Amtsblatt der Stadt Steyr 1958/2

Amtsblatt del' Stadt Steyl' Als im Jahre 1956 der alte Turm wegen Baufällig- keit abgetragen wwde, erhob sich sofort die Frage, in welcher form er wieder errichtet werden soll. Es mußte auf der einen Seite nach Möglichkeit du historisch ur- sprllngllchste Aussehen gesichert, auf der anderen Seite jedoch auch dem Bedarf des vorgesehenen Einbaues ei- ner Gutstätte Rechnung getragen werden. •.••• der neuerbaute Turm 1958 Nach einhelliger Auffassung dürfte der kapellenartige Tabor-Wachtturm als Teil der Steyrer Befestigungsanlagen ge- gen Ende des 15. Jahrhunderts entstanden sein. In der ältesten Ansicht Steyr's, dem Stich des Steyrer Goldschmiedes Wolfgang Hausser aus dem Jahre 1584, ist der Ta- bort1mn mit einem Türmchen inDachrei- terform„ welches ein Kegeldach ab - schließt, dargestellt. Zur anschaulichen Darstellung wird ein Ausschnitt aus diesem Stich abgedruckt. Das Gebäude erfuhr jedoch im Laufe der Zeit verschiedene bauliche Verände- rungea. So zeigt der Stich Merian 's aus der Mitte des 17. Jahrhunderts den Taborturm m quadratischer form mit einer ruu.dbogigen Öffnung. Das Türmchen sitzt in der Mit- te und ist von einem barocken Zwiebelhelm gekrönt. In einem Kupferstich nach einer Zeichnung von Reslfeldt aus dem Jahre 1693 ist das Taborgebäude mit zwei rundbogi'- gen Öffnungen an der Aussichtsseite und einem Dach- reiter mit Zwiebelhelm dargestellt. Bei der 1956 durchge-- fUhrten Abtragung des Turmes wurde eine Urkunde ge- fundea, welche die letzte, imJahre 1808 durchgeführ- te bauliche Veränderung bestätigt, bei welcher der Tmm als Dachreiter mit Laterne entstand, der dem Gehl ude die bekannten Umrisse mit dem kapellenar- tigen Charakter gab. 10 .f!:a~t MDBEL GIGENtlB[R CASINO UND SIERNINGERSTRASSE 30, BIETET Q UAL [ T Ä T S • M Ö 8 EL OHN E ANZAHLUNG BIS H MONATSRATEN ( ortlzlelle S W Verka■f88telle) Den Auftrag zur Neugestaltung und Planllllg er- hielt Arch. Ing. Carl Neudeck, weJcher in Anlehnung an das im Hausserstich überlieferte frllhere Aussehen und in der vom Bundesdenkmalamt empfohlenen Weise den Turm als Dachreiter in dem hochgezogenen Giebel nach vorne stellte, was historisch gesehen, als vertret- barste Lösung anzusprechen ist. Im Gebäude selbst wunlen die verbauten Doppel- arkaden mit dem Blick zur Stadt wieder freigelegt. Im Endausbau sind im Erdgeschoß eine Gutstube im alten Stil und die Küche samt den erfoiderlichen Nebenräu- • l PLANSKIZZE DER NEUEN ANLAGE men vorgesehen. Im Obergeschoß werden ein großer Speisesaal und ein kleiner Kaffeeraum errichtet. Die dem Gebäude vorgelagerte Terrasse und veischiedeae Außenanlagen werden den modernen Gaststättenbetrieb vervollständigen. Im rllckwärtigen Teil wird eiae öf- fentliche Klosattanlage eingebaut. Die Schauskizze gibt ein anschauliches Bild von den bereits in Bau befindlichen Einrichtungen. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß der Umbau des Taborturmes als ein ernster Veisuch der Stadtverwaltung zu wertu ist, modeme Zweckml81g- keit mit dem Bestreben der Erhaltung eiaes ebrwßnli- gen geschichtlichenDenkmals umererStadt zu verbia- den.

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