Amtsblatt der Stadt Steyr 1958/2

I 5 Amtsblatt der Stadt Sttyr K u L T Das Landestheater Linz brachte am 24. und 31. März 1958 im Stadttheater Steyr das Stück von Christopher Fry ,, Das D1111kel ist tkht genug ,, Hiezu einige Kritiken: Herbert Lange schreibt in den o. ö. Nachrichten vom 24. 3. 1958 folgendes: (auszugsweise Wiedergabe} Ein Poet, der Rollen schreibt und dennoch Dich- ter bleiben kann. das ist Christopher Fry. Eine höchst seltene Erscheinung auf der Bühne unserer Zeit. ••••• er gestaltet Lebensweisheit, die hier und jetzt wie überall und immerdar gelten sollte. Das Dun- kel seiner poesievollen, rhythmischen Sprache ist hell genug, um erk~nnen zu lassen, daß jedes von uns be- drohte Leben seiner Na tur nach unantastbar ist. Selbst das des Deserteurs und unzuvei'.lässigen, schwer erträg- lichen Charakters Gettner. Freiheit müßte sich für den Menschen auch darin erweisen, daß er nicht nur Ent- schlüsse fassen, sondern sie auch wieder ändern da·rf. Doch die Regeln der Parteiung, die Konvention der Ge- sellschaft verfolgt den, der von dieser Freiheit Gebrauch macht, als Verräter. Wo bleibt die Freiheit, wenn Be- freier von Unterdrückung über Nacht zu Unte rdrückern werden? - Wahre und sich bewährende Humanität wird in diesem Dilemma neutral und praktisch auf der Sei- te des verfolgten Lebens blei ben; und sie wird Verble~ dete vielleicht durch das Beispiel von Weisheit und Reic- fe hellsichtig machen, durch Weisheit und Reife, die aus einer Entschlossenheit zur Passivität wirken - und das heißt wortwörtlich keineswegs nur zur Nichteinmi- schung, sondern auch zum Erleiden. u ••••• ein gutes Stück, das sich an e ine gutwillige Gemeinde wendet, die auch Zwischentöne zu verneh- men und Metaphern nachzuspüren weiß. Die Farben sind satt und tief, gedämpft klingt das Saitenspiel der See- len, das Wesenhafte tritt nicht in den grellen Vorder- grund einer Rampe, aber das Dunkel ist licht genug, Tiefe ahnend zu erfassen und zu empfangen. Aus Nuan- cen und Konstellationen eines Figurenspiels wächst ins- geheim ein unangreifbarer Glaube an Sinn und Beseli- gung alles Menschseins. Um es Christopher Fry selbst sagen zu lassen: " ••• das Leben bejahen, sich den Tod vertraut machen - und an der Freude festhalten .•••• doch nicht durch einen leicht verwundbaren Optimis- mus, sondern durch eine harterkämpfte reife Freude". Dr. Friedrich Steinbock schreibt in der "Steyrer Zeitung" vom 27. 3. 1958 folgendes: (auszugsweise Wiedergabe} "ImDunkel ist Licht genug" geeignet, den Theater- geschmack auch bei Erwachsenen weitgehend zu ver- derben. Denn das Theaterpublikum von heutzutage hat einen großen Fehler: das Vorurteil. R A M T Das Vorurteil nämlich, alles. was ihm vorgesetzt wird, auch gut zu finden. Es hat seine Kritik verloren, und wenn der Theatergast mit einem Stück nicht zu- rechtkommt, so sucht er den Mangel nicht im Stück • sondern bei sich selbst. Er schweigt und applaudiert, denn er will sich keine Blöße geben. Er läßt sich einre- den, in der Hintergründigkeit verberge sich eine gewal- tige Tiefe, und sucht ihr nachzuspüren. • • solange, bis er etwas findet, wo eigentlich nichts oder nur wenig ist. und in der Ausgabe vom 3. April 1958 folgendes: (auszugsweise Wiedergabe} ••••• man sollte sich nicht scheuen, an ein Stück auch mit Kritik heranzugehen. Denn unter hartem Zu- griff erweist sich die Substanz. In Christopher Frys Stück "DasDunkel ist Licht ge- nug" findet sich zwei fellos viel Positives. Es w/1re an- dersja nicht zu denken, daß es in Linz 1•onFred Schroer, einem Intendanten von Ruf, aufgenommen worden wäre. Und Fred Schroer übernahm nach der-Slllckwahl noch selbst Regie. ••••• Christopher Fry arbeitet mit trefflichen Sen- tenzen und gediegenen Gedankengängen: Der Krieg isl nicht nur eine ekelhafte, sondern auch eine sehr verlo- gene Angelegenheit, denn er schafft sich für sejne Bru- talitäten einen heiligen Namen. VERANST ALT UNGS KALENDER MAI 19 58 3. 5. 1958, 18 Uhr und 20, 30 Uhr Stadttheater Steyr: Gastspiel des "Wiener Werkeis" mit Tilla Hohenfels, Ossy Kolmann. Fritz Riha und Fred Weis 4. 5. 1958 , 20 Uhr, Stadttheater Steyr: Gastspiel des • Wiener Werkeis" 5. 5. 1958, 20 Uhr, Stadttheater: Gastspiel des Landestheaters Linz: •Komödie der Irrungen" von William Shakespeare (Abollllement und Restkarten} 10, 5. 1958, 20 Uhr, Casinosaal: • Liederabend zum Muttertag" des MGV. • Almröserl" 19. 5. 1958, 20 Uhr, Stadttheater: Gastspiel des Landestheaters Linz: "Der Babier von Sevilla". Komische Oper in 2 Akten von Gioachino Rossini (Abonnement und Restkarten} 22. 5. 1958, 20 Uhr, Stadttheater: Gastspiel des indischen TänzeIS Indra Kamadjojo 30. 5. 1958, 20 Uhr, Stadttheater: Gastspiel des LandestheateJS Linz: "Komödie der Irrungen" von William Shakespeare. (Reservierungsreihe und Freiverkauf)

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