Amtsblatt der Stadt Steyr 1961/9

8 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1961 iaonofrerreicb 1 l~ -, ' ":--- ·,, --;\ " Abb. 2 (ERLÄUTERUNG DER ZIFFERN IM TEXT) Vorerst sei erwähnt, daß Schedel den Holzschnitt auf Folio CCLXXVI unter der Überschrift "Von osterreich" auch zur Illustration des Abschnittes "Von Steyer einer gegent Teutschlands" verwendet (Lateinische Ausgabe: "De stiria germanie prouincia ", Folio CCLXXVII) und im Bilde, in der Schattierung zwischen den stadtseitigen Mauem (Zwinger) die Buchstaben r i a erkennbar sind (1, die Zahlen beziehen sich auf Abb. 2), die vermut- lich die Reste des Wortes "Stiria" darstellen. Die erste Silbe "Sti-" scheint durch Druckerschwärze und Papier- fasern verdeckt zu sein. Bekanntlich bestanden zwischen Nürnberg und Steyr schon im 15. Jahrhundert enge Verbindungen. Es sei nur erinnert an den Nürnberger Handelsherrn Kunz Horn, der 1489 das prächtige Marmorrelief in der Sieminger Straße errichten ließ und zur Stadtpfarrkir- che einige Güter stiftete. Ein Geschenk der Stadt Nürn- berg ist sicherlich die in diesem Gotteshaus befindliche Wappentüre. Wahrscheinlich dürftesich auch Wohlge- mut in Steyr aufgehalten und den Holzschnitt angefer- tigt haben, jedenfalls unterhielt er Beziehungen zu Österreich (sein Sohn starb 1540 in Krems a. d. Donau) . Da die Kirche der Dominikaner, deren Bau um 1472 in Angriff genommen wurde, auf der Vedute nicht darge- stellt ist, muß sie schon vor diesem Jahre oder nach ei- ner Vorlage aus dieser Zeit angefertigt worden sein. Die linke Hälfte des Bildes beherrscht die Stadt- pfarrkirche. Östlich vom Turm derselben bemerkt man das vom Baumeister Hanns Puchspaum gotisch gestalte- te dreischiffige Chorhaupt (2), das im ersten Bauabschnitt seit 1443 entstanden ist. Es dürfte erst nach dem Tode des Wiener Baumeisters (1455) vollendet worden sein 140 (B. Grimschitz, Hans Puchspaum , 1947, S.23). Der Turm und der niedrige Westtrakt (3) zeigen noch alte, an die spätromanische Bauweise anklingende Formen. In der Zeit von 1458 bis um 1470 war durch Geldentwertung, Steuererhöhungen und Kriegshandlungen im städtischen Burgfried die Wirtschaftslage der Stadt Steyr keineswegs. rosig (V. Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740, S. 112, 119, 124). Vermutlich wurde aus diesem Grunde der Bau des sechsseitigen Turmes erst in den Siebziger- jahren durchgeführt.1479 stand er vor seiner Vollendung. Das neue Langhaus war im Jahre 1522 noch nicht einge- wölbt. Die rechte Bildhälfte zeigt die Auffahrt zur Stira- burg (Schloßberg). Das in die Hof-(Berg-) gasse überlei- tende Tor (4) stand bis zum Jahre 1838. Es wird seitlich üherragr von einem Gehäude (:i), das entweder zur Burg oder einem Adeligen gehörte. Gegen die Stadt zu ist der Aufgang durch eine große und eine kleine Mauer gesi- chert. Die stadtseitige Mauer (6), verstärkt durch vier Türme, wird durch ein Torgebäude (7) abgeschlossen, das an das ehemalige "Ennstor" erinnert. Da sich dieses Tor aber direkt am Wasser befindet, das Ennstor nach Preuenhueber erst um 1480 erbaut wurde, dürfte es sich um den Torbogen handeln , der noch heute rechts an den Wasserturm (Zwischenbrücken) anschließt. Der et- was höher gelegene eckige Turm (8) könnte aber auch ein Stadttor darstellen, das den Zugang in die Enge vermittelte. Schon vor Jahren vermutete Oberbaurat Dipl. Ing. F. Berndt zwischen den Brücken den Burg- zwinger und nahm an, daß ein Tor in die Enge·geführt habe (F. Berndt, Die Wehrbefestigungen der Stadt Steyr. Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, 1949, S 28 f.).

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