Amtsblatt der Stadt Steyr 1962/12

12 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1962 -/04 Farben. von bestem Elasticord - lür die modische Pump-, Auto-, Wander- und Skihose lagernd Aus der Geschichte des Lebzelterhandwerks B ereits im Mittelalter arbe iteten in den St äd ten Lebzelter und Wachszieher. In Steyr ist dieses Handwerk seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar . Ein Urbar des Bürgerspitals erwähnt 1531 den Meister Ambros . Mit Sicherheit aber darf angenommen werden, daß schon viel früher in unserer Stadt eine Werkstätte bestanden hat. Im 16. Jahrhundert gab es im Lande ob der Enns nur acht Meister. Sie wurden, da es in Oberösterreich für sie noch keinen Handwerksverband gab, im Jahre 1568 der Wiener Lebzelterzunft angeschlossen. Die da- mals in Steyr beschäftigten Meister Joachim Leuttner und Ulrich Hueber unternahmen daher schon im näch- sten Jahre eine Reise in die Reichshauptstadt, um in die dortige Zunft aufgenommen zu werden. Vielleicht woll- ten sie sich damit auch vor der Konkurrenz der Zucker- bäcker schützen. Dieser Beruf wurde nämlich in Steyr schon 1543 von Jörg Hager ausgeübt. Im 17. Jahrhundert gehörten zum Bereich des Wiener Verbandes auch die Länder Mähren und Ungarn. Obgleich in Linz eine der Wiener Hauptlade unterste- hende Land- oder Viertellade für die oberösterreichi- schen Lebzelter bestand , strebten diese, da nach der Gegenreformation , um 1636 , in Oberösterreich schon 48 Meister tätig waren, nach Errichtung eines selbstän- digen, von Wien unabhängigen Landesverbandes . Die größten Verdienste um das Zustandekommen dieser Or- ganisation erwarb sich der Linzer Lebzeltermeister Matthias Panlechner (1627 - 1691), der eine 34 Artikel umfassende Zunftordnung ausarbeitete und mit den Be- hörden die Verhandlungen führte . Am 26. August 1665 bestätigte Kaiser Leopold I. die Satzungen der "abson- derlichen" Lebzelterzunft in Oberösterreich, die ihren Sitz in Linz hatte und der nun auch die Meister der Stadt Steyr angehörten. A11fGmnd der 11e11e11 llandwerl<rnrdnung waren al- le zweiJahre zwei Zechmeister zu wählen, llandwerks- wappen und - siege! beschreibt Artikel 33: "Englischer Gruß, ob unse rer Lieben Frauen Gott der Ileilige Geist schwebend , über denselben aber auch Gott der Vater, umgeben von Engeln." Jeder Meister durfte nur einen Lehrling halten. Die L hrzeit dauerte vier Jahre. Die Gebühr für die Meisterprüfung war mit drei Gulden fest- gesetzt. Die auswärtigen Lebzelter hatten sich in jedem dritten Jahr am Fronleichnamstag in Linz einzufinden. Sie mußten dem Gottesdienst beiwohnen und an der Pro- zession teilnehmen. Die Handwerksordnung enthielt fer - ner Vorschriften über die Pflichten der Lehrlinge, Gesel- len und Meister , über den Besuch der Jahrmärkte und an- dere Zunft ange legenheiten. Die Haupterzeugnisse des ehrsamen Lebzelter- handwerks waren Lebzelten ("Pfefferkuchen ') aus Honig - teig, weiße und gelbe Wachskerzen , starker und süßer Met. Laut Beschluß der Meisterschaft vom Jahre 1675 kostete ein Pfund weißes Wachs 40 Kreuzer, gelbes Wachs 36 Kreuzer, ein Eimer starker Met 6 Gulden, süßer Met 5 Gulden . Wachs und Honig bezogen die oberösterreichi- schen Lebzelter größtenteils aus Polen und Rußland. Was von diesen Naturprodukten nicht verarbeitet wurde, ver- handelten die Meister häufig nach Italien. Auf den Jahrmärkten in Steyr, die im Frühjahr und im Herbst abgehalten wurden, durfte jeder Lebzelter, der hier sei ne Werkstätte hatte, in zwei Hütten seine Erzeugnisse feilhalten. In anderen Städten und Märkten konnten die hiesigen Meister in einer Hütte zu Weih- nachten, Neujahr und "anderen heiligen Zeiten, bei Ku hwe1hen und Kirchfahrten, da man mit Kreuzfah- nen zus1c he t", ihre Waren verkaufen. Besonders beliebt war ernst das llandwerk der Lebzelter bei den Kindern. Noch heute bezeichnet mancher Kalender den Tag der "Unschuldigen Kinder" (28. Dezember) als den "Leb- küchellag". Häufig betätigten sich die Lebzelter auch als Mo- de ls1e.r.he.r. Die aus Birnholz nicht selten m it hoher Kunst- fertigkeit geschnitzten einteiligen Model wurden für die Herstellung von Backwerk, die zweiteiligen für den Guß von Wachsfiguren ("Opfermodel ") verwende t. Der Kunststoff-Bodenbelag 216 trittfest, gleitsicher, dauerhaft bei FRANZ HASSELBERGER j Steyr, Kirchengasse 3

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