Amtsblatt der Stadt Steyr 1959/7
1959 AMTSBLATT DER STADT STEYR 11 AUS LESERKREISEN WURDE NACHSTEHENDER ARTI- KEL ZUR VERÖFFENTLICHUNG EINGEREICHT: Elternhaus und Schule E in enger Kontakt zwischen Elternhaus und Schule ist heute eine Notwendigkeit, ja ein Grunderfor- dernis jeder Erziehungsarbeit. Je mehr sich die Eltern für die Erziehung und die Lernerfolge der Kinder interessieren, desto reibungsloser wird sich die Erzie- hungsarbeit in der Schule und daheim gestalten. Erziehung verlangt nach Vor b i 1de rn, nach Idealen. Die Bedeutung der Familie kann nicht hoch ge- nug eingeschätzt werden. Die Erfahrung beweist uns, daß der Erfolg in der Erziehung der Kinder in erster Linie vom "Klima", das in der Familie herrscht, ab- hängig ist. Ein kaltes Familienmilieu mit viel Streit und Uneinigkeit kann für das Kind nicht das "gute Bei- spiel" sein, das es zu einer gesunden Entwicklung be- nötigt. Ebenso leiten diejenigen Eltern die Erziehung ihrer Kinder in eine falsche Richtung, die ihnen jeden Wunsch erfüllen. Sie ernten nur Undank und Vorwürfe. Es ist eine alte Tatsache, daß die Wertbegriffe, die das Kind im Elternhaus empfängt , entscheidend sind für das ganze Leben. Alles spätere Denken, Fühlen und Wol- len wurzelt in der Kindheit. Die Erziehungsarbeit der Schule hat sich verdop- pelt. Durch die Berufstätigkeit beider Elternteile erge- ben sich oft zahlreiche Erziehungsmißstände. Den sogenannten "Schlüsselkindern• fehlt das Gefühl der Geborgenheit in der Familie. Wie die Erwachsenen, so sind auch die Kinder der Hast und dem Tempo der Zeit unterworfen. Das Zeit- alter der Technik und Automation bringt es mit sich, daß die Kinder zu früh aus ihrer Traumwelt herausge- rissen werden. Sie lernen die reale Welt zu früh ken- nen . Die heutige Jugend ist reizüberflutet. Viele Ju- gendliche können sich nicht mehr konzentrieren. Schuld daran ist das unpädagogische Wirken der moder- nen Massenbeeinflussungsmittel. Um die Lernerfolge zu heben, soll die Freizeit- gestaltung der Kinder von den Eltern oder anderen Er- ziehungsberechtigten wenigstens teilweise überwacht werden. Die schädigenden Umwelteinflüsse sind zu ei- nem Hauptverführer der Jugend geworden. Es wundert uns daher nicht, daß sehr viele Jugendliche kriminell werden. Leider wird beim Film nicht immer auf die Qualität geschaut, sondern was die Kasse einbringt. Be- sonders gefährlich sind die Schundhefte (Comics- Hef- te!). Nur Schlagworte und schmutzige Zeichnungen bringen diese Ausgaben. Der literarische Geschmack der Jugendlichen wird dadurch völlig verdorben. Bei Kontrollen der Schultaschen kommen ganze Sammlun- gen zum Vorschein. Dagegen bietet der Buch k 1u b der Jugend für wenig Geld das beste Schrifttum für die Schüler. Hier sollten die Eltern den Aufrufen der Lehrerschaft mehr Folge leisten und ihre Kinder anei- fern, daß sie nur gute Bücher lesen. Ein bewährtes Mittel gegen die Verwahrlosung ist eine gut geführte Jugendorganisation. Hier können die sozialen Tugenden wie Einordnung, Verantwortungsbe- wußtsein, Aufrichtigkeit und Hilfsbereitschaft wirksam werden. Es ist für die Eltern der schönste Lohn , wenn sie sehen, daß ihr Kind zu einem anständigen, pflichtbe- wußten Menschen heran wächst. Deshalb sollen wir die Erziehung unserer Kinder ernst nehmen. Eine schulfreundliche Einstellung des Elternhauses hilft dabei. Befolgen wir die Worte des Dichters Wilhelm Adametz: •wir müßten wieder Zeit für unsere Kinder ha- ben!" Amtliche Nachrichten Städtischer Kindergarten D er Betrieb in den städtischen Kindergärten und im Kinderhort schließt mit 30. Juli 1959, ausge- nommen hieven ist lediglich die Kindertagesstätte Plenklberg. Die Neueinschreibungen für das Jahr 1959/60 fin- den am Donnerstag, den 3. und Freitag, den 4. Sep- tember 1959 in der Zeit von 8 - 12 Uhr und von 13 - 16 Uhr in den einzelnen Kindergärten statt. Mit Montag, den 7. September 1959 beginnt wie- derum der Betrieb. Für die Aufnahme des Kindes .kommt in der Regel der der Wohnung nächstgelegene Kindergarten in Be- tracht, Die städt, Kindergärten befinden sich: Wasservilla, Wehrgrabengasse 26 Hauptschule Promenade, Redtenbachergasse Nr. 2 Kinderheim Ennsleite, Brucknerstraße Nr. 6 Alte Schule Ennsleite, Josef-Wokral-Straße Nr. 5 Taschelried, Blümelhuberstraße Nr. 21 Plenklberg , Punzerstraße Nr. 1 Derfling~rstraße Nr. 15 Leharstraße Nr. 1 Konradstraße Nr. 6 Puschmannstraße Nr. 10. Der städt. Kinderhort ist im Kindergarten Pusch- mannstraße Nr. 10 untergebracht. Zur Aufnahme des Kindes sind der Geburtsschein und Impfzeugnisse mitzubringen. Als Elternbeitrag werden S 10, -- pro Monat ein- gehoben; außerdem ist jährlich für die zusätzliche Un - fallversicherung der Kinder im Kindergarten und auf dem Wege von und zur Wohnung eine Prämie von S 1, - - zu leisten. 103
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