Amtsblatt der Stadt Steyr 1962/6

1962 AMTSBLATT DER STADT STEYR 3 Die Umbauarbeiten in einigen Räumen des ehe- maligen Hotel Nagl. die zur Einrichtung der Stadtbü- cherei erforderlich sind, wurden vergeben. S 194 000, - - werden fUr die Baumeisterarbeiten aufgewendet werden müssen. Außerdem gelangten die Lieferung und Monta- ge von Sitzbankpfosten für den Sandspielkasten am Kinderspielplatz Tabor zur Vergebung. Dem Ankauf von fünf Absperrgittern. die zur Kennzeichnung von Baustellen auf Verkehrsflächen aufgestellt werden müssen, stimmte der Stadtrat ·zu. Diese Gitter finden beim Städt. Wasserwerk Verwen- dung. Weiters wurden S 32 000, --. die fUr nachstehen- de Zwecke bestimmt sind, freigegeben: S 22 000, -- für den Ankauf einer Gartenschere und einer Mähmaschine (Terra- Universalgerät) für die • • Stadtgärtnerei; S 2 600, -- zum Ankauf einer neuen Rettungszil- le anstelle des bisher verwendeten, bereits schadhaft gewordenen Rettungsbootes; S 6 600, -- zum Zwecke des Ankaufes des Jahr- buches des Österr. Buchklubs, das an die Schiller des letzten Jahrganges der Steyrer Volks-, Haupt- und Son- derschulen anläßlich der Schulentlassung als Geschenk verteilt werden wird. Nach Behandlung von drei Gewerbeansuchen schloß die Stadtratsitzung. Als Aufsichtsrat der Gemeinnützigen Wohnungs- gesellschaft der Stadt Steyr vergab der Stadtrat die Ma- teriallieferung für die Errichtung eines Gartenzaunes zwischen dem Wohnbau Steinfeldstraße III/1 - 4 und der Berufsschule (S 5 200, --). • • Zur Geschichte des Steyrer Rathauses A us der unteren Häuserreihe des Stadtplatzes ragt das prächtige Rathaus empor. An dessen Stelle stand im Mittelalter, um 1413, das Haus des Bür- gers Heinrich Randolph. Als im Jahre 1422 Herzog Albrecht V. der Stadt Steyr die Erlaubnis zur Errich- tung eines Rathauses erteilte, kauften Richter und Rat das Randolphsche Haus. In der Reformationszeit ( 1538) wurde dieses Ratsgebäude völlig umgestaltet. Schwere Schäden erlitt es durch das Hochwasser des Jahres 1572, das den hofseitigen Trakt, in dem die Fleischbänke standen, zum Einsturz brachte. Seit dem Jahre 1577 besitzt der Rathausturm eine Uhr. Das erste Uhrwerk montierte im Auftrage der Stadtobrigkeit der Augsbur- ger Georg Wagner. Durch viele Jahrzehnte war der geräumige Rats- saal Schauplatz kultureller Veranstaltungen. Hier brachten die Lateinschulrektoren Schulkomödien zur Aufführung, hier veranstalteten die Meistersinger ihre Singschulen. Vornehmen Bürgersleuten wurde dei Raum für Hochzeitstänze zur Verfügung gestellt. Im Jahre 1585 beschloß der Rat, dem Bürgermei- ster, dem Stadtkämmerer und dem Waagmeister, der die im Rathaus aufgestellte Stadtwaage zu betreuen hatte, je einen Schlüssel zum Eingangstor auszufolgen. In der "silberarmen Zeit" des Dreißigjährigen Krieges und in den folgenden Jahren ließ der Magistrat nur die schwersten Schäden des schon 1G34 baufälligen Gebäudes beheben. Im Februar 1661 wäre es durch eine Feuersbrunst zerstört worden, hätten nicht Maurer und Zimmerleute den Brand unterdrückt. Um 1681 wur- de die Ratsstube erneuert und mit drei Dutzend neuen Polsterstühlen ausgestattet. Im 18. Jahrhundert verschlimmerte sich der Bau- zustand von Jahr zu Jahr. 1720 war der Turm "im Ge- hölz völlig verfault", auch die Uhr sollte repariert werden. Diese Instandsetzungskosten betrugen 400 Gul- den. Die Stadtgemeinde mußte die kostspieligen Re- paraturen in Kauf nehmen, denn die ungünstige Fi- nanzlage erlaubte vorderhand noch keinen Neubau. Ein solcher wurde erst in den Fünfzigerjahren erwogen. Am 26. November 1757 legte der Stadtbaumeister Gotthard Hayberger, der damals das Stadt- richteramt ausübte, dem Rate "den Grundriß (Plan) vor, auf was Art das Rathaus erbauet werden könnte". Der Plan wurde von den Stadträten beifällig aufgenom- men und Hayberger mit der Erstellung des Kostenvor- anschlages beauftragt. Doch das Werk wurde nicht in Angriff genommen. Jedenfalls beeinträchtigte der Sie- benjährige Krieg ( 17 56 - 1763) so sehr die Stadtwirt- schaft, daß die Kosten für einen Prachtbau, wie ihn Hayberger geplant hatte, nicht aufgebracht werden konnten. Am 15. Februar 1763 wurde auf Schloß Huber- tusburg in Sachsen der Friede geschlossen. Sicherlich hatte dieses Ereignis, das einen Aufschwung der Wirt- schaft erwarten ließ, dazu beigetragen, daß sich schon sieben Tage später, am 22. Februar, die Stadtobrig- keit mit dem Rathausprojekt beschäftigte. Auffallen- derweise wurde aber nicht über den ursprünglichen Plan Haybergers, sondern über den "Riß von H. Ha y - berge r und Hueb er" verhandelt. Es muß daher angenommen werden, daß Hayberger gemeinsam mit dem bürgerlichen Maurermeister Wo 1 f gang Hueb er einen neuen Plan ausgearbeitet hatte. Diese Beratung führte abermals zu keinem Ergebnis. Wir kennen nicht die Gründe, die den Baubeginn verzögerten. Ohne Zwei- fel aber haben Krankheit und Ableben Haybergers im März 1764 eine Stockung bewirkt. Erst in der Ratssitzung vom 13. August 1764 kam die Bauangelegenheit wieder zur Sprache.Der Gastwirt und Oberstadtkämmerer Johann Mayrhofer "produzierte den von Hueber Mau- rermeister entworfenen Rathaus-Riß und übers c h 1 a g" . Von einem Plane Haybergers war nun nicht mehr die Rede. Da im Jahre 1766 Hueber auch für das "Rüss machen und alle extra Arbeit" besonders entlohnt wurde, wäre die Annahme, daß das Ratsgebäu- de ein Werk des Maurermeisters sein könnte, nicht un- berechtigt. Wolfgang Hueber war ein sehr tüchtiger Baufac.hmann, der schon durch viele Jahre in Steyr tä- tig war. Sein "Riß",der vermutlich die Wünsche der Stadtbehörde zu berücksichtigen hatte, beruhte aber höchstwahrscheinlich auf der Gesamtplanung Hayber - gers. Der Magistrat legte den Plan Huebers der Landes- hauptmannschaft vor. Bereits im Jänner 1765 wurde mit den Vorarbeiten begonnen. Am 26. März berich- 99

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