Amtsblatt der Stadt Steyr 1960/6

10 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1960 Auf die Ursachen dieses nicht erfreulichen Pro- zentsatzes von Schillern. die die Abschlußklasse glatt erreichen, einzugehen, würde zu weit führen, Sicher ist, daß einen wesentlichen Anteil daran die derzeitigen Um- welteinflilße und die oft mangelnde Geborgenheit im El- ternhaus haben, Setzen sich diese Tatsachen während der Ausbildungszeit fort, was leider meistens der Fall ist. so liegen dort auch die Ursachen für die mit oft sehr mangelhaftem Erfolg abgelegten Gesellenprüfungen. Es soll hier nicht unerwähnt bleiben. daß beispiels- weise bei den kaufmännischen Gehilfenprüfungen je- weils 1/3 der Prüflinge versagt. Eine weitere Ursache des Versagens liegt in der Überforderung der jungen Menschen. Aus dem sicherlich immer gut gemeinten Bestreben. der Jugend einen leichteren Weg zu bereiten, einen sogenannten "bes- seren • Beruf zu ermöglichen. werden oft Ausbildungs- wege begonnen, denen das Kind auf Grund seiner An- lagen nicht gewachsen ist. Solche Versuche führen meist zu Mißerfolgen und Enttäuschungen, und in wei- terer Folge zur Entmutigung und Aufgabe. Wenn sich auch Berufsanforderungen und Persönlichkeitswerte nicht in ein Schema zwängen lassen. so soll doch die nachstehende Graphik versuchen. die ungünstige Fol- ge zu hoch gesteckter Berufsziele zu veranschaulichen. !T abelle zj QJ 4-- :::::, ~ Ei.gnung , Anlage , Begabung =-·-·--·-·- QJ +-' C L QJ ~ QJ CT C = !Tabelle 3! QJ 4-- :::::, L QJ --0 QJ ..c: (.) U) .,-, E QJ -0 m ..Y «: Die schräg ansteigende Kurve •Berufsanforderun- gen" bedeutet. daß die verschiedenen Berufe, insbeson- ders in geistiger Hinsicht, verschieden hohe Anforderun- gen stellen. Es versprechen nur jene Berufe wirklichen Erfolg, die mit ihren Anforderungen im Schnittpunkt zwischen Eignungslinie und Berufsanforderungen oder darunter liegen.Höher gesteckte Ziele bedeuten Über- forderung und tragen in sich das Risiko eines falsch ein- geschlagenen Berufes. Es ist daher sicher kein Zufall. daß alle zielbewußten Ausbildner Wert auf gediegene, sorgfältige Auswahl des Berufsnachwuchses legen. Daß die Wirtschaft für jeden Jugendlieben. der halbwegs den Anforderungen des Berufslebens entspricht. einen Platz verfügbar hat. ist ohne Zweifel. Man darf die Wünsche nur nicht zu hoch schrauben. Gerade in den weniger gefragten Berufen ergeben sich oft Möglichkei- ten. an die der Laie gar nicht denkt, Es sind dies für den Bezirk Steyr _vor allem fol- gende: Gärmer, Maurer, Ofensetzer, Rauchfangkehrer, Glaser, Kachelformer, Tischler, Tapezierer, Schnei- der, Schuhmacher, Müller. Musikinstrumentenmacher, Vulkaniseur, Uhrmacher. Die Tabelle 3 zeigt. daß alljährlich eine beacht- liche Zahl Jugendlicher einer Berufsausbildung zuge- führt werden konnte. Sie demonstriert aber auch den Wandel in der Berufsergreifung innerhalb der letzten 9 Jahre, wobei auf die sinkende Tendenz bei den land- und forstwirtschaftlichen Berufen, sowie auf die stei- gende Tendenz bei der schulischen Weiterbildung hin - gewiesen wird. Im Arbeits-Amt Bezirk ~teyr dngetretene ßerufsausbildung männl i.ch wei.b l i.ch im Jahre: 51 52 53 54 55 56 57 58 59 51 52 53 54 55 56 57 58 59 Land- und Forstwirtschaft 152 169 166 221 203 158 149 113 94 131 11 8 124 189 149 107 94 111 81 Stei.nbcarb . und Kcrami.k 1 - 1 6 11 3 6 11 2 - - - - 1 - 1 - - Bauberuf e 65 57 54 85 90 61 68 75 71 - - - - - - - - - Metall- und Elektroberufe 166 218 252 336 329 299 266 273 270 - - - 2 - - 1 - - Holzverarbeitende Be rufe 6tJ 60 67 77 72 67 58 60 41 1 - - - - 1 - 1 - Lederverarbei.tun gsbe rufe 10 6 5 10 3 4 1 1 - - 1 - - - - - - - Texti.lberufe - - - - - - - - - 1 1 1 2 - 6 7 2 5 Beklei.dungsherstell er 16 10 25 21 17 11 B 6 6 37 2B 25 24 39 36 42 40 35 Graphische Berufe 2 1 5 7 3 2 3 4 4 - 1 1 3 4 3 1 2 3 C~emische Berufe 2 1 1 2 3 1 - 4 1 - - - - - - - - - Nahrungsmi.ttelerzeugung 56 39 53 61 55 77 64 60 35 2 - 4 2 2 3 2 2 - Gaststättenberufe 1 1 1 4 5 2 2 5 4 1 - 2 5 2 4 2 5 1 Kaufmännische Ber·ufe 17 14 30 41 44 24 32 38 34 56 66 93 93 124 130 102 104 154 Körperpflegeberufe - - 1 3 3 2 5 5 5 14 11 15 29 31 26 24 24 36 Berufsbi.ldende Schulen 48 52 96 86 103 89 B6 89 85 165 151 294 236 226 226 204 215 195 104