Amtsblatt der Stadt Steyr 1958/10

5 AMTSBLATT DER STADT STEYR Die Vorweihnachtszeit • lß den städtischen Kindergärten D as Weihnachtsfest ist der Höhepunkt des Familien- lebens und dieser Tatsache sollte in der Erziehung. eine der wichtigsten Tätigkeiten in der Familie. Rechnung getragen werden. So ist auch die Tätigkeit im Kindergarten während dieser Zeit nicht auf den Kin- dergarten selbst und seine Weihnachtsfeier, sondern auf das Fest der Kinder in ihrem eigenen Heim gerichtet. Durch Handarbeit und Spiel, durch Erzählungen und Wechselgespräche sollen unsere Kleinen in diese freu- dige Erregung versetzt werden, die ihre Erfüllung unter dem Christbaum und im Schoße der Familie findet. Vielfältig ist die Tätigkeit und unglaublich der Eifer der Kleinen. Mit überglücklichem Glanz in den Augen basteln und spielen, erzählen und singen sie un- ter dem Adventkranz. An schönen Bändern hängen Brie- fe und täglich wird einer abgeschnitten. So werden die Tage bis Weihnachten gezählt. Es gibt eine Weihnachts- uhr mit 24 Bildern, Weihnachtspyramiden, die sich durch die Wärme der Kerzen bewegen, Weihnachtshäu- ser und Kalender, Weihnachtsschlitten und noch vieles mehr. Leider bleibt es den Tanten - so werden die Kin- dergärtnerinnen von den Kindern genannt - nicht er- spart, in diesen ersten Adventtagen auch in verängstigte Kindergesichter blicken zu müssen. Aus einer Verken- nung der Erziehungspflichten heraus, werden leider heu- te noch immer Kinder in den ersten Lebensjahren zu seelisch kranken Menschen gemacht. freilich, ein ge- brochenes Bein, kann man beim bloßen Hinsehen er- kennen; eine gebrochene Kinderseele aber kann für den weniger Aufmerksamen lange verborgen bleiben. Der Krampus - denn dieser ist damit gemeint - entbehrt je- der erzieherischen Ber~chtigung. Statt einen freien, si- cheren und offenen Menschen heranzubilden, sorgt er dafür, c!aß Angst und Unsicherheit Fähigkeiten von un- schätzbarem Werte für das spätere Leben unterdrücken. Im Kindergarten machen nicht Gewalt und Furcht die Kinder für den Augenblick gefügig, sondern sie werden mit Liebe, Verständnis und Freude geführt. Als Weih- nachtsvorbote kommt der Nikolaus in unsere Kindergär - ten und bringt die von den Kindern selbst gearbeiteten Butten, Tüten, Sackerl und Körbchen mit Süßigkeiten gefüllt. Ist das Fest des Nikolos vorbei, beginnen die Vor- bereitungen für Weihnachten. In den Bastelstunden sind Kinder und Tanten eifrig tätig. Es wird ausgeschnitten, geklebt, gefaltet; angeflittert und modelliert. Wie stolz sind sie, wenn sie ihre Weilmachtskerze selbst mit bun- tem Wachs verzieren dürfen. ,Und wie vielfältig sind ih- re Einfälle! Verschiedene Kleinigkeiten, wie Glöckchen, Sterne, Laternen, Schlitten und noch mehr, werden von den Kindern selbst hergestellt. Sie sind dazu bestimmt, den Weihnachtsbaum mit kindlich bunten Gaben liebevoll zu schmücken. Nicht der materielle Wert ist entschei- dend, sondern die Anerkennung der Leistung unserer Kleinsten. Wir gedenken in dieser Zeit auch unserer Vögel. Die größeren der Kinder backen Kekse, um einen Ast oder kleinen Baum für unsere gefiederten Freunde herzu- richten. So helfen die Kinder überall mit. Sie sind er- faßt von dem glücklichen Strom der Weihnachtsvorfreu- de. VOR DEM WEIHNACHTSBAUM Meist am letzten Kindergartentag vor Weihnach- ten gibt es eine Weihnachtsjause. Im Zimmer duftet es nach frischem Tannengrün, nach Äpfeln und Back - werk. Die Tische sind festlich gedeckt, Kerzen, Tan- nenzweige, Knusperhaus und Weihnachtstischschmuck geben dieser Stunde ein festliches Gepräge. Unter Ob- hut der Tante zünden die Kinder die Kerzen an, der Glanz und die Wärme spiegeln sich in den Gesichtern der Kinder wieder. Da schauen selbst die Kleinsten an- dächtig zu und lauschen. Nachdem unsere schönen Weihnachtsweisen verklungen sind und alles bestaunt wurde, ladet die Tante die kleine Schar zur Jause ein. Den Abschluß bildet eine Weihnachtsgeschichte. Auf dieser Art erleben unsere Kinder die Vorweih- nachtszeit im Kindergarten. Weihnachten IM SPIEGEL DER OFFENLICHEN FIJRSORGE usgehend vom althergebrachtenBrauchtum bietet Weihnachten einen besonderen Anlaß, unseren otleidenden Mitbürgern zu helfen und ihnen ei- ne bescheidene Freude zu bereiten. Die Auszahlung des 13. Monatsbezuges an die Fürsorgeunterstützungsempfänger gibt alljährlich den Auftakt für die vorgesehenen Hilfsaktionen. Dieser zu- sätzliche Bezug erfordert einen Aufwand von S 63 000, - - . Unmittelbar darauf folgt die Durchführung der Kohlenhilfsaktion, über die in der Novembernummer des Amtsblattes eingehend berichtet wurde. Die Kosten dieser Aktion stellen sich auf S 330 000, --. Weiters ist beabsichtigt, eine einmalige Weih- nachtszuwendung an alle im Bezug der Fürsorgeunter - 141

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