Amtsblatt der Stadt Steyr 1962/3

1962 AMTSBLATT DER STADT STEYR 15 HolJ,e,e,s Nachf. FEUERHUBER & FEDERER Steyr, 0. 0. Kollergasse 5, Fernruf 3111 PORTALBAU- KONSTRUKTIONSWERKST'ATTE- BAUSCHLOSSEREI Fa b er) aus Graz vorübergehend nach Steyr. In Linz errichtete 1615 der aus Erfurt stammende Buchdrucker Hans P 1an c k eine Werkstätte und be- lieferte jedenfalls auch Steyr mit seinen Druckerzeug - nissen. Planck offerierte nämlich dem Steyrer Magi- strat im Jahre 1619 etliche Kalender, wofür er vier Ta- ler erhielt. Anderseits dürfte die Landeshauptstadt ein gutes Absatzgebiet der seit dem 16. Jahrhundert be- stehenden Steyrer Papierproduktion gewesen sein. Natürlich versorgten auch städtische und fremde Buchführer die Stadtbevölkerung mit Büchern aller Art. Erwähnt sei der zu Anfang des 17. Jahrhunderts in Steyr ansässige bürgerliche Buchhändler und Buchführer Hans Khlepp und der Buchführer Ulrich Lehner aus St. Peter in der Au, dem 1643 die Feilhaltung an Wo- chenmarkttagen vom Stadtrat bewilligt wurde. Der erste Buchdrucker, der im 17. Jahrhundert in der Eisenstadt das Bürgerrecht zu erlangen suchte, war Jakob Nußbaumber.Sein am 19.Dezember 1689 eingereichtes Bürgerrechtsansuchen, das die Stadtobrig- keit den Buchbindern zur Stellungnahme vorlegte, dürf- te abgelehnt worden sein, da am 17. September 1691 dem Druckergesellen Franz Zach ä u s A u in g er das Bürgerrecht auf die Buchdruckerei verliehen wurde. Auinger war der Sohn des Amtstürhüters der obderennsi- schen Landeshauptmannschaft Paul Christopf Auinger in Linz. Mit seiner Werkstätte im Hause des Tischlermei- sters Hans Anhengst (Grünmarkt Nr. 21) war nun die Kunst des Buchdruckes in Steyr dauernd seßhaft gewor- den. Nach den Anordnungen der Stadtobrigkeit mußte damals jeder Bürger ein Haus im Burgfried besitzen. Da Auinger diese Bedingung im Jahre 1695 noch nicht er- füllt hatte, drängte ihn der Magistrat zum Ankauf eines Hauses. Aber erst 1699 erwarb er, da ihm der Stadtrat mit dem Verlust des Bürgerrechtes gedroht hatte, das Haus des Bäckermeisters Andreas Peyrl in der Enge (En- ge Gasse Nr. 17). Auinger druckte in Steyr Kalender, Formblätter für die Stadtobrigkeit (Quittungen. Salzzettel, Getrei- de-Atteste, Vermögenssteuerbekennmisse u. dgl.), Predigten des berühmten kaiserlichen Kanzelredners Abraham a Sancta Clara und etwa 18 Bücher. Zu den ersten Druckwerken zählen: "INSTRUCTIO PUERORUM" (1691) und "DerHoch-Adelichen Dame Louise Francoise de la Valliere, anjetzo aber demüthigen Schwester de la Misericorde andächtige Buss-Seufftzer. Verfasset in vier und zwantzig Gebett-weiss gestellten Betrachtun- gen Ueber die Barmherzigkeit Gottes. Aus dem Franzö- sischen ins Hochdeutsche treulich überbracht durch Matthias Krämer. Steyr/Gedruckt bey Franciscum Za- chaeum Auinger 1692". Auf Befehl des Landeshauptmannes übersiedelte Franz Auinger, dem Kaiser Leopold I. wegen seiner Ver- dienste um den Buchdruck in Steyr das Privilegiu m des Zeitungsdruckes verliehen hatte, zu Anfang des Jahres 1702 in die aufstrebende Landeshauptstadt Linz. Ohne den Bürgerabschied beim Magistrat einzuholen, verließ er die Eisenstadt. Sein nachträgliches Gesuch um Bür- gerrechtentlassung und Abschiedserteilung erledigte die Stadtverwaltung vermutlich erst im Jahre 1704. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts, und zwar am 14. Juni 1698, bewarb sich der aus Chiemsee in Bay- ern zugewanderte Buchdruckergeselle Johann Peter Roß man n, der bei Auinger in Arbeit stand, um das Bürgerrecht. Sein Meister wußte zu verhindern, daß er es nicht auf sein erlerntes Handwerk bekam. Da er die Wasserbrenners Witwe Barbara Schüz geheiratet hatte, wurde ihm das Bürgerrecht nur auf die Wasserbrennerei und den Verkauf von Zuckerwaren verliehen. Erst als Auinger weggezogen war, wurde er bürgerlicher Buch- drucker. Nach seinem Ableben im Jahre 1710 übergab Barbara Roßmann die Druckerei am 20. April 1711 ih- rem Sohn aus erster Ehe Ma t th ia s Sc h ü z. Aber im folgenden Jahre übernahm sie selbst wieder die Werk- stätte, die später an den Augsburger Joseph Grün - wa 1d (Grienwald) überging, der im Frühjahr des Jah - res 1711 das Bürgerrecht erworben hatte. So begann mit der Offizin Auingers die Entwick- lung Steyrs zur Druckerstadt. Steyrer Drucke waren nicht nur in Österreich begehrt, sie gelangten auct nach Deutschland und Frankreich. Dr. Josef Ofner INHALTSVERZEICHNIS Aus dem Stadtrat Aus dem Gemeinderat Jahresbericht des Standesamtes der Stadt Steyr 1961 Die neue Straßenverkehrsordnung hat sich bewährt Neuer Wohnraum - die große Sorge der Stadtgemeinde Steyr Bedeutende Steyrer - Ignaz Freiherr Trollmann von Lov~enberg Kulturamt - Veranstaltungskalender März 1962 Volkshochschule der Stadt Steyr Die Tätigkeit der freiwilligen Stadtfeuer- wehr Steyr im Jahre 1961 Die ersten Druckerwerkstätten in Steyr Amtliche Nachrichten * * * s 2 - 3 s 3 s 3 - 7 s 8 - 9 s 9 S 10 - 11 S 11 - 12 S 12 - 13 s 13 S 13 - 15 S 16 - 19 51

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