Amtsblatt der Stadt Steyr 1959/12

1959 AMTSBLATT DER STADT STEYR 11 Die neue Schwimmschulbrücke N ach einer Benützungszeit von über 60 Jahren hat die allen Steyrem bekannte Bogenbrücke über das Mitterwasser des Steyr-Flußes, die sogenann- te Schwimmschulbrücke, für den Verkehr ausgedient. Seit mehreren Jahren zeigten sich Bauschäden und Ver- fallserscheinungen, die zu immer einschneidenderen Gewichtsbeschränkungen führten. Die Untersuchungen, die gemeinsam mit Prof. Dr. Dipl. Ing. Beer der technischen Hochschule in Graz vorgenommen wurden, ergaben, daß Sanierungen nur beschränkten Erfolg haben können und eine befrie- digende Lösung nur durch einen Neubau gefunden wer- den kann. Neben der geringen Fahrbahnbreite und den feh- lenden Gehsteigen war die Unübersichtlichkeit der Fahrbahn, bedingt durch die gewölbte Bauweise, der hauptsächlichste Nachteil der alten Brücke. Es wurde bei der Neuplanung versucht, hier Abhilfe zu schaf- fen. Die Fahrbahnbreite wird in Zukunft 7, 50 m be- tragen und entspricht damit den anschließenden Stra- ßen und der Kalkofenbrücke; außerdem werden an je- der Seite Gehsteige mit 2, 25 m Breite den unbehinder- ten Fußgängerverkehr ermöglichen. Schwierigkeiten ergaben sich jedoch bei der Festsetzung der neuen Hö- henlage. Die alte Konstruktion verdankt ihre Entstehung der Absicht, den Hochwasserabfluß des Mitterwassers der Steyr möglichst wenig zu behindern, daher der ho- he Scheitelpunkt der Brücke, der sich aber für den mo- dernen Verkehr durch die Beschränkung der Sichtver- hälmisse äußerst nachteilig auswirkte. Im Einvernehmen mit dem Amte der o. ö. Lan- desregierung als Wasserrechtsbehörde wurde die neue Konstruktionsunterkante so festgelegt, daß einerseits noch ein ausreichender Hochwasserabfluß gewährlei- stet ist, andererseits aber auch die Sicht- und damit die Verkehrsverhälmisse sich wesentlich verbessern. Praktisch ergibt sich dadurch eine Absenkung der Brük- kenfahrbahn um 75 cm gegenüber dem bisherigen Zu- stand. Von der alten Schwimmschulbrücke sind keine Konstruktionsteile mehr verwendbar; sie muß daher vor dem Neubau zur Gänze entfernt werden. Die neue Brücke wird als Betonrostträgerbrücke das dort 45 m breite Mitterwasser der Steyr mit 3 je 15 m langen Spannfeldern überqueren, wie dies auch aus der Situationsskizze auf der Titelseite des Amts- blattes zu enmehmen ist, Die Tragkraft wurde bis zu· 60 Tonnen Raupenlast bemessen und entspricht der Brückenklasse I. Selbstverständlich wird auch für ent- sprechende Beleuchtung d~r asphaltierten Brückenober- fläche gesorgt werden. Die räumlich beengten Verhälmisse in der Umge- bung der Brücke ließen eine großzügige Lösung der beiden Auffahnsrampen nicht zu. Die Einmündung in die Wehrgrabengasse liegt vom Brückenende nur 37 m, die Abzweigung in die Neue-Welt-Gasse vomRampen- widerlager sogar nur 23 m entfernt; dabei beträgt der Höhenunterschied zwischen den Anschlußstraßen und der Brückenfahrbahn, trotz der Absenkung von 75 cm, noch immer 1, 50 m. Es wurde nun versucht, die Auf- fahrtsrampen so zu gestalten, daß die Erhöhungen ge- genüber dem bisherigen Niveau wehrgrabenseitig nur 20 cm und in der Schwimmschulstraße 70 cm betra· gen. Dies bedingt jedoch die Errichtung einer kleinen Stützmauer entlang der Frauenberufsschule und eine leichte Anrampung der Neuen-Welt-Gasse. Die Transformatorenstation, die zwischen der Schwimmschulbrücke und der großen Fallenbrücke steht, wird verlegt werden, sodaß sich die Sicht- und Verkehrsverhälmisse auch an dieser Stelle wesentlich verbessern. Die Bauzeit der Brücke, für die ein Kostenauf- wand von ungefähr 3, 5 Millionen Schilling vorgese- hen ist, wird voraussichtlich 1 Jahr betragen, sodaß die Eröffnung im Spätherbst 1960 erfolgen kann. Wäh- rend der Arbeiten wird der gesamte Verkehr über die flußabwärtsliegende Notbrücke geleitet. ~ Fremdenverkehr ■ 1 n Steyr D er Fremdenverkehr hat für die Stadt Steyr nicht jene Bedeutung, die ihm heute in manchen Ge- bieten in Österreich zukommt. Die Gründe dafür sind verschiedener Art. Im allgemeinen werden Orte auf Grund günstiger klimatischer Bedingungen, wegen des Vorhandenseins von Heilquellen, zur Ausübung ver- schiedener Sportarten und nicht zuletzt zur Besichti- gung von Sehenswürdigkeiten besucht. Letztere bietet Steyr in überreichem Maße, ist doch der Kern der Stadt weithin als Kleinod alter Städtebau- kunst be kannt. Früher ein Handels- und Gewerbeort ist Steyr heute zu einer modernen Industriestadt geworden. Dieser Umstand im Zusammenhang mit der Lage ab- seits von den bedeutenden Verkehrswegen, mag mit- bestimmend sein, daß Steyr am Rande des großen Frem- denverkehrsstromes geblieben ist und von den Fremden für längere Aufenthalte als nicht besonders geeignet ge- funden wird. 179

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2