Amtsblatt der Stadt Steyr 1960/8

1960 AMTSBLATT DER STADT STEYR 3 Jugend am Werk Eine Brücke von der Schule zum Beruf Z ur Unterbringung der starken Schulentlaßjahrgänge 1952 bis 1955 und zur Verhütung einer größeren Ju- gendarbeitslosigkeit entschloß sich das Bundesministe- rium für soziale Verwaltung. "Jugend am Werk" zu schaf- fen. Aus einer Auffang-und Bewahrungseinrichtung wurde eine Erziehungseinrichtung. Heute kann man die Auf- gaben von "Jugend am Werk" wie folgt gliedern: 1. Vorbeugung gegen Jugendarbeitslosigkeit; 2. Förderung der Berufsreife der jungen Menschen; 3. Erprobung der Eignung für den erwünschten Beruf; 4. Vorbereitung der Mädchen für den Beruf sowie für Hauswirtschaft und Familie. Die moderne Wirtschaft mit ständig steigenden Ansprüchen macht die Eingliederung von Jugendlichen zusehends schwieriger, wenn diese körperlich unterent- wickelt, berufsunreif und reine Praktikertypen sind, die in der Schule Lernschwierigkeiten hatten und deren Fä- higkeiten von der praktischen Arbeit her entfaltet wer- den müssen. Die Schule karm nicht Berufsvorbereitung im speziellen Sinne leisten und ist daher eine Einrich- tung zwischen Schule und Beruf nötig. Die 14 - 15 Jäh- rigen, die bisher ohne Ausbildung blieben, sollen durch 1 Tabelle 1 1 Anzahl der jährlich aufgenommenen Mädchen 140 130 120 110 100 90 80 70 60 50 40 ,,_ 11'+ J \121 Mädchen 112..,.___.:r ~110 <- ', l \ \ ~ )67 1954 1Q55 1956 1Q57 1Q58 1Q5Q Das Herabsinken der Teilnehmerinnenzahl im Jahre 1959 ist durch den geburtenschwa- chen Jahrgang 1945 und durch die Hoch- konjunktur der Wirtschaft,die eine sehr gros- se Aufnahmefähigkeit für neue Arbeitskräfte nach sich zieht, bedingt. "Jugend am Werk" für das Wirtschaftsleben vorgeschult werden. Außerdem geht es nicht an, junge Menschen dem Untätigsein und der Straße zu übe rantworten. Es ist von entscheidender Bedeutung für die Jugendlichen, wenn sie nach der Entlassung aus der Schulpflicht sofort an eine neue Pflicht gebunden, zu Pünktlichkeit, Re- gelmäßigkeit und Ordnung angehalten werden und wenn sie sich praktisch und nutzbringend betätigen können. Die Einstellung der Jugendlichen zur Gemeinschaft wird unter Umständen weitgehend durch die Enttäu- schung bestimmt, die sie erfaßt, wenn sie voll Erwar- tung ins Arbeitsleben treten wollen und die Wirtschaft für sie keinen Platz hat. "Jugend am Werk" soll sie da- vor bewahren. 1 1 1 1 1 1 Tabelle 2 1 Soziale Verhältnisse der Teilnehmerinnen Beruf des Vaters Kinderanzahl der Eltern .. GI -0 GI .. "'S C ::,2 ~ .. GI .. r:o .! .! .. GI .. GI "äi GI C .. GI _Q CJI c -0 L C GI C < < a,:: D M ,, .. .. .!! GI GI C ,, -0 D ~ C .!: .. ::,2 ..r. C ~ GI w N M E in /o in 7, 954/55 77, 17, - h, 9, zo, 23, 48, Q55/5b 91, 5, - 4, - - 57, 43, 95b/57 85, 7, 3, 5, 11, 24, 32, 5 32, 5 g;7/r:ß 87,5 5, 5, 2,s 1S, >-- J 7,5 22, 5 35, Qtß/59 721 13, 5, _j_ 12, 33, 25, 30, >---- 959/tlJ 79, b, 12, 3, 20, 23, 20, 37, Am 1. 10. 1954 begann •Jugend am Werk" in Steyr für . Mädchen; für Burschen ist diese Aktion in Steyr nicht nötig, da es genügend Arb eits- und Lehr- plätze nach de r Schulentlassung gibt. Zunächst arbe i- te ten di e Mädchen de r Kochgruppe im Schloßpa villon, die beiden Nähgruppen hatten ihre Arbe itsräume in de r Volksschule auf de r Ennsleite . Am 1. Juni 1958 kon nte "Jugend am We rk" in die für sie neu adaptierte Aiche t- sch i; le e inziehen. WI 130

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