Amtsblatt der Stadt Steyr 1959/6

1959 AMTSBLATT DER STADT STEYR 3 Kleine Plauderei über unsere Kindergärten 1 n jeder Familie wird das Ziel der Eltern sein , ihr Kind im späteren Leben froh, ausgeglichen und glllcklich zu sehen. Dies wird nicht mit dem Ab- warten des Erwachsenseins allein erreicht, die Verfolgung dieses Zieles muß schon weit früher beginnen. Die ersten Lebensjahre sind es, in denen der Mensch seelisch ge- formt wird. Hier wird das Fundament für später gelegt, hier beginnt die Erziehung des Kindes im Sinne wirkli- cher Menschenbildung. Diese Aufgabe obliegt inerster Linie der Familie. Ihr dabei behilflich zu sein, sie zu stützen und ausgleichend zu wirken, ist Aufgabe unserer Kindergärten. Steyr besitzt derzeit 10 städtische Kindergärten und 1 Kinderhort mit insgesamt 720 eingeschriebenen Kindern. Im Vergleich zu anderen Städten ist dies sehr viel. Vieles wurde nach 1945 auf diesem Gebiet neu geschaffen, wobei weitgehend die modernen pädagogi- schen Gesichtspunkte berUcksichtigt wurden; manches ist noch in Arbeit. Im Jahre 1950 wurde der neuerbaute Kindergarten Taschelried eröffnet, der später noch um drei Gruppen- einheiten erweitert wurde. Den Kinderhort im Münich- holz errichtete die Stadtgemeinde im Jahre 1956. Um den berufstätigen Müttern zu ermöglichen, ihrer Arbeit nachzugehen, erbaute die Stadt 1952 die Kindertages- KINDERGARTEN TASCHELRIED - SPIELPLATZ stätte am Plenkelberg. Im Hort und in der Kindertages- stätte werden die Kinder ganztägig betreut. Der Zweck unserer Kindergärten ist, den Lebens- raum der Kinder zu erweitern. Sie bieten ihnen die Möglichkeit, sich selbständig zu bewegen, neue Erkennt- nisse zu sammeln, zu erproben und weiter zu entwickeln. Durch das Spiel wächst das Kind hinein in die Gemein- schaft und in die Zeit. Gelegentliche Verbote und Ver- sagungen gehören ebenso zu den erzieherischen Forderun- gen, wie die ersten, selbsttätigen, schöpferischen Leistun- gen des Kindes. Für den Laien ist dies wohl oft unver- ständlich, doch gerade diese spielerischen Versuche sind mitentscheidend für die spätere Entwicklung des Kindes. Diese unscheinbare Betätigung unserer Jüngsten, das Han- tieren mit Bausteinen verschiedenster Arten, das Model- lieren mit Plastilin, die Bilderbuchbetrachtungen, das Spiel mit der Puppe, Zeichnen, Malen, und noch vie- les mehr ist unbewußte Selbstausbildung und damit Grundlage der späteren Persönlichkeit. Die Atmosphäre eines guten Familienlebens wird in den Tageslauf des Kindergartens mit einbezogen, oh- ne die Bindung zwischen Elternhaus und Kind zu stören, Durch Aussprachen· und Elternabende wird der Kontakt mit den Eltern gefördert und gefestigt. Neue Erziehungs - hilfen werden besprochen und die Leistungen der Kinder ins richtige Licht gerückt. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Gebie- te der Psychologie und Pädagogik haben auch in der Kin- dergartenarbeit Neues gebracht. Es wird keine Möglich- keit versäumt, diese Erfahrungen den einzelnen Erzie- hern nahe zu bringen. Die Kindergärtnerinnen nehmen daher an den regelmäßig abgehaltenen Fortbildungswo- chen teil, bei denen sie neue Erkenntnisse gewinnen, die sie dann in ihrer Arbeit praktisch auswerten. BEIM SPIEL Durch die Erziehung in den Kindergärten wird all- gestrebt, die Kleinen mit dem Leben in einer größeren Gemeinschaft neben der Familie vertraut zu machen. Darüber hinaus ist es jedoch die Absicht der Stadt- verwaltung, <kr Jugend durch ihren Kindergartenaufent- halt glUckliche Kindheitserinnerungen auf ihren zukünf- tigen Lebensweg mitzugeben. 79

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