Amtsblatt der Stadt Steyr 1959/10
1959 AMTSBLATT DER STADT STEYR Beilage Städtisches Heimathaus AUSZUG aus dem 63. Jahresbericht über das Jahr 1958 D as Jahr 1958 stand im Zeichen der Arbeit an der Petermandl 'sehen Messersammlung. Es konnten sowohl die Restaurierungsarbeiten, die an den wertvollen Stücken von der Waffenabteilung des kunst- historischen Museums Wien vorgenommen wurden, durchgeführt werden als auch die Einordnung in dem fUr diesen Zweck hergestellten Raum im Städtischen Heimathaus. Rund 1200 Stücke der Messersammlung - auf 59 Tafeln montiert - stehen somit zur Schau. Die immer wieder bewunderte Puppensammlung - sie zeigt sowohl höfische Prachtkostüme als auch al- te Volkstrachten der Donaumonarchie - wurde in ihren Teilen, die der Restaurienmg bedurften, hergestellt und ausgebessert. Diese Arbeiten nahm die Restaurato- rin Hahmann aus Linz vor. Desweiteren wurden 12 in- standsetzungsbedürftige Ölgemälde dem akademischen Maler Frowent zur Restaurierung übergeben. Ein vor- her unkenntliches Bild, das sich nach entsprechender Fachbehandlung als Ansicht Steyrs in der Barockzeit (das Bild ist in die Zeit von 1709 - 1727 zu datieren) zeigte, nimmt nunmehr einen würdigen Platz in der Kanzlei des Bürgermeisters ein. Um wertvolle Stücke in den Schauräumen ausstel- len zu können, wurden im Berichtsjahr 10 Vitrinen in der üblichen Form angeschafft. Erworben wurden 143 Gegenstände u. zw. 36 durch Kauf, der Rest durch Spenden. Die Hauptarbeit galt auch im ganzen Jahr 1958 der Inventarisierung. Die Gesamtzahl der bereits auf- liegenden Karteikarten erreicht die Höhe von 17 400. Das Heimathaus wurde während des Jahres von insgesamt 3 091 Personen besucht. BEDEUTENDE STEYRER S teyr war Geburtsort oder Heimat bedeutender Männer. Wir kennen sie zumeist nur dem Namen nach, weil Straßen oder Plätze nach ihnen be- nannt sind. Sie in ihrer Bedeutung den verehrten Lesern nahezubringen, soll Aufgabe einer Reihe kurzer Lebens- beschreibungen sein, die in dieser Folge mit einem Mann beginnt, dessen 150. Geburtstag Anlaß des Ge- denkens in vielen geistigen ZenLren 1for En.k war: FERDINAND REDTENBACHER F erdinand Redtenbacher erblickte am 25. 7. 1809 im Hause, Steyr, Stadtplatz 39, als Sprosse ei- nes alten oberösterreichischen Eisen- Herrenge- schlechtes das Licht der Welt. Vorerst wandte sich Redtenbacher nicht dem technischen Studium zu, son- dern arbeitete in einem Kaufmannsgeschäft. Nachdem er dann drei Jahre an der Realschule in Linz studiert hatte, trat er 1825 in den Dienst der Linzer Baudirek- tion. Doch bereits Ende 1825 verließ er Linz und stu - dierte an der Technischen Hochschule und Universität Wien. Von seinen Lehrern Artzberger und v. Ettings- hausen wurde er besonders gefördert. Erst im 21. Le- bensjahre stehend, wurde er Assistent fUr das Fach "Maschinenbau" an der Technischen Hochschule Wien und übte diese Tätigkeit vier Jahre lang aus. Das Jahr 1833 führte Redtenbacher an das Gewerbeinstitut nach Zürich, wo er nach zwei Jahren zum Professor der praktischen Mathematik ernannt wurde. Diese Stellung hatte er bis 1841 inne. Im selben Jahre als Professor an das Polytechnikum in Karlsruhe berufen, wirkte er dort volle 21 Jahre. Nach seiner Ernennung zum Hofrat (1854), wurde er 1857 Direktor dieser Anstalt. Unter seiner Leitung erlangte das Polytechnikum in Karlsruhe Weltruf, Redtenbacher ist der "Vater des wissenschaftlichen Maschinenbaues". Nicht von der Praxis, sondern aus theoretisch-wissenschaftlichen Er- fahrungen leitete Redtenbacher die Gesetze des Ma- schinenbaues ab und lehrte den Wirkungsgrad einer Ma- schine vorauszubestimmen. Die Ausbildung des In- genieurs wurde von ihm durch Einführung allgemeiner Bildungsfächer an technischen Hochschulen auf breite- re Grundlage gestellt. Auch eine wichtige politische Aufgabe wurde ihm übertragen: 1848 wurde er durch die Bürgerschaft von Steyr als Abgeordneter zum Frankfurter Parlament gewählt. Von seinen Werken seien hier "Prinzipien der Mechanik", "Theorie der Turbinen", und "Der Ma- schinenbau" genannt. Weiters sei noch angeführt, daß Redtenbacher der Lehrer von Cat1 Benz war. FERDINAND REDTENBACHER Büste - Heimathaus Steyr Im Ehrenhof der Kalrsruher Technischen Hoch- schule erinnert ein Denkmal an Redtenbacher, In Steyr wurde eine Straße nach ihm benannt und an seinem Ge- burtshause eine Gedenktafel angebracht. Zwei Büsten Redtenbachers, der am 16. April 1863 gestorben ist, birgt das Heimathaus Steyr.
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