Amtsblatt der Stadt Steyr 1959/12

1959 AMTSBLATT DER STADT STEYR 7 STEYR IM JAHRE 16 9 3 KUPFERSTICH NACH EINER ZEICHNUNG VON RESLFELDT Auflassung des Wohnlagers 231 in Steyr W enn man bedenkt, daß heute, fast 15 Jahre nach Beendigung des zweiten Weltkrieges, im hoch- zivilisierten Mitteleuropa noch immer Hunderttausen- de von Flüchtlingen in Barackenquartieren hausen, wird es einem klar, daß zur Behebung dieses Elendes mit den üblichen Fürsorgemaßnahmen einzelner Staaten, Gemeinden oder karitativer Verbände allein nicht das Auslangen gefunden werden kann. Da die Flüchtlings- frage letztlich ein internationales Problem darstellt, bildete sich schon vor Jahren im Rahmen derVereinten Nationen auf zwischenstaatlicher Basis eine internatio- nale Hilfsorganisation, die von einem Hohen Kommis- sär in Genf geleitet und vertreten wird. Die besondere Sorge dieser Organisation gilt der Beseitigung der Ba- rackenlager und derSeßhaftmachungund Unterbringung ihrer Bewohner in stabilen, gesunden und modernen Wohnungen. Daß gerade diese Maßnahme zu einem Hauptpunkt des Arbeitsprogrammes der Flüchtlingsorga- nisation geworden ist, ergibt sich einerseits aus den all- gemein bekannten baulichen und hygienischen Mängeln der meisten solcher Barackenquartiere, andererseits aber auch aus der starken moralischen Gefährdung be- sonders jugendlicher Personen, die dem beengten Zu- sammenleben mit anderen, vielfach sogar fremden Per- sonen entspringt und aus der großen Not, der Kleinkin- der, alte, kranke und hilflose Menschen in solchen un- zulänglichen Behausungen ausgesetzt sind. Da auch in unserer Stadt Steyr ein Flüchtlingsla- ger - die Wohnsiedlung 231- vorhanden ist, sind selbst- verständlich auch hier jahrelange Bestrel!ungen zu ver- zeichnen, dieses Lager einer generellen Auflösung zu- zuführen. Greifbare Erfolge zeitigten diese von vielen Rückschlägen begleiteten Versuche erst, als es gelang, die internationale Flüchtlingsorganisation zu bewegen, 175

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