Amtsblatt der Stadt Steyr 1960/3

1960 AMTSBLATT DER STADT STEYR 7 Behelfsmäßiger Bau des Gsangsteges I m 13. August des vergangenen Jahres wurde der über das Mitterwasser der Steyr führende Gsang- steg vom Hochwasser zerstört; damit war eine für den Fußgängerverkehr besonders wichtige Verbindung zwi- schen Steyrdoif und der Innenstadt im wahren Sinne des Wones ins Wasser gefallen. Aber nicht nur gegenwär- tig, sondern auch schon in früheren Jahren dürfte ein Bedürfnis für diese kurze Verbindung über die Fabriks- insel bestanden haben. Es ist nicht mehr einwandfrei festzustellen, wann der erste Brückenschlag erfolgte; im Plan der kaiser- lichen Comerzial Kammerstadt Steyr aus dem Jahre 1773, demnach noch vor der Einführung des Josephi- nischen Katasters im Jahre 1781, ist ein Holzsteg in bescheidener Breite mit 6 Jochen eingetragen. Dieser Übergang dürfte langere Zeit unverändert geblieben sein, da eine planliche Darstellung aus 1847 dieselben Verhälmisse zeigt; den Bedürfnissen der .kleingewerbli- chen Betriebe um diese Zeit wird ein Steg genügt ha - ben. Erst Josef Werndl, der Begründer der Steyr- Waf- fenfabrik, erbaute im Jahre 1867 etwas oberhalb des be- standenen Steges eine befahrbare 2-jochige Holzbrücke von rund 50, 7 m Länge und 4, 35 m Fahrbahnbreite; sie wurde vorerst zum überwiegenden Teil nur von den Werksangehörigen benutzt, um von den Wohnungen auf dem kürzesten Weg zu ihren Arbeitsplätzen zu ge- langen. Die Brücke war daher im Eigentum des Werkes und hat die Stadtgemeinde nur fallweise Erhaltungsbei- träge geleistet. DIE SITUATION BEI DER GSANGBRÜCKE BEIM HOCH- WASSER IM SEPTEMBER 1899 - REPRODUKTION NACH EINER ZEITGENÖSSISCHEN ANSICHTSKARTE Erst aufGrund desimmerstärker werdenden allge- meinen Verkehrs erfolgte am 6.11.1896 die Übernahme dieser Brücke in die öffentliche Erhaltung. Kurz darauf wurde sie am 30. 3. 1897 durch ein Hochwasser weg- gerissen und von der Stadt im gleichen Jahre ohne we- sentliche Änderungen neu gebaut. Durch Schäden an der Konstruktion trat im Laufe der Jahre eine vermin- derte Tragfähigkeit ein, die letzten Endes 1928 zur Sperre der Brücke für den Fahrverkehr führte. Aus den noch brauchbaren Holzteilen der Fahrbrücke wurde im Jahre 1931 der noch vielen Steyrem bekannte frühere Gsangsteg zusammengebaut, der bis 1944 standhielt. Da nicht nur der Fußgängerverkehr über diesen Steg er- halten bleiben, sondern das Tragwerk auch für die Auf- nahme einer Gasleitung und von Kabeln dienen sollte, erfolgte im gleichen Jahre der Neubau des Steges in einer verschalten Gitterkonstruktion von 3 x 17 m Spann- weite und 2 m Gehwegbreite. Die Tragfähigkeit wurde mit 450 kg auf den m2 festgelegt. Schon 15 Jahre spä- ter wurde dieser Übergang ein Opfer des August-Hoch- wassers 1959. Mit der Brücke wurde auch die Gasleitung und das Fernkabel der Post zerstört. Die rasche Wiederher- stellung dieser Verbindungen war notwendig. Während die Post- und Telegraphenverwaltung eine Freiüber- spannung des Mitterwassers vornahm, wurde für die Gasleitungen eine Behelfskonstruktion auf den noch vor- handenen Jochen aufgebaut. Um einen endgültigen, festen Brückenbau an die- ser Stelle vornehmen zu können, muß noch die weitere Entwicklung des innerstädtischen Verkehrs im Zusam- menhang mit der Umfahrungsstraße abgewartet werden. Vorderhand wird, um den für den Fußgängerverkehr so wichtigen Übergang zu erhalten, von den Pionieren des österreichischen Bundesheeres eine für längere Zeit bestimmte Behelfsbrücke geschlagen werden. Dieser Steg aus Holz mit 45 cm hohen Stahlträgerunterzü- gen, die auf den bestehenden Widerlagern und 3 neuen Holzjochen ruhen, wird eine Gesamtlänge von 51, 5 m und eine Gehwegbreite von 2 m erhalten. Die Höchst- belastung ist mit 400 kg/m2 bemessen. Jedes Holzjoch besteht aus 2 senkrechten und 2 schräg gestellten Pilo- ten mit Diagonalverstrebungen. Die mit Distanzbalken abgesteiften Stahlträger • tragen einen doppelten Gehwegbelag aus Holzbohlen mit dem Geländer. Die Auflagerbalken über den Jo- chen sind für die Montage der Gasleitung etwas vor- gezogen. Der Holzverbund untereinander und die Be- festigung des Holzes mit den Stahlkonstruktionen wird durch Nagelung oder Verschraubung hergestellt. Nach Fertigstellung des neuen Pionier-Steges werden die nicht benötigten Konstruktionsteile des alten Steges entfernt werden. Mit der Wiederherstellung der Äußeren Reiter- brücke durch den Städt. Wirtschaftshof und der Er- bauung eines neuen Gsangsteges durch Pionierein- heiten des österreichischen Bundesheeres dürften die an den öffentlichen Flußübergängen in Steyr ent- standenen Hochwasserschäden des vergangenen Jah- res, mit Ausnahme der nicht so wichtigen Elbabrücke über den Wehrgraben, behoben sein. Die Auswirkungen des Gewerbesteuerände- rungsgesetzes 1959 auf dem Gebiete der lohnsummensteuer D as Gewerbesteueränderungsgesetz 1959 hat auf dem Gebiete der Lohnsummensteuer eine Ver- einfachung des Verfahrens und somit Erleichterungen für die Steuerpflichtigen mit sich gebracht. 50

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