Amtsblatt der Stadt Steyr 1958/6-7

stellungszwecken und für sonstige Veranstaltungen ver - wendet werden. Nach kleinen baulichen Änderungen wurden 1951 von der Stadtgemeinde Steyr nach den Plänen des Ar- chitekten Dipl. Ing. PIFFL der Kinosaal und die Hei - zungsanlagen umgebaut. 1m Jahre 1955 entschloß sich der·Gemeinderat zum neuerlichen Umbau de·r Industriehalle, um damit ein dem kulturellen Leben unserer Stadt entsprechen- 7 AMTSBLATT DER STADT STEYR des Theater zu schaffen. Mit der Planung und techni- schen Bauoberleitung wurde der Linzer Architekt Dipl. Ing. Karl TOBISCH-LABOTYN beauftragt. Mit der Verwendung als Theater wird ein neues Kapitel der abwechslungsreichen Geschichte der Indu- striehalle aufgeschlagen, die seit ihrem Bestehen viel- fach den äußeren Rahmen für das wirtschaftliche, kul- turelle und politische Geschehen Steyr 's bildet und so- mit Zeugnis für den Aufbauwillen unserer Stadt ablegt. BAUBESCHREIBUNG Im Zuge des letzten Umbaues der Industriehalle wurde im Anschluß an den 900 Sitzplätze fassenden Saal des Volkskinos nach Abbruch eines Flügeltraktes ein allen Anforderungen des modernen Theaters entspre - chendes Bühnenhaus mit einer über 250 m2 großen Büh- ne und einem Orchesterraum für 55 Musiker errichtet. · - Zum Bühnenhaus gehören noch zahlreiche Künstlergar- deroben, Aufenthaltsräume für Orchestermitglieder und Lüftungs- und Heizungsanlagen. Die Öffnung des Bühnenportals entspricht annä- hernd dem Großen Haus des Landestheaters in Linz. Die Hauptbühne ist 18, 70 m breit und 14 m tief; die Höhe bis zum Schnürboden beträgt 17 m. An bühnentechnischen Einrichtungen ist besonders hervorzuheben eine Drehzylinderbühne von 11, 50 m Durchme!r ser mit eingebauten Versenkungen sowie zwei großen Bodenausschnitten, durch die Personenauftritte a·uf die Bühne auch von unten her und im Drehen bewerkstelligt werden können; der Schnürboden für 30 Züge, die in kürzester Zeit jeden nur erdenklichen Bühnenumbau ermöglichen; ein aufrollbarer Rundhorizont als vollständigerBüh- nenabschluß, auf welchen die szenenmäßigen Hinter- gründe projeziert werden können. Der Rundhorizont hat ein Ausmaß von 444 m2; ein parallel zum Rundhorizont verlaufender drei- teiliger Hochzug für Schleierhorizonte und Stoffverhän- gungen; ein kompletter Panoramazug zwecks Auskleidung der Bühne in voller Höhe mit Stoffvorhängen und der- gleichen. Bemerkt wird, daß der Rundhorizont und der Panoramazug so ausgeführt sind, daß auch für die ersten Parkettreihen keine falschen und störenden Durchsichten in das Bühnenhaus entstehen: eine fahrbare Beleuchterbrücke, mittels welcher der Bildausschnitt bis auf die halbe Höhe des Bühnenpor- tals verkleinert werden kann; ein Zwischenaktvorhang hinter der Beleuchterbrük- ke, der auch zur beiderseitigen Verschmälerung des Büh- nenbildes dient; eine begehbare Abdeckung des Orchesterraumes, um bei Schauspielen und dergleichen die Handlung auf die Vorbühne verlegen zu können; neben einem Hauptvorhang und einem aus Wasser- dämpfen gebildeten Schleiervorhang über das ganze Büh- nenportal wurden auch Übertragungsgeräte eingebaut, welche eine Fernübertragung des Bühnengeschehens er- möglichen; ebenso sind akustische Geräte für theater- mäßige Geräuschkulissen, wie Wind, Donner, Meeres- rauschen, Pferdegalopp und dergleichen, vorhanden. Selbstverständlich sind auch alle erdenklichen Si- cherheitsvorkehrungen für Brandkatastrophen getroffen worden und entsprechen die e_ingebauten Alarm- und Bekämpfungsanlagen den letzten Erkenntnissen auf die- sem Gebiet. f~ .1-= - • - STELLWERK ODER LICHTORGEL ZUR STEUERUNG DER BELEUCHTUNG SÄMTLICHER SCHEINWERFER UND BE- LEUCHTUNGSANLAGEN. Auf eine Konstruktionsbesonderheit des Gebäudes soll noch hingewiesen werden. Das ganze Bühnenhaus samt allen Nebenräumen wurde im Schüttbauverfahren hergestellt, und zwar unter Verwendung des zu Splitt verarbeiteten Abbruchmaterials des niedergerissenen Flügeltraktes. Obwohl nun der umbaute Raum des neu- en Bühnenhauses 5 ·mal größer ist, blieb so viel Ziegel- splitt über, daß daraus noch mehrere Einfamilienhäu- ser errichtet werden könnten. Mit den an keiner Stelle mehr als 30 cm starken Mauem ist hier im Verein mit der Gesamtplanung ein Meisterstück statischer Inge- nieurkunst erstellt worden. Dabei wurden alle Erforder- nisse der Bühnentechnik und Baukonstruktion so voll- kommen übereingestimmt, daß keine doppelten Kon- struktionen aufscheinen, sondern alle tragenden Bau- teile gleichzeitig als tragende Elemente für die büh- nentechnischen Einrichtungen dienen. 1m Zuschauerraam wurde vorläufig nur eine am- phitheatermäßige Hebung der Parkettreihen unter Auf- lassung von 8 Parterrelogen zur Gewährung bessererSicht- verhältnisse gurchgeführt, ohne den bisherigen Charak- 87

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