Amtsblatt der Stadt Steyr 1959/12
1959 AMTSBLATT DER STADT STEYR 9 auf, die sich als Besucher oder Gäste vorerst nur au eine befristete Aufenthaltserlaubnis berufen, später aber vielfach zu bleibenden Lagerinsassen werden. Das UNREF-Bauprogramm der Gemeinnützigen Woh- nungsgesellschaft der Stadt Steyr, welches für die Insassen des Steyrer-Flüchtlingslagers insgesamt 152 stabile Wohnungen in Taschelried zur Errichtung bringt, erstreckt sich auf drei Personengruppen. Das Projekt Steyr III umfaßt nur ungarische Neuflüchtlinge, das sind solche, die nach dem 31.10.1956 nach Öster- reich kamen. Im Bauprogramm Steyr I werden solche Flüchtlinge, die die österreichische Staatsangehörigkeit zwischen dem 1. 2. und 30. 5. 1956 erworben haben und alle Mandatsflüchtlinge mit Ausnahme ungarischer und jugoslawischer Neuflüchtlinge untergebracht. Das Projekt Steyr II erstreckt sich hingegen auf Flüchtlinge , die nach dem 30.5.1956 Österreicher geworden sind und alle Mandatsflüchtlinge mit den auch beim Projekt Steyr I bestehenden Ausnahmen. Der Unterschied zwischen den einzelnen Projek- ten liegt vor allem in der Höhe der vom Flüchtlings- fonds der Vereinten Nationen zur Verfügung gestellten Mittel, die beim Ungarnprojekt am höchsten und beim Projekt Steyr I am niedrigsten sind. Die Verteilung der Gelder auf die einzelnen Bauprojekte und die Festset- zung der Zugehörigkeitsverhälmisse der einzelnen Per- sonengruppen wurden von der internationalen Flücht - lingsorganisation auf zwischenstaatlicher Ebene mit österreichischen Regierungsstellen vereinbart und wa- ren der Einflußnahme der bauausführenden Wohnungsge- sellschaft bzw. der Stadt Steyr völlig entzogen. Um allen Flüchtlingen, die in neue Wohnungen eingewiesen werden, auch den nötigen Hausrat zu ver- schaffen, hat die UNREF ein sehr großzügiges Programm ins Leben gerufen, das der Beschaffung von Möbeln für befürsorgte und bedürftige Personen dient. Die hieftir verausgabten Mittel sind ausschließlich solche des inter- nationalen Flüchtlingsfonds und werden dazu von öster- reichischer Seite keine Zuschüsse geleistet. So großzügig und begrüßenswert diese Aktion ist, ZUM ABBRUCH VORGESEHENE BARACKE so sehr haften ihr auch Unzulänglichkeiten an. Gerade die große Gruppe jener Flüchtlinge, die vor den ange- führten Stichtagen die österreichische Staatsangehörig- keit erworben haben und alle Altösterreicher und Reichs- deutschen gehen bei dem UNREF-Hilfsprogramm leer aus, wobei es sich im Lager Steyr allein um über 200 Personen handelt.Hier ist die Stadtgemeinde Steyr aus eigener Initiative um entsprechende Abhilfe bemüht und bringt mit Unterstützung des Bundes und Landes derzeit 20 Wohnungen für Flüchtlinge österreichischer Staatsangehörigkeit zur Errichtung. Aber auch dann wird noch immer eine Reihe von Flüchtlingen entwe- der im Rahmen eines neuen Projektes oder aber durch die Stadtgemeinde Steyr in Wohnungen unterzubringen sein, bevor die geplante Lagerauflösung als Tatsache betrachtet werden kann. Eines steht aber heute schon fest: Das Lager wird nicht mehr nachgefüllt, die frei- werdenden Baracken werden nach Einweisung ihrer Be- wohner in die neuen Wohnungen abgebrochen und die Grundflächen anderen Zwecken zurVerfügung gestellt. Sozialer Wohnbau in der Steinfeldstraße SCHL Ü S SELÜ BERGA BE AN DIE MIETER A m 20. 10. 1959 bezogen die ersten Mieter, den in der Steinfeldstrasse in Steyr unter Mithilfe des Landes Oberösterreich errichteten Sozialwohnbau. Bereits in der Folge 9/1959 dieses Amtsblattes wurde der Zweck und die Ausführung dieses Baues, der mithelfen soll, auch den sozialbedürftigen Bewohnern unserer Stadt ein modernes und menschenwürdiges Heim zu schaffen, näher beschrieben. Die Schlüsselübergabe an die Mieter erfolgte im Rahmen einer kleinen Feier, bei der Bürgermeister Fel- linger Landesrat Josef Plasser als Vertreter der o.ö. Landesregierung, mehrere Stadt- und Gemeinderäte, unter ihnen Altbürgermeister Ing. Leopold Steinbre- cher, und die neuen Mieter begrüßen konnte. Landes- rat Plasser schilderte in seiner Ansprache die Bemü- hungen des Landes Oberösterreich und der Gemeinden, die noch herrschende Wohnungsnot zu beseitigen und das Barackenelend zu beheben; auch in Zukunft wird das Menschenmöglichste auf diesem Gebiet getan werden. _Symbolisch übergab er sodann dem schwer invaliden Mieter Johann Rubenser die neuen Wohnungs- schlüssel. Bürgermeister Fellinger erwähnte in seiner Anspra- che, daß die Stadtgemeinde Steyr außer einem unver- zinslichen Darlehen in der Höhe von S400 000, -- noch den Erlös der der Stadt zugeflossenen Erbschaft der Frau Magda].ena Martinak in der Höhe von S 272 000, -- als verlorenen Zuschuß zu diesem Wohnbau beigetra- gen habe. Er dankte sodann allen, die am Gelingen dieses Sozialwerkes beteiligt waren und wünschte den Mietern Glück und Zufriedenheit in ihren neuen Woh- nungen. . -, 177
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