Amtsblatt der Stadt Steyr 1961/4

4/ 1961 AMTSBLATT DER STADT STEYR I KULTURNACHRICHTE.N BEDEUTENDE STEYRER GUSTAV RITZINGER W urde in der Februarnummer anläßlich seines To- destages vor 25Jahren Michael Blümelhubers ge- dacht, so sei in dieser Nummer sein Lehrer Gu - stav Ritzinger erwähnt, der vor 105 Jahren, am 24. März 1856, in Wien geboren wurde. Sein Vater war Stahlwarenhändler. Er selbst besuchte in Wien die Oberrealschule am Schottenfeld, dk Kunstgewerbe- schule des österreichischen Museums für Kunst und In- dustrie und eine Handelslehranstalt. Mit 15 Jahren, am 1. Oktober 1871, trat Ritzinger in die Werkstätte des Wiener Stahlschneiders Anton Batsche e in und war bei diesem bis zum 1. Mai 1872 in der Lehre. Durch Rei- sen und Studien in Deutschland, Frankreich und Spa- nien im Jahre 1876 bereicherte er sein Wissen. Der Fortschritt der Eisenindustrie forderte in Steyr die Errichtung einer Fachschule zur Fortbildung der metallverarbeitenden Gewerbetreibenden. Am 8. Fe- bruar 1874 wurde die "Fachschule für Eisenindustrie" eröffnet, die am 15. Oktober 1878 zur "k. k. Ver- suchsanstalt und Lehrwerkstätte für Stahl- und Eisenin - dustrie" erweitert wurde. An diese Anstalt kam Gustav Ritzinger am 27. August 1878 als Lehrer. Auf Grund eines Zwistes mit Direktor Ing. Maier verließ Ritz in - ger 1880 die Schule, wurde aber bereits 1883 als Fach- abteilungsvorstand wieder zurückgeholt. 1891 wurde Ritzinger zum Direktor der "K. k. Vereinigten Fach- schule und Versuchs-Anstalt für Eisen- und Stahl-In- dustrie" ernannt. 1894 errichtete er eine eigene Lehr- stelle für Graphieren und Ziselieren, die mit dem ver- dienstvollen Künstler Leo Zimpel besetzt wurde. Von 1895 bis 1897 gehörte er als Vertreter der konservativen Partei dem Steyrer Gemeinderat an. Ritzinger war Konservator der K. k. Zentralkommis- sion für Kunst und historische Denkmale und wurde 1900 in die Jury der Pariser Weltausstellung berufen. Die Einführung neuer Schleif- und Poliermetho- den nach Solinger Art in Steyr wurde durch Ritzinger veranlaßt. Auch erwarb er sich große Verdienste um die Erbauung der neuen Schleifen in Steinbach und Neuzeug und bewerkstelligte er die Errichtung einer maschinellen Klingenschmiede in Steyr. Die österrei- chische Regierung verwendete Ritzinger oft als Sach- verständigen. In Kaschau (Ostslowakei) wurde eine ähnliche Schule nach dem Vorbild von Steyr errichtet. Anträge fremder Länder lehnte Ritzinger ab. Seine Lei- stungen wurden vielfach ausgezeichnet. Er war Ritter des Franz-Josef-Ordens, Besitzer des goldenen Ver- dienstkreuzes mit der Krone, Ehrenbürger von Stein- bach an der Steyr, und Ehrenmitglied viekr Vereine und Korporationen. Zum Schluß sei seine Tätigkeit als Meister des Stahlschnittes angeführt. Zu einem Prunkschrank des österreichischen Kronprinzenehepaares Rudolf - Ste- phanie fertigte er einen Schlüssel, der zur Vermählung 1881 als Geschenk der Wiener Kaufmannschaft über- reicht wurde. Heute befindet sich dieser Schlüssel im Kunsthistorischen Museum in Wien. Für den Grafen Franz Emmerich Lamberg führte Ritzinger zu Geschenk- zwecken Jagdmesser und Papierscheren aus. Ganz be- sonders sei hervorgehoben, daß Michael Blümelhuber bei Gustav Ritzinger die Technik des Gravierens und Ziselierens sowie die Kunst des Stahlschnittes lernte. Gustav Ritzinger starb am 12. November 1900 und wurde lm 2. Abschnitt des Steyrer Friedhofes be- stattet. Veranstaltungskalender April 1961 MITTWOCH, 5. April 1961, 20 Uhr, Schloßkapelle, Schloß Lamberg: Vortrag des Pflanzenbiologen Richard Willfort "GESUNDHEIT DURCH HEILKRÄUTER" - Das richtige Ernten, Konservieren und Anwenden de r hei mischen Heilpflanzen -

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