Amtsblatt der Stadt Steyr 1962/9
1962 ·AMTSBLATT DER STADT STEYR 3 IN MEMORIAM Generalmusikdirektor Dr. h.c. Volkmar ANDREAE D ieser bedeutende Dirigent starb am 18. Jw1i d. J. nach längerem Leiden in seinem Züricher Heim knapp vor Vollendung des 83. Lebensjahres. Sein Wirken insbesonders im Dienste der Werke Anton Bruckners brachte ihn in enge Berührung mit unserer Heimat und mit österreichis chen Orchestern, vor al- lem mit den Wiener Sinfonikern, dem Niederösterrei- chischen Tonkünstler-Orcheste r und dem Mozarteum- orchester Salzburg. Wenn wir in diesem Mitteilungsblatte, das aus- schließlich lokalen Nachrichten vorbehalten ist, die- ses großen Künstlers gedenken, so deshalb, weil unse- re Stadt Dr. Volkmar Andreae eine Reihe unvergeßli- cher Konzerte verdankt, die er durch Vermittlung des Brucknerbundes Steyr in einer heute schon sehr selten gewordenen Selbstlosigkeit ermöglichte und dirigierte. Durch ihn wurden die Musikfreunde Steyrs mit den Sin- fonien des Ansfeldner Meisters in einer wohl kaum mehr zu überbietenden Vollkommenheit der Auslegung ver- traut. Diese Reihe von Festkonzerten eröffnete die Dar- bietung der VIII. Sinfonie am 4. Mai 1949. Es folgten: Die V. am 20. September 1951, die VII. am 6. Juni 1952, die III. am 17. September 1953, die IV. am 16. September 1954 - alle mit den Wiener Sinfonikern-, die VII. am 28. November 1957 und schließlich als Abschlußkonzert des greisen SO-jährigen Dirigenten die VI. am 11. 12. 1958, die letzteren mit dem Nieder- österreichischen Tonkünstlerorchester. Die Stadtgemeinde Steyr ehrte aus diesem Anlaß die Verdienste dieses uneigenniltzigen Künstlers auch um unsere Stadt durch Überreichung eines Ehrenringes. Dr, Volkmar Andreae war von einer geradezu rührenden Bescheidenheit und Giite. Wer Gelegenheit hatte, Orchesterproben beizuwohnen, mußte von der Herzlichkeit und der Frohlaune beeindruckt sein, mit der er mit seinen Orchestermitgliedern verkehrte und dadurch ihre Liebe und Einsatzfreunde gewann.Die Wiener Sinfoniker wurden durch diesen Interpreten zum "Bruckner- Orchester" schlechthin, und die mit diesem Klangkörper aufgenommene III. Sinfonie bezeichnet der Schallplaitenführer als eine der großartigsten Diri- gentenleistungen überhaupt. Steyr hat diese Darbietun- gen intensiver Einführung in die Werke Bruckners erlebt. Sie bleiben ebenso unvergessen wie ihr Schöpfer, der gerade Steyr besonders ins Herz geschlossen hatte und nach dem letzten Konzert - es war vor St. Florian das vorletzte seiner Laufbahn als Dirigent überhaupt - mit bewegten Worten . von Steyr und den Freunden seiner Kunst Abschied nahm, wohl wissend, daß es kein Wie- dersehen mehr gab. Dr. Volkmar Andreae ist nicht mehr, Aber wie alles Edle unvergänglich bleibt, weil es auf irgendeine Weise fortwirkt, ist auch dieser von uns Gegangene auch weiterhin unverlierbarer Besitz aller jener, die diesen großen Künstler und Menschen kannten und die Musik in ihrer höchsten Offenbarung lieben. Josef Drausinger Aus der Sprechstunde des Standesbeamten: DIE LEGITIMATION DES UNEHELICHEN KINDES DURCH GNADENAKT DES BUNDESPRÄSIDENTEN In der letzten Nummer des Amtsblattes ist an die- ser Stelle über die Legitimation des unehelichen Kindes durch die nachfolgende Eheschließung der Eltern berich- tet worden. Nicht alle Eltern unehelicher Kinder aber heiraten. Will der Vater seinem unehelichen Kinde trotzdem eine ähnliche rechtliche Stellung geben, wie sie das eheliche Kind besitzt, so kann er beim zustän- digen Vormundschaftsgericht ein Ansuchen um gnaden- weise Legitimation einbringen. Dasselbe Recht hat die Mutter, wenn der Vater nicht mehr am Leben ist und er ihr nachweisbar die Ehe versprochen hat. Das Ansuchen wird nach Abschlußdernotwendigen Erhebungen im We- ge des Bundesministeriums für Justiz dem Bundespräsi- denten vorgelegt, in dessen Händen die Entscheidung liegt. So wie bei der Legitimation durch die Eheschlie- ßung der Eltern erlangt das Kind, wenn die gnadenweise Legitimation bewilligt wird, den Namen seines Vaters und - falls er österreichischer Staatsbürger und das legi- timierte Kind noch nicht volljährig ist - die österreichi- 151
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