reparieren, eiserne Kugeln schmieden und Schrankbäume anfertigen. Bei den Haupttoren hatten je zwei Mann, die dem Wachinspektor Thomas Mitkhreu unterstellt waren, besonders auf das "her- renlose Gesind" zu achten. Auf Befehl der Landes- hauptmannschaft mußte sich am 14. September die gesamte Bürgerschaft -im Rathaus einfinden: Die Stadt- bewohner wurden aufgefordert, im Hinblick auf die große . Kriegsgefahr , dem Landesfürsten die Treue zu halten. Anschließend folgte die Visite der Gewehre. Nachdem schon einige Tage vorher das Aufgebot des fünften Mannes ergangen war, verordnete die Stadt- 145
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