Amtsblatt der Stadt Steyr 1960/3
1960 AMTSBLATT DER STADT STEYR 3 Um ihren Aufgaben gerecht werden zu können, entfaltet die Berufsberatung eine vielseitige Tätigkeit; so werden einerseits durch laufende Vorträge Kinder und Eltern mit den Problemen der Berufswahl vertraut gemacht, andererseits durch ständige Fühlungnahme mit allen Zweigen der Wirtschaft der gesunde.Nach- wuchsbedarf erforscht. Daneben befaßt sich die Be- rufsberatung mit der Feststellung von Eignungsmerk- malen der Ratsuchenden und Entlaßschüler, wobei sie durch Lehrpersonen und Ärzte weitgehend unterstützt wird. In besonders gelagerten Fällen stehen Fachpsy- chologen zur Verfügung, die das Begabungsbild ergän- zen. Erst wenn diese Vorarbeiten bewältigt sind, kann an die Beratung des Einzelfalles über die Wahl des Be- rufszweiges herangetreten werden. Der Ausbildungsweg führt in der Regel über eine Lehrstelle oder über eine berufsbildende Schule. Steyr besitzt von letzteren die Bundesgewerbeschule mit ihren verschiedenen Abtei- lungen, die Handelsschule, die für kaufmännischen Nachwuchs sorgt, und die städtische Lehranstalt für hauswirtschaftliche und gewerbliche Frauenberufe, in 1 Tabelle 1 1 der die Mädchen entweder ein Bekle.idungshandwerk er- lernen oder sich hauswirtschaftlich ausbilden können. Die Entwicklung der Wirtschaft stellt von Jahr zu Jahr höhere Anforderungen an die Nachwuchsgeneration. Es ist daher oberstes Bestreben der Berufsberatung, da- hin zu wirken, daß der schulischen Vorbereitung be - sonderes Augenmerk zugewendet wird. Bei Betrachtung der Statistik über den "Eintritt ins Berufsleben im Wan- del von 10 Jahren• fällt auf, daß beispielsweise die Zahl der ungelernten Kräfte von 19 "/o auf 3 1/2 "/o bei den männlichen und von 28 "/o auf 16 % bei den weib- lichen Ratsuchenden gesunken ist. Dafür stieg die Zahl der Fachschüler von 3 "/o auf 9 "/o bei Knaben und von 8 "/o auf 22 % bei den Mädchen. Die größte Beachtung gebührt jedoch den Zahlen über den freiwilligen Wei- terbesuch der Pflichtschule11; wenn dort das Prozentver - hälmis bei den Knaben von 4 auf 17, bei den Mädchen von 1 1/2 auf 10 gestiegen ist, so zeigt dies deutlich, daß der Umstand, daß für eine gediegene Ausbildung auch eine entsprechende Vorbildung notwendig ist, schon allgemein erkannt wurde. Eintritt ins ßerufsleben im Wandel von 10 Jahren ~ 1i 1958 1107 männl. - und 1035 weibl. l?atsuchende Hmm::a __,.3r--+-+---=i=~'--I 1948 1057 mJnnl. ~ und 8~8 weibl. Rabuchende ~ Die Berufsberatung ist bestrebt, diese Erkennmis weiter zu vertiefen, damit die kommende Generation den hohen Anforderungen, die das moderne Berufsle- ben an sie stellen wird, auch gerecht werden kann. Aus der Statistik über den "'Lehrlingsstand am 1. 1.1959• ist zu ersehen, daß im Arbeitsamtbezirk Steyr der Schwerpunkt bei den Metallberufen liegt, wozu festgestellt werden kann, daß rund 60 % der Lehrlinge in Meisterlehre stehen. Die überwiegende Zahl der Mädchen ergreift kaufmännische Berufe. Ein weit klei- nerer Teil widmet sich dem Bekleidungsgewerbe, wo- bei zu erwähnen ist, daß in Ermangelung männlicher Interessenten auch die Herrenschneiderei vielfach von Mädchen erlernt wird. Die verhälmismäßig geringe Anzahl von Lehrlingen bei den Berufen der Körperpfle- ge (Friseure) ist nicht auf mangelndes Interesse, so~ dem auf die niedrige Zahl von Lehrbetrieben zurück- zuführen. Die derzeitige wirtschaftliche Situation ist so günstig, daß kaum jemand Angst zu haben braucht, sein Kind, wenn es nur halbwegs dem Durchschnitt entspricht, nicht unterzubringen. Einige Sorgen brau- chen nur jene Jugendlichen zu haben, die bisher zu wenig gelernt haben, denen der Wille zur Leistung nicht rechtzeitig beigebracht wurde, oder bei denen die Differenz zwischen den Anforderungen, die der 46
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