Amtsblatt der Stadt Steyr 1959/11

1959 AMTSBLATT DER STADT STEYR 7 VERKEHRSUNFALLSKOMMANDO DES BUNDESPOLIZEIKOMMISSARIATES STEYR BEI DER ARBEIT gefähr zu diesem Zeitpunkt einsetzende Verkehrser- ziehung, die aufklärende Tätigkeit der Presse und des Rundfunks diesen Erfolg zu verzeichnen, oder wurden die Verkehrsverhältnisse durch Entschärfung von Ge- fahrenstellen, Aufstellung von Verkehrszeichen und Verkehrsspiegeln und dergleichen so grundlegend ver- bessert? Sicherlich haben sich alle diese Maßnahmen günstig ausgewirkt; der hauptsächliche Grund für die- ses scheinbare Zurückgehen der Unfälle ist jedoch in der 1955 in Kraft getretenen neuen Bestimmung des Kraftfahrgesetzes zu suchen, die den an einem Unfall Beteiligten die Möglichkeit einräumt, bei Verkehrs- unfällen mit bloßem Sachschaden gegen Ausweislei- stung von einer Anzeige Abstand zu nehmen. Bis Hl55 mußte noch jeder Verkehrsunfall der nächsten Sicher- heitsdienststelle angezeigt werden. Das Absin'ken der statistisch erfaßten Unfälle von 1955 bis 1957 ist zwei- fellos darauf zurückzuführen , zumal es naturgemäß einige Zeit brauchte, bis diese gesetzliche Bestim- mung bei den Verkehrsteilnehmern bekannt wurde. In den letzten zwei Jahren wurde diese nur scheinbar rückläufige Entwicklung durch die starke Zunahme der Motorisierung aufgefangen und steigt die Unfalls- kurve seit Ende 1957 wiederum an. Das Absinken der Verletztenziffem in Steyr seit dem Höchststand mit 398 im Jahre 1955 kann hingegen mit der Änderung gesetzlicher Bestimmungen nicht in Zusammenhang gebracht werden. Hiefür muß doch be- vorzugt die Tätigkeit der zuständigen Behörden zur Hebung der Verkehrssicherheit und eine Verbesserung der Verkehrsdisziplin der Bevölkerung verantwortlich gemacht werden. Die besonderen Gefahrenstellen in unserer Stadt sind allgemein bekannt; es wäre jedoch falsch anzu- nehmen, daß sich dort die meisten Verkehrsunfälle ereignen. Nicht am Grünmarkt, beim Neutor, in der pfarr-, Enge-, Kirchen- oder Gleinker Gasse kommt es zu den meisten Unfällen, obwohl man das gerade an diesen engen und teilweise unübersichtlichen, dabei besonders verkehrsreichen Stellen erwarten würde. Die Kenntnis der Gefährlichkeit veranlaßt die Einheimi- schen zu besonderer Vorsicht, während die fremden Kraftfahrer schun allein Jurch dito Ortsunkenntnis und die ungewohnte Enge der Straßen zu langsamen und aufmerksamen Fahren gezwungen sind. Die häufigsten Unfälle ereigneten sich vielmehr dort, wo die Stra- ßenverhältnisse bereits wieder als normal zu bezeich- nen sind und eine größere Geschwindigkeit zulassen. Es sind dies die Haratzmüllerstraße (1958 23 Unfälle), die Sierninger Straße (1958 24 Unfälle), die Ennser-, Punzer- und Haager Straße. Dies kann jedoch nicht nur in · Steyr beobachtet werden; bei einer kürzlich in Linz abgehaltenen Verkehrstagung wurde bestätigt: Je schnellere Geschwindigkeiten die Straße zuläßt, desto größer ist die Unfallshäufigkeit und umso schwerer sind die Unfallsfolgen. Die unfallsreichsten Tage waren 1958 der. 6. De- zember mit 5, der 21. März, der 4. und 25. Juni so- 159

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