Amtsblatt der Stadt Steyr 1961/11

8 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1961 KAU Steyr, Bahnhofstrasse 15 a größtes Kaufhaus Steyr' s in Herren-,Damen·u. Kinder- Bekleidung' in Schuhen, Wäsche, Kleiderstoffen, Strickwaren, Vorhangstoffen, Matrazen, Bettfedern, Wolldecken, Steppdecken, Teppichen und Bodenbelag KONKURRENZLOSE PREISE ! Freie Besichtigung Das im Archiv der Stadt Steyr verwahrte "große Privilegium" Albrechts, eine Pergamenturkunde( 565 x 390 mm) mit einem an roten, grünen und weißen Sei- denfäden befestigten einseitigen Reitersiegel. ist in la- teinischer Sprache abgefaßt. Es ve rbrieft in der Haupt- sache folgende elf Freiheiten (Übersetzung von F. X. Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer, Manuskript 1851): 1. "KEIN LANDRICHTER DARF SICH IN DER STADT, HOFMARK ODER IM BURGFRIEDEN IN KEINER SA- CHE GERICHTLICHE JURISDIKTION ANMASSEN; NUR WENN ES SICH UM DIE TODESSTRAFE HAN- DELT, SOLL VOM STADTRICHTER DER WALD- POTT. D.I. DER BANNRICHTER DES LANDES, DA- ZU BERUFEN WERDEN." Durch diese Bestimmung wurde die Stadt Steyr vom Landgericht der Herrschaft Ste yr eximie rt. Im Burg- fried der Stadt durfte daher der Landri chte r ke ine Amtshandlung vollziehe n. De r Ve rbrec her mußte an der Burgfriedsgrenze dem Landric hte r übe rgebe n we r- den. Die Hofmark Steyr e rst reckte sic h übe r Bes it - z ungen in de n heutigen Gemeinden Steyr , Gars ten, Sierning, Thanste tten und Wo l fern . 2. "KEINER SOLL DEN BÜRGERN Z UM STA l)TRICllTER VORGESETZT WERDEN, DEN SIE NlC l lT SELBST AUS IH RER GEMEIN DE ERWÄII LEN, NUR BEDARF ER DER BEST ÄTIGUNG DES LANDESFÜRST EN." An de rSpitze des Städtische n Geric hts- und Ve rwal- tungsbez irkes sta nd bish er der vom La nd es fürsten be- ste llte Sta dtri chte r. Ei n solche r wird sc hon um 1180 in Steyr e rwähnt( Ulric us de Stiria). De r von der Bür- ge rschaft ge wählte Stadtrichter war nur zur Ausübung de r niede ren Qe richtsba rke it befugt. Die hohe Ge- richtsbarkeit (Blutge richtsbarkeit, Blutbann) oblag in Ste yrnoch bis zum Jahre 1523 dem Landrichter (Wald- bot). 3. "IM FALLE, DASS EIN BÜRGER DURCH EINEN UN- GLÜCKLICHEN ZUFALL EINEN TODSCHLAG BEGIN- GE, SO SOLL DEMSELBEN DER RICHTER IN SEIN HAUS NICHT BRECHEN, NOCH DESSEN SACHEN WEGTRAGEN LASSEN, WENN JENER SO VERMÖ- GEND IST, DASS ER DEM LANDESFÜRSTEN ZUR STRAFE 30 PFUND PFENNIGE UND DEM RICHTER 60 PFENNIGE BEZAHLEN KANN. " Eine ähnliche Bestimmung enthält schon das Stadt- recht von Enns aus dem Jahre 1212. 1 Pfund Pfen- nige = 240 Pfennige. 176 reichhaltige Auswahl Kein Kaufzwang 4. "IN DER HOFMARK ZU STEYR DARF KEIN AUS- WÄRTIGER ODER ANKÖMMLING OHNE ERLAUB- NIS DER BÜRGER WEIN AUSSCHENKEN. " Weinschank und Weinhandel gehörten zu den Haupt- nahrungszweigen der Bürger. 5. "ALLES HOLZ UND EISEN, DAS ZUM KAUFE IN DIE STADT GEFÜHRT WIRD, SOLL DREI TAGE DEN BÜRGERN UM DEN GEWÖHNLICHEN MARKTPREIS FEILGEBOTEN WERDEN. NACH DIESER FRIST KANN ABER DER VERKÄUFER WEITERZIEHEN UND SEINE SACHEN VERKAUFEN, WO ER WILL." Dieses, der mittelalterlichen Handelspolitik ent- springende Zwangsrecht war für den wirtschaftli- chen Aufstie g de r Stadt Steyr im Spätmittelalter von grundlegende r Bedeutung. Gegen Ende des 15. Jahrhund e rts wurde der Niederlagsz wang vom Eisen- verlag abgelöst. - Freistadt erhielt schon imJahre 1277 e in Stapel- oder Niederlagsrecht auf alle nach Böhme n gehe nden Waren. 6. "DIE BÜRGER VON STEYER SOLLEN ZU KLAUS VON IHREN WAREN KEINE MAUT BEZAHLEN.ZU ROTTENMANN VON EINEM SAUME (D. I. VON DER LAST EINES SAUMTIERES) NUR ZWEI PFEN- NIGE, ZU ASCHACH SECHS UND ZU REGENSBURG FÜR DAS, WAS SIE KAUFEN ODER VERKAUFEN, ZWEI PFENNIGE, ÜBERHAUPT SIND SIE MAUT- FREI INNERHALB DES WEGES ZWEIER RASTSTÄT- TEN." Das Privilegium nennt noch die österreichischen Mautstationen Enns, Ybbs, Melk, St. Pölten, Tulln und Wien, wo. die Steyrer ebenfalls nur geringe Maut- gebühren zu erlegen hatten. Diese Mautbefreiungen und Mautermäßigungen waren von den Städten be- sonders begehn. - 1 Saum= ca. 3 Wiener Zentner ä 56 kg. 7. "WER IMMER TEILNIMMT AN DER FREIHEIT DES HANDELS ODER DEN RECHTEN DER STADT, SOLL AUCH DIE BÜRGERLICHEN LASTEN MITTRAGEN." Diese Bestimmung, die in den Stadtrechtsurkunden hier erstmals auferscheint, wurde auch in später verliehene österreichische Stadtprivilegien aufge- nommen. 8. "VOM BRENN- ODER BAUHOLZ, DAS SIE FÜR SICH NÖTIG HABEN, DÜRFEN SIE NIRGENDS EINE MAUT BEZAHLEN, EBENSO VON DEM EISEN, DAS SIE NACH DER STADT FÜHREN. WER ABER, SEI ER BÜRGER VON STEYER ODER EIN FREMDER, GE-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2